(PresseBox) - Die Akzentuierung ist eine der wesentlichen Strategien in der Beleuchtung. Und sie wird als ein Element der Beleuchtungsplanung von Auftraggebern und Lichtplanern oftmals unterschätzt. Ursache ist eine rein quantitative Beurteilung und die eindimensionale Bewertung anhand von Energie- und Investitionskosten. Ein Plädoyer.
Was ist eigentlich der Sinn von künstlicher Beleuchtung? Eine Norm erfüllen? Energie sparen? Ganz sicher nicht! Licht ist ein »Lebensmittel«. Künstliche Beleuchtung muss vor allen Dingen die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzer von Architektur möglichst optimal unterstützen, bzw. erfüllen. Bei DIAL fassen wir den Kern, der eine gute Beleuchtung ausmacht, gerne in folgendem Bonmot zusammen: »Gute Beleuchtung ist eine Beleuchtung, bei der das Licht alles das leistet, was es leisten kann«.
Systematisch nähert man sich den Anforderungen an eine Beleuchtung, indem der Lichtplaner drei Fragen beantwortet: Welche Anforderungen ergeben sich aus der Architektur? Welche aus der Art der Tätigkeit, die in den zu beleuchtenden Räumen durchgeführt wird? Welche Ansprüche resultieren aus der Psychologie der Menschen, die sich dort aufhalten werden?
Eine klassische Beleuchtungsaufgabe, mit der so gut wie jeder Lichtplaner konfrontiert wird, ist die Beleuchtung von Bürosituationen. Reflexartig beantwortet die Mehrzahl der Lichtplaner die Frage, welche Anforderungen hier an die Beleuchtung bestehen, mit der Notwendigkeit der genauen Erfüllung von bestehenden Normen. Es geht also um ein bestimmtes mittleres Beleuchtungsniveau und eine bestimmte Gleichmäßigkeit, die es einzuhalten gilt. Leider ist für viele Projekte die Analyse an dieser Stelle abgeschlossen. Von da an geht es nur noch um die möglichst genaue Erfüllung von Kenngrößen. Die Bewertung von Bauherren reduziert sich darüber hinaus in der Regel auf Energie-, Investitions- und Amortisationskosten. Zwei Betrachtungsweisen, die sich argumentativ gut ergänzen. Aber die einer guten Beleuchtungslösung beide im Weg stehen.
Wechseln wir einmal in die Perspektive des Auftraggebers. Mir als unternehmerisch handelnder Geschäftsführer von DIAL würde eine solche Betrachtungsweise nicht ausreichen. Denn: Ich erwarte von unseren Mitarbeitern, dass Sie leistungsfähig sind und mit Kreativität an Aufgaben herangehen. Gewünscht ist ein hohes Maß an Motivation, Eigenständigkeit und Kooperation. So ein Leistungsklima kann nur entstehen, wenn sich ein Mitarbeiter in seiner Arbeitsumgebung wohl fühlt. Das Wohlbefinden eines Mitarbeiters hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Aber eben auch wesentlich von Raumqualität und damit: Von der Beleuchtung. Licht kann erheblich zum Wohlbefinden und zur Leistungsfähigkeit beitragen.
Vor einigen Jahren führten wir bei DIAL eine wissenschaftliche Untersuchung zur Beleuchtung von Büroarbeitsplätzen durch. Wir fragten Menschen in dieser Studie unter anderem, wie wohl sie sich unter verschieden Beleuchtungsstrategien fühlten. Das Ergebnis war sehr eindeutig und auf den zweiten Blick auch nicht wirklich überraschend: Egal, mit welcher Beleuchtungsstrategie die Helligkeit im Raum erzeugt wird, durch Kombination dieser Grundbeleuchtungsarten mit Akzenten, erhöht sich das Wohlbefinden entscheidend. Wenig überraschend ist dieses Ergebnis, wenn man unser natürliches Umfeld betrachtet: Jeder Mensch zieht einen Tag mit klarem Himmel und Sonnenschein, einem bedeckten Tag mit diffusem Licht vor. Visuell zeichnet sich ein solcher Sonnentag dadurch aus, dass es ein Spiel von Licht und Schatten gibt. Das ist spannend. Es regt an und macht »gute Laune«. Für den Lichtplaner bedeutet das: Wenn Sie wollen, dass sich Menschen in den Büros, die Sie beleuchten, wohl fühlen, dann holen Sie den Sonnentag in den Innenraum. Indem Sie ein spannendes visuelles Ambiente schaffen. Indem Sie Akzente setzen. Denn was bedeutet Akzentuierung: Klare abgegrenzte Bereiche hoher Leuchtdichte und dazwischen Bereiche, in denen es deutlich dunkler bleibt.
Eine Verstärkung erfährt dieser Effekt, wenn sich nicht nur die Leuchtdichten der Flächen im Gesichtsfeld unterscheiden, sondern auch deren Lichtfarben. Zum Helligkeitskontrast addiert sich dann ein Farbkontrast. Auch diesen Aspekt haben wir wissenschaftlich untersucht. Und auch hier hilft der Vergleich mit der Natur: Bei schönem Wetter erleben wir unterschiedliche Lichtfarben. Das direkte Sonnenlicht ist verglichen mit dem globalen Himmelslicht eher warm. Akzente dürfen also gerne etwas »wärmer« sein, als die Grundbeleuchtung. Wir konnten beispielsweise gute praktische Erfahrung mit einer kühlen indirekten Grundbeleuchtung mit 5.400 K und Akzenten mit 3.000 K sammeln. Idealerweise richtet man die Akzente auf Objekte oder Orte von Relevanz. Das können im Büroumfeld etwa Bilder, Pflanzen oder ein Flip-Chart sein. Aber auch ein isoliertes deutlich abgegrenztes Streiflicht an der Wand kann visuell Spannung erzeugen.
Abschließen möchte ich mit einem Appell an Auftraggeber: Lassen Sie es nicht zu, dass Ihre Mitarbeiter mit (Licht-) geplanter Langeweile eingeschläfert werden. Engagieren Sie einen guten Lichtplaner und fordern Sie ihn auf »den Sonnentag in Ihre Büros zu holen«. Denn das zahlt sich aus. Stellen Sie sich vor, Ihre Mitarbeiter fühlten sich deutlich wohler und aktivierter. Wir sprechen über eine Investition in Wohlbefinden, in Leistungsfähigkeit, in Qualität von Arbeitsergebnissen. Daraus resultiert vielleicht eine Umsatzsteigerung. Denken Sie also nicht nur in Energie- und Investitionskosten.
Und: Eine professionelle Lichtplanung ist wichtig! Der Planungsprozess ist wichtig! Er legt das Ziel fest, unter Berücksichtigung der Anforderungen aus Architektur, Nutzung und Nutzer. Er beantwortet die Frage, welche Lichtqualität erzeugt werden soll. Wenn das Ziel festgeschrieben ist, gilt es dieses natürlich mit möglichst geringem Energieaufwand zu erreichen. Aber hier stehen vielfältige »smarte« Möglichkeiten zur Verfügung. Nur ein solches Vorgehen ist wirklich energieeffizient. Sparen um den Preis der Lichtqualität ist auch unternehmerisch gesehen kurzsichtig.