(ots) - Sieben als wahrscheinlich krebserregend
eingestufte Mittel hat Greenpeace auf Blättern, Blüten und
heranwachsenden Äpfeln bei exemplarischen Untersuchungen auf
Rückstände von Pestiziden gefunden. In der Mitte der Wachstumsperiode
waren die Blätter mit Rückständen von bis zu 11 unterschiedlichen
Wirkstoffen belastet. Die letzte Stichprobe von Äpfeln wies weniger
Wirkstoffe und geringere Mengen auf. Dies zeigt: Apfelbauern spritzen
viele Pestizide, zum Ende der Anbausaison nimmt der Gifteinsatz ab.
So überschreiten Äpfel im Supermarktregal immer seltener gesetzliche
Höchstgrenzen von Rückständen, doch zu viele Agrargifte gelangen in
die Umwelt. Sie gefährden nachweislich die Artenvielfalt und
Ökosysteme. "Der Gifteinsatz während des Wachstums ist zu hoch. Es
reicht nicht, nur die Rückstände von Pestiziden im Endprodukt zu
reduzieren", sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin von
Greenpeace. "Die Einführung einer Pestizidsteuer kann ein wichtiger
Hebel sein, um den Einsatz von Spritzmitteln zu verringern." Zu den
Ergebnissen: www.greenpeace.de/zeitreihe-pestizide
Von der Blüte im Mai bis kurz vor der Ernte Ende September 2015
nahm Greenpeace insgesamt 24 Stichproben an zwei Standorten im
Obstanbaugebiet Altes Land bei Hamburg, einem der größten deutschen
Anbaugebiete für Äpfel. Jeweils sechs Proben für Blätter und Blüten
sowie Äpfel ließ die unabhängige Umweltorganisation auf Rückstände
von Pestiziden untersuchen. Insgesamt fand das Labor 17 verschiedene
Wirkstoffe. In einer Blattprobe betrug die Menge des wahrscheinlich
krebserregenden Antipilzmittel Captan, das bis zum Jahr 2001 verboten
war und im Apfelanbau gegen Schorf angewendet wird, 193 Milligramm
pro Kilogramm (mg/kg) Blätter. Für Äpfel im Verkauf liegt der
gesetzliche Grenzwert bei 3 mg/kg. Auf einer Blütenprobe fand sich
das bienengefährdende Neonicotinoid Imidacloprid, das eigentlich erst
nach der Blüte gespritzt werden darf. Obstbauern spritzen Äpfel im
Durchschnitt 21 Mal pro Jahr, häufig mit mehreren Wirkstoffen
gleichzeitig.
Wir brauchen die Agrarwende jetzt
Der aktuelle Greenpeace-Report "Europas Abhängigkeit von
Pestiziden: So schädigt die industrielle Landwirtschaft unsere
Umwelt" zeigt die weitreichenden und schwerwiegenden Auswirkungen auf
die Umwelt. (Zum Report: www.greenpeace.de/pestizide-umwelt-2015)
Bewertung, Zulassung und Ãœberwachung von Pestiziden weisen in der EU
erhebliche Mängel auf. "Wir brauchen dringend eine andere
Landwirtschaft. Pestizide bedrohen unsere Gesundheit und belasten
unsere Gewässer. Zudem zerstören sie funktionierende natürliche
Systeme, die wir zum Leben brauchen", sagt Huxdorff. "Politik und
Landwirte müssen für weniger Pestizide auf dem Acker sorgen.
Supermärkte als wichtiger Teil der Lieferkette sollen Einfluss auf
die Produktion ausüben."
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