(ots) - Ob am Handgelenk, in der Schuhsohle oder als
Smart Glasses auf der Nase - Wearables wird von vielen Marktexperten
ein großer Boom in den nächsten Jahren vorausgesagt. Die Anwendungen
sind vielfältig, hat jetzt eine erstmals ausgerichtete
CeBIT-Konferenz in Bonn gezeigt.
Von der CeBIT-Konferenz "Wearable Technologies & Digital Health"
Ende September in Bonn bis zur CeBIT 2016 im März in Hannover:
Virtual Reality-Brillen, Smartuhren und Aktivitätstracker gelten als
der nächste große mobile Trend nach dem Smartphone-Boom. Die
Einsatzmöglichkeiten der Mini-PCs für den Körper sind fast grenzenlos
- von der Medizin über die Logistik bis zur intelligenten Kleidung.
Auch beim Megatrend "Internet of Things" spielen Wearables eine immer
größere Rolle.
Elektronik zum Anziehen damals und Wearables von heute
Elektronik zum Anziehen gibt es fast schon so lange wie Personal
Computer: Vor rund 30 Jahren brachten Hersteller wie Casio
Armbanduhren mit Digitalanzeige und Taschenrechner auf den Markt.
Doch vom Zeitalter der Vernetzung war die klobige Elektronik fürs
Handgelenk noch Lichtjahre entfernt. Die Wearables von heute dagegen
kommunizieren ganz selbstverständlich mit Smartphones, Heizungen oder
Maschinen, kontrollieren den Herzschlag oder ermöglichen die
Erforschung virtueller Welten. Besonders beliebt sind vernetzte Uhren
und Armbänder für den Sporteinsatz, die mit Apps kommunizieren
können. Human-Computer-Interfaces erobern zunehmend auch den
Businessbereich. Dort ermöglichen sie nicht nur effizientere Prozesse
in Industrie und Handel, sondern revolutionieren auch den
Gesundheitssektor: Hier erfasst die smarte Elektronik Daten zur
medizinischen Gesundheitsvorsorge und Langzeitüberwachung, was eine
schnellere und genauere Diagnostik ermöglicht und die Behandlung
chronischer Krankheiten erleichtert. Darüber hinaus bietet der
Einsatz von Wearables auch der Versicherungsbranche großes Potenzial
zur Entwicklung neuer, maßgeschneiderter Angebote .
CeBIT-Konferenz zeigte Wearable-Trends aus dem Gesundheitswesen
Die neuesten Entwicklungen in diesem Bereich präsentierten
renommierte Vertreter aus Forschung und Wirtschaft bei der von
Euroforum und CeBIT gemeinsam organisierten Konferenz "Wearable
Technologies & Digital Health". "Smartwatches werden als neue
Interaktionsplattform unseren Lebensstil verändern", betonte der
Wissenschaftliche Direktor am Deutschen Forschungszentrum für
Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern, Prof. Paul Lukowicz,
während der Gesundheitswissenschaftler Rainer Beckers vom Zentrum für
Telematik und Telemedizin (ZTG) die neuen therapeutischen Chancen
hervorhob - beispielsweise für Herzkranke oder Diabetiker. Auch mit
Sensoren bestückte Textilien (Smart Clothing) werden sich laut
Lukowicz durchsetzen, wenn geeignete Stoffe für die Massenproduktion
zur Verfügung stehen. In Kliniken können Ärzte künftig bei
schwierigen Eingriffen zur Datenbrille greifen. Damit werden ihnen
die Anweisungen eines per Livevideo zugeschalteten Spezialisten
direkt ins Sichtfeld projiziert (Visual Remote Guidance).
Vielversprechende Einsatzmöglichkeiten in Logistik und Fertigung
Mit dieser Technologie sind jedoch auch komplexe Reparaturen an
Maschinen möglich, selbst wenn sich der Experte mit dem nötigen
Fachwissen am anderen Ende der Welt aufhält - Stichwort "Internet of
Things". Smarte Minicomputer, die am Körper getragen werden,
revolutionieren auch andere Wirtschaftszweige. So erprobte der
Logistikanbieter DHL in einem holländischen Verteilzentrum "Smart
Glasses" mit Augmented Reality-Software. Die Lageristen, die bei der
Kommissionierung alle Arbeitsschritte eingespielt bekamen, erzielten
eine Effizienzsteigerung von 25 Prozent. In der Automobilindustrie
werden Datenbrillen vermutlich schon bald in der Fertigung die bisher
üblichen Handscanner ablösen.
