(ots) - Anlässlich des 25. Jahrestags der Deutschen Einheit
hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) für den
Biotopverbund "Grünes Band" an der früheren innerdeutschen Grenze die
Anerkennung als "Nationales Naturmonument" gefordert. Dieser
Schutzstatus, der bisher noch für kein Gebiet vergeben worden sei,
entspreche der Bedeutung des "Grünen Bands" als herausragendes
ökologisches und historisches Denkmal, sagte der BUND-Vorsitzende
Hubert Weiger in Berlin. "Der Koalitionsvertrag in Thüringen enthält
bereits die Zielsetzung der Ausweisung des Grünen Bands als
Naturmonument. Die anderen Bundesländer am früheren Grenzstreifen
müssen sich dem anschließen. Und die naturbelassenen Gebiete entlang
des gesamten früheren Eisernen Vorhangs - auch unter dem Namen
'Grünes Band Europa' bekannt - müssen von der Bundesregierung und
weiteren 23 Anrainerstaaten als UNESCO-Welterbe vorgeschlagen
werden", forderte Weiger.
Unmittelbar nach dem Mauerfall hatte der BUND das "Grüne Band" als
erstes gesamtdeutsches Naturschutzprojekt aus der Taufe gehoben. Mit
rund 1400 Kilometern quer durch neun Bundesländer ist es Deutschlands
längster Biotopverbund. Knapp ein Drittel davon befinde sich noch
immer in Privatbesitz, sagte Weiger. "Das Risiko ist hoch, dass die
privaten Teile des `Grünen Bands` verkauft, intensiv
landwirtschaftlich genutzt und dann nicht mehr dem Naturschutz zur
Verfügung stehen werden", warnte der BUND-Vorsitzende. Um die fast
3000 Fußballfelder großen Lücken im "Grünen Band" zu schließen,
forderte Weiger von der Bundesregierung ein nationales Förderprogramm
"Lückenschluss Grünes Band". Für den Ankauf noch fehlender Flächen
müssten rund 30 Millionen Euro bereitgestellt werden. Zur dauerhaften
Sicherung des "Grünen Bands" sollte außerdem im Bundesetat ein
eigener Haushaltstitel eingerichtet werden.
Weitgehend ungesichert sei auch das "Grüne Band Europa". "In
Deutschland liegt der Naturschutz in den Händen zehntausender
Ehrenamtlicher, wird von vielen gemeinnützigen Organisationen
umgesetzt und von staatlichen Stellen auf vielfältige Weise
unterstützt. In den meisten Ländern entlang des früheren Eisernen
Vorhangs sieht das anders aus. Positiv ist, dass mittlerweile mehr
als zwei Dutzend Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus 14
Ländern im neu gegründeten Verein ,European Green Belt Association'
den Erhalt des Grünen Bands Europa vorantreiben", sagte Weiger.
Zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung zog der BUND-Vorsitzende
eine zwiespältige Bilanz der Entwicklung des Umweltschutzes in Ost
und West. "Ost und West wachsen ökologisch zusammen, im Guten wie im
Schlechten. Heute ist der größte Teil Ostdeutschlands - was die
Verschmutzung von Luft, Wasser und Böden angeht - kein ökologisches
Krisengebiet mehr. Die damals wegen der Luftverschmutzung
absterbenden Wälder im Erzgebirge haben sich erholt, die
Wasserqualität in Flüssen wie Saale und Elbe hat sich wesentlich
verbessert. In Ost und West sind die Umweltprobleme heute fast
dieselben. Der Osten Deutschlands ist inzwischen ein Hotspot für
Erneuerbare-Energien-Anlagen, leider aber auch der Massentierhaltung.
Das Gleiche gilt für Schleswig-Holstein oder Niedersachsen", sagte
Weiger.
Die Zersiedelung der Landschaft, wachsende Verkehrsströme mit
Abgasen, Lärm und gesundheitlichen Belastungen, die Altlasten der
Atomindustrie und die Ausweitung der industriellen Agrarproduktion
verursachten enorme Umweltprobleme im Osten wie im Westen. Die Frage,
ob die Wirtschaft ohne Rücksicht auf nachfolgende Generationen weiter
wachsen müsse oder ob es eine zukunftsfähige und umweltfreundliche
Entwicklung gebe, sei nach wie vor hochaktuell. "Mit Geldern aus
Umwelt- und Wirtschaftsprogrammen wie dem Aufbau Ost wurden nicht nur
die Sanierung von Altlasten finanziert, sondern auch neue Autobahnen,
Flussbaumaßnahmen und Flughäfen, das Zubetonieren von Grünanlagen für
Gewerbegebiete und Gebäude oder der Abbau von Schienenverbindungen in
der Fläche. Entgegen damaligen Absichtserklärungen ist es bisher
nicht gelungen, Wirtschaftswachstum und Umweltbelastungen zu
entkoppeln", kritisierte Weiger.
Der BUND-Vorsitzende sieht in Ostdeutschland auch eine Reihe
positiver Entwicklungen. Die Stilllegung der Atomkraftwerke und das
Ende der Uranverarbeitung seien Schritte gewesen, mit denen die
gesamtdeutsche Energiewende vorweggenommen worden sei. Wie im Westen
ungelöst sei jedoch die Endlagerung der radioaktiven
Hinterlassenschaften. 74 Castoren mit abgebrannten Brennelementen aus
DDR-Atomkraftwerken, die derzeit im Zwischenlager in Lubmin in
Mecklenburg-Vorpommern lagerten, müssten wie alle anderen Castoren in
ein noch zu findendes gesamtdeutsches Atommüll-Endlager gebracht
werden.
Eine neue BUND-Broschüre zu "Das Grüne Band - Dauereinsatz für
eine Vision" erläutert auf 65 Seiten mit Bildern und vielen
Hintergrundinformationen die Entwicklung des "Grünen Bands" durch
Deutschland und Europa. Sie erhalten die Broschüre vom
BUND-Projektbüro "Grünes Band", E-Mail:
gruenesband(at)bund-naturschutz.de bzw. im Internet zum Download unter:
http://bund.net/pdf/gruenes_band_jubilaeumsbroschuere.
Bilder vom "Grünen Band" finden Sie unter: http://www.bund.net/pre
sse/bild_und_ton/aktionen_und_projekte/#c23185.
Pressekontakt:
Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher:
Tel. 030-27586-425, Fax: -440
E-Mail: presse(at)bund.net
Internet: www.bund.net