(ots) -
- Den Klaus J. Jacobs Research Prize 2015 erhält Professor
Sarah-Jayne Blakemore vom University College London (UCL), UK.
- Der Klaus J. Jacobs Best Practice Prize 2015 geht an die
Gesamtschule Unterstrass in Zürich.
Die in Zürich ansässige Jacobs Foundation, eine weltweit tätige
Stiftung im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung, gibt die
diesjährigen Preisträger der Klaus J. Jacobs Awards bekannt. Den mit
1 Million Schweizer Franken dotierten Research Prize 2015 erhält die
Neurowissenschaftlerin Sarah-Jayne Blakemore für ihre Forschung zum
Verständnis von emotionaler und sozialer Hirnentwicklung im
Jugendalter. Der mit 200'000 Schweizer Franken ausgestattete Best
Practice Prize 2015 geht an die Gesamtschule Unterstrass in Zürich
für ihr innovatives Projekt zu sozialem und emotionalem Lernen, das
soziale Kompetenzen in den Schweizer Lehrplan aufgenommen hat. Die
Klaus J. Jacobs Awards werden am 4. Dezember 2015 im Rahmen einer
feierlichen Zeremonie an der Universität Zürich verliehen.
Sarah-Jayne Blakemore - Klaus J. Jacobs Research Prize 2015
Sarah-Jayne Blakemore, Professorin am UCL, wird von einer Jury aus
Experten für ihre herausragenden Leistungen im Bereich der Kinder-
und Jugendentwicklung mit dem Klaus J. Jacobs Research Prize 2015
ausgezeichnet. Bis vor etwa 15 Jahren lautete die unter
Neurowissenschaftlern vorherrschende Meinung, dass die Entwicklung
des Nervensystems nach der frühen Kindheit weitgehend abgeschlossen
ist. Blakemore hat anhand einer Reihe von wissenschaftlichen
Erkenntnissen belegt, dass das Gehirn von Jugendlichen einem
Entwicklungsprozess unterliegt.
Das soziale Gehirn entwickelt sich in der Pubertät
Ihre Forschung zeigt, dass sich in der Adoleszenz die Art und
Weise, wie emotionale und soziale Informationen über andere Menschen
verarbeitet werden, sowie das Selbstbewusstsein und die
Entscheidungsfähigkeit verändern. Ihre Forschungsergebnisse machen
deutlich, dass neuronale Reaktionen auf soziale Ausgrenzung, riskante
Entscheidungen und die Interpretation sozialer Emotionen einem
Entwicklungsprozess unterliegen. Das soziale Gehirn, also die für die
soziale Kognition zuständigen Gehirnregionen, unterliegt
strukturellen Veränderungen und einer funktionalen Reorganisation in
der zweiten Lebensdekade, die somit eine sensitive Phase für die
Anpassung an das soziale Umfeld sein kann. Daher ist das typische
Verhalten in der Pubertät nicht hauptsächlich auf Hormone und
Veränderungen des sozialen Umfelds zurückzuführen, sondern zumindest
zum Teil auf adaptive, natürliche und unausweichliche biologische
Entwicklungen des Gehirns. Das für die Pubertät typische Verhalten
wie Risikobereitschaft und Beeinflussung durch Gleichaltrige kann
förderlich sein, da es tief in der menschlichen Entwicklung
verwurzelt ist. Daher sollte es nicht länger als riskant und
problematisch erachtet werden, sondern als erforschend und potenziell
sozial förderlich.
"Es ist mir eine grosse Ehre, mit dem Klaus J. Jacobs Prize
ausgezeichnet zu werden. Meine Laborforschung erfährt mit diesem
bedeutenden Preis der Jacobs Foundation eine grossartige Anerkennung.
Ich bin unbeschreiblich stolz auf meine wunderbaren Mentoren und die
phantastischen Menschen, die in meinem Team an der UCL mit mir in den
vergangenen 13 Jahren gearbeitet haben. Und ich bin den vielen
Kindern und Jugendlichen und Schulen dankbar, die an unseren Studien
teilgenommen und damit unsere Forschung ermöglicht haben. Ich möchte
mich auch für die freundliche Unterstützung der Kollegen bedanken,
die mich für diesen Preis nominiert haben, es macht mich glücklich,
mit ihnen zu arbeiten", sagt UCL Professorin Sarah-Jayne Blakemore.