Neue Konzepte zur Vernetzung mit externen Sensoren
In den nächsten Jahren wird eine Fülle neuer Wearables auf den
Markt kommen. Besonders zukunftsträchtig sind Konzepte zur Vernetzung
mit externen Sensoren. Einen ersten Eindruck geben die Smartwatches
der neuesten Generation, mit denen man beispielsweise die Autotür
öffnen oder die Temperatur im Wohnzimmer einstellen kann, bevor man
nach Hause kommt. Mit solchen Anwendungen werden Wearables zum
innovativen Bindeglied zwischen dem Menschen und dem "Internet der
Dinge". Entsprechend hoch sind die Umsatzerwartungen an die
Technologie-Trendsetter. Die Marktanalysten von IDC rechnen damit,
dass sich die Zahl der weltweit ausgelieferten Wearables bis 2019
mehr als verdoppeln wird - von 72,1 Millionen (2015) auf 155,7
Millionen Geräte. Für den Löwenanteil dieses immensen Zuwachses soll
das Wristwear-Segment sorgen - also die Smartuhren von Samsung,
Apple, LG und Co. Damit einhergehend sollen auch die Umsätze mit
Halbleitern in Sensoren um durchschnittlich 10,4 Prozent pro Jahr
zulegen und 2019 rund 14 Milliarden US-Dollar erreichen (Quelle:
PwC-Analyse).
Wearables wirken auch auf Hacker anziehend
Doch wie steht es um die Datensicherheit der neuen Gerätegattung?
Angesichts des anhaltenden "Bring your own device"-Trends, der dafür
sorgt, dass sich neuerdings immer mehr privat erworbene
Fitnesstracker und Smartuhren in Firmennetze einklinken können,
bemängeln IT-Experten die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen. "Auf
den ersten Blick sorgen nicht vorhandene Authentifizierungsfunktionen
für eine einfachere Bedienung - aber die Gefahr, dass persönliche
oder gar unternehmenseigene Daten kompromittiert werden, ist viel zu
groß, als dass man sie ignorieren kann", betonte zum Beispiel Udo
Schneider vom japanischen IT-Sicherheitsanbieter Trend Micro. Für
Datenbrillen ist das Thema Sicherheit von ähnlich großer Bedeutung.
Wer etwa mit Smart Glasses über ein Funknetz online geht, droht im
ungünstigsten Fall zum Opfer eines Hackers zu werden, der unbemerkt
Daten abgreift. Die Nutzung einer Smartwatch birgt ebenfalls gewisse
Risiken. Hier können Kriminelle über Apps Spyware oder andere
Schädlinge einschleusen - ähnlich wie bei einem Handy.
Großes Potenzial für vernetzte Elektronik in Unternehmen
Dennoch sehen Experten wie Werner Ballhaus, Partner und Leiter des
Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC, in
Unternehmen ein großes Potenzial für vernetzte Elektronik wie
Datenbrillen oder intelligente Uhren: "In Fabriken könnte man mit den
Uhren die Arbeitsbelastung der Beschäftigten reduzieren und ihre
Sicherheit optimieren. Krankenhäuser könnten sie für die
Echtzeit-Kommunikation zwischen Ärzten und Krankenschwestern nutzen,
Flughäfen oder Hotels für den Check-In. Diese Anwendungen stehen zwar
noch am Anfang, aber in den nächsten Jahren werden wir eine rasche
Ausweitung solcher Einsatzmöglichkeiten sehen."
Wearable-Trends auf der CeBIT 2016
Natürlich gehören Wearables und deren Einsatzmöglichkeiten auch zu
den Themen der kommenden CeBIT. Neue Produkte werden vor allem in der
Global Sourcing Area erwartet - dem größten internationalen
Marktplatz für professionelle Einkäufer von Devices, Komponenten und
IT-Zubehör. Darüber hinaus wird der Einsatz von Wearables in diversen
Anwenderbranchen wie Smart Health, Automotive und Logistics im neuen
CeBIT-Schwerpunkt "IoT-SOLUTIONS" zu sehen sein. Außerdem darf man
schon jetzt auf die aufregenden Visionen oder marktreifen Konzepte
führender Forschungseinrichtungen zum Thema Wearables im Bereich
"Research & Innovation" gespannt sein.
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