(ots) -
- Die digitale Gründerlandschaft Europas ist reifer geworden:
Unternehmenswert aller großen europäischen Startups liegt insgesamt
bei 110 Milliarden Dollar
- Finanzielle Ausstattung der europäischen Startups ist im ersten
Halbjahr 2015 um 86 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum
gestiegen
- Europäische Firmen sind attraktive Investitionsziele für Private
Equity-Gesellschaften: Von 2010 bis 2014 haben internationale
PE-Firmen rund 6 Milliarden Euro investiert
- Die europäische Digitalindustrie sollte sich von ihrem
amerikanischen Vorbild lösen und auf die Stärken Europas setzen:
Industriekompetenz, Vielfalt und Internationalisierung
Die Digitalisierung hat die europäische Gründerszene stärker ins
Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Ein Grund hierfür ist die
bessere finanzielle Ausstattung der Startups, die im ersten Halbjahr
2015 um 86 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen ist.
Hinzu kommen wichtige Ãœbernahmen und die Anziehungskraft junger
Unternehmen, die zum Vorbild der heutigen Geschäftswelt avanciert
sind. Startups stehen zudem heute auf einem festeren Fundament als
noch zu Beginn des Jahrhunderts, denn digitale Technologien sind
mittlerweile allgegenwärtig und gelten als geschäftsfördernd: "Die
Software hat ihren Einfluss als Innovationsmotor verloren", sagt
Charles-Edouard Bouée, CEO von Roland Berger. "Viel wichtiger ist es,
Business Intelligence und Daten miteinander zu verbinden. Denn nur so
lassen sich Geschäftsvolumen und Effizienz im Unternehmen steigern."
Diese Veränderungen des europäischen Startup-Marktes haben nun die
Roland Berger-Experten unter die Lupe genommen. In ihrer neuen Studie
"Can European Start-ups crack the code? How to realize the old
continent's digital vision" analysieren sie die Entwicklung und die
Chancen der europäischen Startups und rechnen mit falschen Mythen ab.
Alte Mythen über Startups sind überholt Die Roland Berger-Experten
identifizieren fünf Mythen über die europäische Gründerlandschaft,
die heute ihre Gültigkeit verloren haben.
1. Ist der europäische Markt nicht attraktiv genug für Gründer?
London, Paris und Berlin sind hervorragende Hubs-Beispiele für die
innovative Startup-Szene. Denn diese Metropolen bieten günstige
Bedingungen für die Entstehung neuer Firmen. So erlebt Berlin seit
einigen Jahren eine kreative Revolution - auch im Digitalbereich.
Alle 20 Stunden entsteht in der deutschen Hauptstadt ein neues
Internetunternehmen. Die Möglichkeit, auf gut ausgebildete Fachkräfte
zurückzugreifen, aber auch günstige Immobilienmieten für
Neugründungen spielen hier eine wesentliche Rolle. Ein weiterer
Treiber für den Schwung des europäischen Startup-Marktes sind
außerdem die zahlreichen Akzeleratoren und Inkubatoren. Ihre Anzahl
in Europa hat sich seit 2007 vervierfacht, was die Gründung
innovativer Firmen erheblich erleichtert.
2. Mangelt es den europäischen Startups an Kapital?
Europäische Digitalunternehmen schließen mit enormem Tempo zu den
USA auf. 2015 haben sie insgesamt 5,7 Milliarden Dollar eingesammelt
- 2014 waren es noch knapp 3 Milliarden Dollar. Auch die
Kapitalbeschaffung im Ausland ist kein Neuland mehr für europäische
Firmen: Zwischen 2010 und 2014 investierten Private Equity-Manager
aus nicht-EU-Staaten insgesamt 6 Milliarden Euro in europäische
Unternehmen. Dass europäische Startups immer erfolgreicher werden
zeigt auch die Anzahl der Börsengänge: Diese ist im laufenden Jahr um
30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
3. Haben die Startups Probleme, geeignete Arbeitskräfte zu finden?
Sprachbarrieren stellen nach wie vor ein gravierendes Problem dar,
wenn europäische Firmen hochqualifizierte Arbeitskräfte rekrutieren
müssen. Hinzu kommen strenge Vorschriften bezüglich der
Arbeitserlaubnis - wie etwa in Deutschland. Doch trotzt
bürokratischer Hürden zeigt der europäische Markt auch klare Stärken.
So ist Europa akademisch sehr gut aufgestellt und hat einige der
besten Wirtschaftshochschulen weltweit.
4. Sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa
gründerfreundlich?