Gesamtschule Unterstrass - Klaus J. Jacobs Best Practice Prize
2015
Die Gesamtschule Unterstrass in privater Trägerschaft in Zürich
widmet sich seit mehr als 34 Jahren dem Ansatz des gemeinsamen
Lernens, der Elemente aus der Neuropsychologie und
Kognitionspsychologie beinhaltet. Dabei steht neben der steten
Weiterbildung der Lehrer besonders das so genannte reziproke Lehren,
bei dem ältere Schülerinnen und Schüler jüngere unterrichten, im
Vordergrund. Die Gesamtschule Unterstrass erhält den Best Practice
Prize für ihr Projekt "Selbstführung und soziales Handeln in Schule
und Unterricht", mit dem die spezifische und sensitive Phase der
Adoleszenz sinnvoll genutzt werden soll.
Soziales Handeln auf dem Lehrplan
Mit diesem innovativen Projekt werden fächerunabhängig wichtige
soziale Kompetenzen in den schuleigenen Lehrplan aufgenommen. Im
Mittelpunkt der unterrichtlichen Umsetzung stehen verschiedene Formen
von altersgemischtem Lernen, bei denen sich Aspekte des sozialen
Handelns in idealer Weise mit Selbstführung verbinden. Wenn
Jugendliche jüngere Kinder unterrichten, müssen sie sich selber
führen, indem sie ihre Impulse hinter denjenigen der jüngeren
zurückstellen und auf deren unmittelbare Bedürfnisse eingehen. Die
Älteren lernen, ihre Gefühle zu regulieren und sind angehalten, ihre
Ziele zu erreichen. Wenn sie zum Beispiel eine altersgemischte Gruppe
von vier- bis zwölfjährigen Kindern führen, sind
Beziehungskompetenzen wie Konflikte lösen (Konfliktmanagement) sowie
zuhören und interpretieren (Kommunikationsstrategien) notwendige
Voraussetzungen. Wenn Jugendliche solche Aufgaben übernehmen, wachsen
sie daran.
"Indem Jugendliche, auch solche, die sozial auffällig sind und
Schwierigkeiten in der Selbstführung haben, Jüngere unterrichten und
betreuen, entdecken und entwickeln sie Qualitäten und Stärken in
Führung und Einfühlung", sagt Dieter Rüttimann, Leiter Gesamtschule
Unterstrass.
Die Klaus J. Jacobs Awards
Zu Ehren ihres Stiftungsgründers, des 2008 verstorbenen
Unternehmers Klaus J. Jacobs, vergibt die Jacobs Foundation seit 2009
jährlich zwei mit insgesamt 1,2 Millionen Schweizer Franken dotierte
Preise für herausragende Leistungen aus Forschung und Praxis in der
Kinder- und Jugendentwicklung.
Der Klaus J. Jacobs Research Prize honoriert wissenschaftliche
Leistungen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz für die Entwicklung
von Kindern und Jugendlichen. Die Jacobs Foundation legt großen Wert
darauf, dass wissenschaftliche Erkenntnisse aus interdisziplinär
angelegter Forschung in die Praxis einfließen. Dieser Forschungspreis
ist mit 1 Million Schweizer Franken dotiert.
Der Klaus J. Jacobs Best Practice Prize zeichnet außergewöhnliches
Engagement von Institutionen oder Persönlichkeiten aus, die
innovative Lösungen für die Kinder- und Jugendentwicklung praktisch
umsetzen. Dieser Praxispreis ist mit 200'000 Schweizer Franken
dotiert.
Hintergrund Jacobs Foundation
Die Jacobs Foundation ist eine weltweit tätige Stiftung im Bereich
der Kinder- und Jugendentwicklung. Der Unternehmer Klaus J. Jacobs
gründete die Stiftung 1989 in Zürich. Die Jacobs Foundation fördert
Forschungs-projekte, Interventionsprogramme und wissenschaftliche
Institutionen mit einem Jahresbudget von rund 40 Millionen Schweizer
Franken. Dabei ist die Stiftung in besonderem Masse der
wissenschaftlichen Exzellenz und Evidenz verpflichtet.
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