(ots) - KOMMENTAR · IG METALL
Verantwortung tragen Kein Chef hat so etwas gern: Eine
Bewährungsprobe noch vor dem ersten Arbeitstag. Deshalb ist es dem
frisch gewählten IG-Metall-Chef Jörg Hofmann auch nachzusehen, wenn
er sich zur VW-Affäre zunächst zurückhaltend äußert. Aber das sollte
nicht so bleiben. Schließlich ist sind die Folgen der Krise eines der
großen Themen auf dem Gewerkschaftstag. Schuld an der kommenden
intensiven Auseinandersetzung ist auch die wenig rühmliche Rolle der
IG Metall in der jüngeren Geschichte von Volkswagen. Zum Teil musste
man sich als Zuhörer sehr konzentrieren, um den Unterschied zwischen
VW-Manager und Gewerkschafter bei Auftritten überhaupt zu
herauszuhören - so ähnlich waren sich die Aussagen. Der Kuschelkurs
gipfelte in den Lustreisen für Arbeitnehmervertreter auf
Konzernkosten. Sicher: Von einer zu großen Nähe kann keine Rede mehr
sein. VW-Betriebsrat Bernd Osterloh machte damit Schluss. Doch eine
selbstkritische Einschätzung zur eigenen Rolle im Konzern gibt es
nicht wirklich. Nun starre Strukturen in Wolfsburg und ausgeprägtes
Denken in Marken und Bereichen anzuprangern, ist zu wenig. Die IG
Metall ist in keinem anderen Industrieunternehmen so einflussreich
wie bei VW. Hofmann dürfte künftig auch im Aufsichtsrat des
schlingernden Autoriesen sitzen. Zu sagen "Wir zahlen nicht für eure
Krise" ist richtig. Aber die Gewerkschaft trägt daran eine Mitschuld,
der sie sich stellen muss.
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