Die Breitbandversorgung in den europäischen Wirtschaftszentren ist
gut und Unternehmen können sich auf einen hohen Sicherheitsstandard
im Datenschutzbereich verlassen. Zudem bietet Europa ein
attraktiveres Preis-Leistungsverhältnis als etwa die USA. Denn dort
liegen die Lohnkosten für Software-Ingenieure im Schnitt 25 Prozent
über die Lohnkosten in Europa. Auch Mietpreise für Gewerbeimmobilien
spielen eine signifikante Rolle: Selbst in den teuersten europäischen
Wirtschaftszentren wie Paris sind Mietpreise bis zu 30 Prozent
günstiger als in San Francisco.
Industriekompetenz, Vielfalt und Internationalisierung: die
europäischen Stärken
Durch Big Data, Cloud Computing und die verstärkte Robotisierung
der Industrieproduktion beginnt aber jetzt eine neue Phase der
digitalen Revolution: "Silikon war gestern. Daten sind der neue
Rohstoff der Startup-Industrie", erklärt Philipp Leutiger, Partner
von Roland Berger, den Umbruch. "Und diese neue Entwicklungswelle
eröffnet Europa die Möglichkeit, seine traditionellen Stärken besser
einzusetzen: Industriekompetenz, Vielfalt und Internationalisierung."
Viele europäische Konzerne haben diesen Trend bereits erkannt und
investieren verstärkt in junge und innovative Firmen. Doch auch
globale Digitalunternehmen sind auf die europäischen Startups
aufmerksam geworden und weiten ihre Präsenz auf dem europäischen
Markt aus - eine große Chance für junge Unternehmen. "Europa sollte
auf seine eigenen Fähigkeiten setzen, die richtigen Nischen finden
und neues, unerforschtes Terrain betreten. Am Ende winkt eine neue,
digitale Zukunft für unseren Kontinent", prognostiziert
Charles-Edouard Bouée.
Damit sich europäische Startups weiterentwickeln können, braucht
Europa einen breiten digitalen Kontext, in dem junge Firmen und
traditionsreiche Unternehmen nebeneinander florieren und sich
gegenseitig befruchten können. "Es geht um den positiven Einfluss,
den die Startups auf die europäische Wirtschaft haben", erklärt
Philipp Leutiger. "Ihre Präsenz hilft traditionellen Unternehmen, in
den digitalen Wettlauf einzusteigen - und umgekehrt auch. So entsteht
eine gesunde Symbiose, die europäische Firmen dabei unterstützt, sich
in der globalen Digitalwirtschaft stark zu positionieren."
Drei Säulen für die digitale Zukunft Europas
Um seine digitale Zukunft besser zu entfalten, sollte Europa
deshalb auf drei wesentliche Säulen setzen.
Die erste Säule: Unternehmen und Personen aufbauen, die mit den
alten Spielregeln des Marktes brechen, neue Spielregeln festlegen und
Marktlücken füllen können. Denn Europa ist reich an innovativen
Talenten, wie amerikanische Digitalriesen schon vor langer Zeit
erkannt haben. Europa sollte daher seine eigenen Innovationsvorteile
stärker nutzen, die Verbindung zwischen traditionsreichen Unternehmen
und Startups unterstützen und die digitale Infrastruktur ausbauen.
Die zweite Säule: "Europa sollte die besten Ideen für
international anerkannte Normen entwickeln. Dazu gehören wichtige
Bereiche wie Datensicherheit, Data Governance, Zahlungsmodelle und
Verbraucherrechte", erläutert Charles-Edouard Bouée. Doch dieser
Prozess ist sehr aufwändig, denn es geht nicht nur darum, Normen für
die einzelnen Bereiche zu definieren, sondern auch einen Konsens
zwischen Politik und Industrie zu finden. Schließlich müssen sich
Regeln und Standards nach ihrer Einführung auf dem Markt durchsetzen,
um Vertrauen zu schaffen. Denn nur so kann Europa die
Internationalisierung der digitalen Startups unterstützen, die
wichtigsten Wirtschaftszentren vernetzen und für die richtige Balance
zwischen privatwirtschaftlichen und öffentlichen Initiativen sorgen.
Bei der dritten Säule geht es auch darum, eine Führungsrolle zu
übernehmen und ein digitales Ökosystem zu schaffen, in dem sich
Kunden, Firmen, Unternehmer und Mitarbeiter in der digitalen Welt
sicher fühlen. Hier sollen die europäischen Werte von Freiheit,
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit herrschen. Denn in einer Ära der
uneingeschränkten Datensammelwut öffnet sich eine große Lücke, die
Europa füllen könnte.
Die Studie können Sie herunterladen unter:
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