Bayerische Bildhauerin Dr. Beate Pohlus gestaltet nach 500 Jahre alterMethode das"letzte Gesicht" von Verstorbenen
(firmenpresse) - BAMBERG - Trauerarbeit mit starker Präsenz: Die Totenmaske ist für Angehörige mehr als ein plastisches Erinnerungsstück. "Das Abnehmen des letzten Gesichtes macht den Tod fassbarer", sagt die bayerische Bildhauerin Dr. Beate Pohlus (http://www.totenmasken-pohlus.de). Die Künstlerin, die seit einem Jahr im oberfränkischen Bamberg lebt, erstellt seit fast 30 Jahren nach einer traditionellen Methode künstlerische Abgüsse von Verstorbenen.
Mit einem Kreuzzeichen und einem kurzen Gebet geht Beate Pohlus an die Arbeit. Die promovierte Kunsthistorikerin bewahrt eine uralte Tradition als seltenes künstlerisches Metier. "Meist drängt die Zeit, denn ihre Arbeit muss getan sein, bevor die Beerdigungsfeierlichkeiten beginnen. Entweder zuhause, noch in der Klinik oder in der Leichenhalle stellt die Künstlerin die Negativform her. Als besonderen Trauerdienst bietet Beate Pohlus den Hinterbliebenen an, bei der Abnahme der Totenmaske dabei zu sein. Für die Angehörigen sei es äußerst tröstlich, dieses Ritual des Abschieds miterleben zu können. Oftmals entwickelt sich in diesem Rahmen ein trostreiches Gespräch.
Gipsstückform statt Silikon
Beate Pohlus wendet bei der Abnahme des Negativs ein traditionelles Gipsstückformverfahren an, das sie im Rahmen ihres Studiums an der Akademie der Bildenden Künste München erlernt hat. Sie trägt mit einem weichen Pinsel vorsichtig feine Hautcreme auf die Haut des Verstorbenen auf und legt eine erste dünne Gipsschicht auf. Die künstlerisch anspruchsvolle Tätigkeit beginnt für Beate Pohlus bereits mit der Auswahl des Materials. Sie verwendet schon für das Negativ hochwertigen, reinen Gips, mit dem sich ein wesentlich genaueres Bild von den letzten Zügen des Verstorbenen abnehmen lässt als mit Silikon. "Das Gesicht wird in hohem Maße naturgetreu abgeformt", sagt die Bildhauerin, die zudem auf Lebendmasken und Körperabgüsse spezialisiert ist.
Mehrteiliges Negativ
Pohlus platziert sorgfältig Fäden als Trennlinien für das spätere Negativ von der Stirn jeweils über das Auge zum Kinn. In mehreren Schichten wird nun die Form umsichtig aufgebaut. "Zu einem genau berechneten Zeitpunkt, an dem der Gips nicht zu flüssig und nicht zu fest sein darf, werden die Fäden gezogen", so die Dozentin für Gusstechnik an der Fachhochschule Augsburg. Es entstehen mehrere kleinere Formstücke, die sich nun mühelos ablösen lassen. "Auf diese Weise widerfährt dem Verstorbenen respektvolle Schonung."
Durch die aufwändige, mehrteilige Negativabformung sei die Herstellung einer Drei-Viertel-Maske des Hauptes möglich: Das Positiv zeige zusätzlich zum Gesicht auch die Partie der Ohren. "Gerade die Ohren geben charakteristische Wesenszüge einer Person wieder." Darüber hinaus bleibe die Kopfform erhalten und mit ihr wesentliche individuelle Merkmale, vor allem aber eine ungewöhnliche Präsenz durch die jedem Menschen eigene Plastizität.
Rund vier Stunden dauert die Arbeit am Leichnam. Meist ist die Bildhauerin allein. Wie kommt sie damit zurecht? "Als religiöser Mensch sehe ich den Körper als eine Hülle, die die Person nach dem Tod ablegt", sagt sie. Die Totenmaske gibt die Eigenschaften eines Menschen wie Güte, Emotionalität, Wärme, Generosität wieder. "Das Gesicht offenbart, wie der Mensch gelebt hat."
In ihrem Atelier fügt die Künstlerin die Gipsteile zur Negativform zusammen und retuschiert Fehlstellen. Die Form wird mit einem Pinsel in mehreren dünnen Schichten mit Alabaster-Gips ausgefüllt. Mit Hammer und Meißel, dann mit feinen Werkzeugen wie kleinen Schabern und Nadeln befreit sie mit viel Fingerspitzengefühl die Maske vom Negativ.
Assistenz bei der Totenmaske von Carl Orff
Die Zahl der Spezialisten für die Kunst am Tod ist überschaubar. Beate Pohlus kam vor über 30 Jahren an der Münchner Akademie der bildenden Künste zu dem seltenen Metier. Sie durfte bei der Abnahme der Totenmaske des Komponisten Carl Orff im Jahr 1982 assistieren. Seither hat sie selbst rund 60 Masken und zahlreiche Handformen erstellt. Die Künstlerin wurde etwa von den Hinterbliebenen einer bekannten Industriellenfamilie nach Wien oder für eine Adelige nach Italien gerufen.
Alte Tradition
Das Abbilden von Heroen und Göttern in Form von Masken reicht bis in die Antike zurück. Das Goldene Antlitz des Agamemnon aus der Zeit um 1500 vor Christus, aber auch die Gipsmaske des Renaissance-Dichters Dante aus dem 14. Jahrhundert sind bekannte Beispiele. Das 19. Jahrhundert galt als Blütezeit der Totenmaske: Gedenken in Gips sind von den Komponisten Richard Wagner, Josef Haydn, Ludwig van Beethoven oder Gustav Mahler und von König Ludwig II. (+1886) bekannt. Dem deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832) wurde die Ehre einer Maske bereits zu Lebzeiten zuteil.
Denkmal im privaten Raum
Die Totenmaske versteht Künstlerin Beate Pohlus als Denkmal im privaten Raum: Die Angehörigen hängen sich das "letzte Gesicht" zur Erinnerung an die Wand oder legen es auf das Klavier, weiß sie. "Mit dem Antlitz des Toten verbinden Angehörige ein seelisch-geistiges Erbe", so Pohlus.
Über die Künstlerin Dr. Beate Pohlus (http://www.totenmasken-pohlus.de)
Beate Pohlus hat Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München studiert. 1990 schloss sie das Studium mit dem Diplom in Bildhauerei ab. Sie hat einen Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung Augsburg inne.
Im Jahr 2009 wurde sie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) im Fach Kunstgeschichte promoviert. In der Dissertation befasste sie sich mit dem Bildhauer Georg Brenninger (1909-1988). Dr. Beate Pohlus ist Mitglied im Bund Bildender Künstler (BBK). Sie lebt und arbeitet in Bamberg, Eggenfelden und Starnberg.
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