PresseKat - 40 Tonnen Lkw gegen 70 Kilo Mensch (FOTO)

40 Tonnen Lkw gegen 70 Kilo Mensch (FOTO)

ID: 1272211

(ots) -
Ein Auszug aus der Kölner Unfallbilanz der letzten Woche: Drei
Abbiegeunfälle mit Lkws in drei Tagen. Ein bekanntes Unfallszenario:
Beim Rechtsabbiegen sieht der Lkw- oder Busfahrer häufig nicht, wer
sich rechts von ihm befindet - für Radfahrer und Fußgänger kann das
tödlich enden.

Der Bereich des toten Winkels ist aus der Fahrerkabine weder im
Seitenspiegel noch durch das Fenster einzusehen. Sechs
vorgeschriebene Außenspiegel unterstützen die Fahrer zwar und
erweitern das individuelle Sichtfeld, doch ein Restrisiko bleibt,
denn der tote Winkel kann auch durch zusätzliche Spiegel nicht
vollständig vermieden werden. Große Gefahr geht vor allem von den
Hinterrädern der Fahrzeuge aus, die beim Abbiegevorgang einen
wesentlich kleineren Radius fahren als die Vorderräder und so
Fußgänger und Radfahrer schnell erfassen können.

Wie kann das Unfallrisiko verringert werden?

Der ACV Automobil-Club Verkehr kritisiert, dass sich
fahrzeugtechnische Lösungen oder Infrastrukturverbesserungen bislang
nur bedingt durchgesetzt haben, obwohl die Tote-Winkel-Problematik
nicht neu ist. Die flächendeckende Einführung von gläsernen
Beifahrertüren wurde von Lkw-Fahrern abgelehnt. Die konsequente
Verwendung von Fresnel-Linsen, die auf das Prinzip Einsicht in den
toten Winkel durch Lichtbrechung setzen, hat sich nicht
flächendeckend durchgesetzt.

ACV fordert verpflichtende Einführung von Abbiege-Assistenten

Technische Lösungen gibt es, sie sind aber noch nicht serienreif.
Künftig sollten Abbiege-Assistenzsysteme Fußgänger und Fahrradfahrer
durch Radarsensorik erkennen. Der ACV fordert die verpflichtende
Einführung von Abbiege-Assistenten, sobald Hersteller zuverlässige
Systeme auf den Markt bringen. Zudem müsse die Nachrüstung von Lkws
und Bussen, die bereits heute auf den Straßen unterwegs sind,




diskutiert werden. "Bis die Technik so weit ist, und vor dem
Hintergrund von Vision Zero appelliert der ACV an eine schnelle
Umsetzung eines sicheren Abbiegesystems für Busse und Lkws", sagt
Lars Wagener vom ACV.

Infrastrukturanpassungen retten Leben

Viele Städte verringern derzeit durch Verbesserungen bei
bestehender Infrastruktur das Unfallrisiko. Eine sichere
Verkehrsführung ermöglichen getrennte Grünphasen an Ampeln, sodass
der restliche Verkehr zeitverzögert nach den Fahrradfahrern losfährt.
Durch vorgezogene Aufstellflächen können sich Radfahrer deutlich im
Sichtfeld der Fahrer positionieren.

Einige Städte wie Freiburg und Münster setzen auf den
Trixi-Spiegel, der von dem Vater eines 1994 an einer Kreuzung schwer
verunglückten Kindes entwickelt wurde. Er wird direkt unter dem
Grünsignal der Ampel oder an Kreuzungen angebracht und erweitert den
Blickwinkel des Lkw-Fahrers.

Restrisiko bleibt: Sehen und gesehen werden

Trotz allem bleibt für Fahrradfahrer und Fußgänger immer ein
lebensgefährliches Restrisiko. Grundsätzlich gilt für alle
Verkehrsteilnehmer: vorausschauend fahren und mit Fehlern anderer
rechnen. Fahrradfahrer sollten jederzeit genügend Sicherheitsabstand
einhalten.

"Bei einer unklaren Verkehrslage verzichten Sie lieber auf Ihre
Vorfahrt," rät Lars Wagener vom ACV. "Stellen Sie sich an Ampeln vor
den Lkw, so dass der Fahrer Sie sieht, oder warten Sie dahinter, bis
er abgebogen ist." Verständigen Sie sich mit dem Fahrer über
Blickkontakt und vergewissern Sie sich vor dem Überqueren der Straße
erneut, ob der Fahrer Sie wahrgenommen hat. "Nur wenn Sie den Fahrer
sehen, kann auch er Sie sehen", verdeutlicht Wagener.

Der Bereich des toten Winkels bei Pkws ist zwar kleiner als bei
großen Fahrzeugen, deshalb aber nicht weniger gefährlich. Auch hier
gilt, nicht neben das Auto in den Bereich fahren, der von dem Fahrer
schlecht eingesehen werden kann. Kraftfahrern dagegen rät der ACV vor
dem Abbiegen und dem Türeöffnen zu einem zweiten oder dritten
Schulterblick, um auszuschließen, dass sich unbemerkt ein
Verkehrsteilnehmer genähert hat.

Der ACV unterstützt die Verkehrssicherheitsaktion "Toter Winkel"
in Köln, bei der auffallende Aufkleber auf Bussen und Straßenbahnen
der KVB Fahrradfahrer und Fußgänger warnen, und leistet konsequent
Aufklärungsarbeit über das Unfallrisiko, das vom toten Winkel
ausgeht.



Pressekontakt:
Annabel Brückmann, Pressesprecherin, ACV Automobil-Club Verkehr,
Theodor-Heuss-Ring 19-21, 50668 Köln, www.acv.de, brueckmann(at)acv.de,
T: 0221.91 26 91-58, F: 0221.91 26 91-26


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Datum: 07.10.2015 - 10:30 Uhr
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