(ots) - Freitag, 09. Oktober 2015 (Woche
41)/09.10.2015
22.00Nachtcafé
Die SWR Talkshow Gäste bei Michael Steinbrecher Gesichter der
Sucht
Das Glas Wein zum Essen oder ein Feierabendbierchen zum
Runterkommen: Alkohol steht für Genuss, Entspannung und Spaß. Doch
wenn das gesunde Maß verloren geht, kann es schnell gefährlich
werden. Wer alkoholsüchtig ist, riskiert nicht nur seine Gesundheit.
Unter den Folgen leiden meist auch der Job und vor allem die Familie.
Experten warnen vor einem zunehmenden Drogen-Problem. Immer mehr
Menschen versuchen dem heutigen Leistungsdruck in Rauschwelten zu
entkommen. Die Modedroge Crystal Meth etwa breitet sich immer weiter
in die Mitte der Gesellschaft aus. Und während darüber diskutiert
wird, ob leichte Drogen krank machen oder wichtiges Kulturgut sind,
wird ein Thema häufig unterschätzt: die Sucht im Alter. Denn nicht
selten führen lieb gewonnene Gewohnheiten und die Suche nach dem Sinn
im dritten Lebensabschnitt in eine schwere Alkohol- oder
Medikamentenabhängigkeit. Welche Faktoren begünstigen eine
Drogenabhängigkeit? Welche Auswirkungen hat die Sucht auf die Familie
und das soziale Leben? Und wie gelingt es, Menschen aus der
Abwärtsspirale zu befreien?
Eine Flasche Cognac und bis zu zehn Bier - das war zu
Spitzenzeiten das Tagespensum des Schauspielers Jaecki Schwarz. Seine
Alkoholabhängigkeit hatte so große Auswirkungen auf seinen Alltag,
dass der Ostdeutsche den Mauerfall 1989 verschlief. Erst die
Einlieferung in eine Nervenklinik brachte ihn wieder auf den rechten
Weg. "Ich habe mich nie versteckt. Ich bin bis zu meinem Tod
Alkoholiker, nur eben ein trockener."
"Drogen" heißt das bekannteste Album von Liedermacher Götz Widmann
- und Kunst und Rausch gehören im Leben des Musikers einfach
zusammen: "Beim Texteschreiben setze ich mich an den Schreibtisch,
mache mir ein Bier auf und baue mir einen Joint." Auch wenn der
Konsum von Cannabis in unserer Gesellschaft kontrovers diskutiert
wird, Widman sieht keinen Grund, weshalb er seine inspirierende
Gewohnheit aufgeben sollte.
Der Psychiater Professor Götz Mundle kennt die Drogen des 21.
Jahrhunderts und deren gravierenden Folgen beim Konsumenten. Ob
Alkohol, Medikamente oder die Modedroge Chrystal Meth, Mundle
beobachtet, dass der Grund für die Sehnsucht nach dem schnellen
"Kick" fast immer derselbe ist: "In einer Gesellschaft, die durch
Leistungsverdichtung geprägt ist, sind die Menschen immer weniger
bereit, unangenehme Zustände auszuhalten."
Auch Sabrina Kästner fühlte sich im Alltag einer alleinerziehenden
Mutter überfordert. Über vier Jahre lang nahm sie täglich Crystal
Meth. Die Belastungen des Alltags wurden dadurch plötzlich leicht,
der Schlafmangel und das Quengeln ihrer beiden Kinder erträglich. Bis
schließlich das Jugendamt eingriff. "Das hätte viel früher passieren
müssen", resümiert die 31-Jährige, die seit zwei Jahren in einem
Suchthilfezentrum lebt.
Eine Kindheit voller Angst und Gewalt erlebte Michelle Halbheer.
Ihre Mutter nahm Heroin und Kokain, der nächste Schuss war immer
wichtiger als die eigene Tochter. Behörden, Ärzte und Lehrer schauten
jahrelang weg. Inzwischen hat es die 30-Jährige geschafft, ein ganz
normales Leben zu führen. "Ich denke, diese Willensstärke hat meiner
Mutter gefehlt. Sobald man sich selbst nicht mehr wertschätzt, fehlt
die Kraft, das eigene Leben im Griff zu behalten."
Ines Spachtholz kam erst im Alter mit dem Thema Sucht in
Berührung. Die sympathische Rentnerin wurde mit 60 Jahren so schwer
alkoholabhängig, dass nur der drohende Kontaktabbruch zu ihren
Enkelkindern sie vor dem totalen Absturz bewahrte. Auch ihre
Jahrzehnte währende Medikamentenabhängigkeit konnte die heute
75-Jährige erfolgreich bekämpfen. "Ich bin so stolz drauf, dass ich
keine besoffene Oma mehr bin und für meine beiden Enkel da sein
kann."
Am Morgen des 5. März dieses Jahres fand Ramona Evers ihre
13-jährige Tochter Judith tot in ihrem Kinderzimmer. Ein unfassbarer
Schlag, der die Familie völlig unvorbereitet traf. Während die
Polizei den Vorfall als Suizid abtat, stießen die Eltern auf eine
Problematik, von der sie noch nie gehört hatten: Deo-Schnüffeln als
Einstiegsdroge. "Wir haben ihren Tod einfach nicht begriffen. Und
dann hat mein Mann diese ganzen Deo-Flaschen in Judiths Zimmer
gefunden."
Freitag, 20. November 2015 (Woche 47)/09.10.2015
23.30Spätschicht - Die SWR Comedy Bühne Florian Schroeder mit
Gästen
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Ein Krisenherd auf der Welt folgt
dem nächsten. Und laut Horst Seehofer ist Deutschland der größte von
allen. Höchste Zeit, dass Gastgeber Florian Schroeder in der
"Spätschicht" die verworrene Situation auflöst. Und mit ihm Simone
Solga, Jürgen Becker, Rolf Miller, Johann König und Tobias Mann.
Simone Solga ist seit drei Jahren "Im Auftrag Ihrer Kanzlerin"
unterwegs. Wo Erklärungsnot herrscht, klärt Solga auf. Ein
Fulltime-Job also.
Bei Jürgen Becker sorgt schon der rheinische Frohsinn für eine
völlig andere Einordnung der Dinge: et hätt noch emmer joot jejange.
Mehr oder weniger.
Rolf Miller geht sprachlich ganz andere Wege. Und die führen ihn
an ein unbekanntes Ziel. Für die Zeit bis dahin bleibt er
unverständlich. Und unterhaltsam.
Johann König hat sich schon über so ziemlich alles sein Gedanken
gemacht. Meistens benötigt er dazu länger als andere. Und ist deshalb
so unverwechselbar komisch.
Tobias Mann ist das Multitalent unter den Comedians. Sprache,
Musik, Bewegung. Jedes Thema bekommt seine eigene Umsetzung. Je nach
Bedarf. Und der ist dieser Tage groß.
SWR Pressekontakt: Johanna Leinemann, Tel 07221/929-22285,
johanna.leinemann(at)swr.de