(ots) - Reporter ohne Grenzen verurteilt die Angriffe auf
mehrere Journalisten bei den Demonstrationen zum Jahrestag der
fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung in Dresden am Montagabend.
Medienberichten zufolge griffen in zwei Fällen Pegida-Anhänger
Reporter an, in einem dritten Fall schlug ein Gegendemonstrant einen
Radiomitarbeiter.
"Dass die 'Lügenpresse'-Rufe der Pegida-Bewegung immer öfter in
Schläge und Tritte gegen Journalisten münden, ist eine erschreckende
Eskalation", sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. "Gewalt
gegen Journalisten ist nicht hinnehmbar, gleich ob sie von
Pegida-Anhängern oder Gegendemonstranten ausgeht. Jetzt ist die
Justiz gefordert, die Täter zügig zu finden und zu bestrafen, damit
solche Taten nicht zur Normalität werden."
Der Deutsche-Welle-Fernsehjournalist Jaafar Abdul Karim, der mit
einem Kamerateam die Stimmung unter Pegida-Anhängern einfangen
wollte, wurde von Demonstranten umringt, beim Drehen behindert und
unter anderem als "Kanake" beschimpft (http://t1p.de/gk4w,
http://t1p.de/l34p). Ein Demonstrant schlug ihn in den Nacken und
flüchtete dann in die Menge.
Jose Sequeira, ein Kameramann der russischen Videoagentur Ruptly,
wurde angegriffen, als er unter Pegida-Anhängern filmte
(http://t1p.de/xhzq). Er berichtete anschließend, ein Angreifer habe
seine Ausrüstung zu Boden geworfen. Dann hätten sechs oder sieben
Männer auf seinen Rücken und Kopf eingeschlagen; er habe sich
schließlich in die Nähe von Polizisten zurückziehen müssen.
Ein Deutschlandradio-Mitarbeiter wurde vor einem Ãœbertragungswagen
des Senders von einem betrunkenen Gegendemonstranten angegriffen und
leicht verletzt (http://t1p.de/igpt). Eine Korrespondentin des
Senders berichtete, auch der Ãœbertragungswagen sei angegriffen
worden; den Journalisten sei vorgeworfen worden, die Medien hätten
dazu beigetragen, Pegida großzumachen.
NICHT DIE ERSTEN ANGRIFFE BEI PEGIDA-DEMONSTRATIONEN
Am 28. September waren bei einer Pegida-Demonstration in Dresden
zwei Journalisten angegriffen worden: Ein MDR-Mitarbeiter wurde von
einem Pegida-Anhänger getreten, ein Journalist der Dresdner Neuesten
Nachrichten bekam einen Schlag ins Gesicht (http://t1p.de/mz29). Die
Täter tauchten anschließend in der johlenden Menge unter, die Polizei
kam zu spät.
Einige Tage zuvor waren in Dresden Flugblätter verteilt worden, in
denen vor der Sächsischen Zeitung und den Dresdener Neuesten
Nachrichten gewarnt wurde, die von der Politik gekauft seien
(http://t1p.de/zubk).
Auch bei Pegida-Demonstrationen in anderen Städten sind
Journalisten schon angegriffen oder bei der Arbeit behindert worden,
so am 21. Januar in Leipzig und am 2. Februar in Braunschweig. Am 26.
Januar konnte ein WDR-Team in Duisburg nur unter Polizeischutz von
einer Pegida-Demonstration berichten. Zuvor waren im Internet
gefälschte Todesanzeigen für Journalisten in Nordrhein-Westfalen
aufgetaucht.
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