(ots) - Die Bilder sind wieder einmal grausam und schwer zu
verarbeiten. Und dennoch sollte man mit vorschnellen
Schuldzuweisungen nach dem Attentat auf die Demonstration in Ankara
sehr vorsichtig sein. Erst recht, wenn sie an die Adresse von
Präsident Erdogan gerichtet sind. Ihm ist bekanntlich einiges
zuzutrauen, auch Gewalt gegen das eigene Volk. Aber ein solches
Massaker - das geht ohne hieb- und stichfesten Beweis dann doch
entschieden zu weit. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass die
Schlächter des sogenannten Islamischen Staats einmal mehr Blut an
ihren Händen haben. Wem sonst könnte die Situation in der Türkei, bei
der jetzt regierungstreue Gruppen und Kurden einander bis auf
Weiteres bei jeder Gelegenheit mit gezückten Messern begegnen werden,
mehr in die Karten spielen? Es wäre Destabilisierungs-Logik der
ebenso effektivsten wie übelsten Sorte. Schlimm. Noch schlimmer ist
allerdings, dass man mittlerweile in einer Region, die von Istanbul
bis Islamabad reicht, mit allem rechnen muss. Jahrzehnte des Zündelns
und Dilettierens (USA, Europa, Russland), Nicht-Frieden-Wollens
(Israel, Palästina) und Terrrorfinanzierens (Iran, Saudi-Arabien)
sowie die hasserfüllte Pervertierung einer Religion haben aus dem
Teil der Welt, der einmal die Wiege der Menschheit war, ein gottloses
Schlachtfeld gemacht. Und wer wie Erdogan glaubt, er könne darauf ein
bisschen mitzündeln - zu lange nichts gegen den IS unternehmen und
nebenbei die Kurden schwächen -, den holt der Terror schon bald im
eigenen Land ein. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, erleben
Deutschland und die EU zurzeit nicht DIE Flüchtlingswelle des 21.
Jahrhunderts, sondern gerade einmal die allererste Größere.
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Florian Giezewski
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