(ots) - Die Ãœberraschung ist gelungen. Das tunesische
Quartett für den nationalen Dialog hatte für den Friedensnobelpreis
niemand auf der Rechnung. Es ist eine ausgesprochen gute Wahl.
Tunesien ist praktisch das einzige Land des Arabischen Frühlings, in
dem nicht erneut ein autokratisches Regime das Zepter übernommen hat
oder in dem kriegerisches Chaos herrscht. Der Weg des
nordafrikanischen Staats zu einem konstitutionellen Regierungssystem,
das den Menschen unabhängig von Geschlecht, Religion und politischer
Gesinnung die grundlegenden Rechte garantiert, war und ist steinig.
Ohne die nationale Vermittlerrolle des Bündnisses aus Gewerkschaften,
Arbeitgebern, Menschenrechtlern und Juristen wäre das Land ebenfalls
längst in blutigen Auseinandersetzungen versunken. Auch die
Einbindung der gemäßigten islamistischen Kräfte im Land war ein
Eckpfeiler der Strategie. Der Friedensnobelpreis kommt jetzt als
Ermutigung für die demokratischen Kräfte zur rechten Zeit. Denn
angesichts von islamistischen Anschlägen und sozialen Verwerfungen
steht Tunesien erneut vor einer harten Belastungsprobe. Nicht ein
Staatsführer wurde ausgezeichnet, der von oben die Geschicke eines
Landes lenkt und weltweite Krisen managt. Nein, der Preis geht an die
zivilgesellschaftlichen Kräfte, die von unten an der Basis das
Gespräch suchen und Gräben überbrücken. Damit könnte die Auszeichnung
des tunesischen Quartetts für den nationalen Dialog auch ein Ansporn
für die Menschen in den anderen Staaten des Arabischen Frühlings
sein, einen neuen Anlauf für den Aufbau einer demokratischen
Gesellschaft zu nehmen.
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