(ots) - Bargeldlose Gesellschaft bleibt Zukunftsmusik
Ungeachtet vieler Möglichkeiten ihre Einkäufe mit elektronischen
Bankkarten und neuerdings auch digitalen Geldbörsen zu erledigen,
bezahlen viele Bundesbürger im Alltag weiter lieber mit Bargeld. Nur
jeder Dritte (32%) kann sich zudem vorstellen, in Zukunft einmal ganz
auf Bargeld zu verzichten. Das klassische Portemonnaie voreilig
totzusagen, erscheint daher wirklichkeitsfern und deutlich verfrüht.
Im Gegenteil: neueste Bezahlverfahren via Handy und "Wallet App"
kämpfen in Deutschland trotz wachsender Bekanntheit weiterhin mit
erheblicher Skepsis. Das Szenario einer weitgehenden Virtualisierung
des Geldes und das Verschwinden haptischen Bezahlens bleibt
Zukunftsmusik.
Dies zeigt der aktuelle "Trendmonitor Finanzdienstleistungen 2015"
des Marktforschungsinstituts Nordlight Research. Ãœber 1.000
Bundesbürger ab 18 Jahren mit Internetanschluss wurden repräsentativ
zu ihrem Bezahlverhalten sowie zu ihrem derzeitigen Spar- und
Anlageverhalten befragt.
"Bargeld vermittelt in unmittelbar greifbarer Weise persönliche
Autonomie und ist in seiner Bedeutung kulturell und psychisch tief
verwurzelt", sagt Dr. Torsten Melles, Geschäftsführer bei Nordlight
Research. "Veränderungen im Bezahlverhalten vollziehen sich daher nur
schrittweise und in engen Grenzen. So bequem und sicher die
fortschreitende Entgegenständlichung des Geldes auch sein mag, hat
diese doch auch eine wichtige Kehrseite, indem sie das elementare
Erleben spürbaren ´Habens´ und ´Besitzens´ schwächt und diffuse
Verlustängste aktivieren kann."
Mehrheit nutzt Mix unterschiedlicher Bezahlformen
Die große Mehrheit der Bundesbürger (66%) praktiziert im Alltag
Mischformen aus "überwiegendem Barzahlen" (30%) und gleichgewichtetem
"Zahlen mit Bargeld und elektronischen Zahlungsmitteln" (36%). Der
Anteil "reiner Barzahler" (13%) sowie "überwiegend elektronischer
Zahler" (20%) ist hingegen vergleichsweise gering.
Gegenüber dem möglichen Zukunftsszenario einer "bargeldlosen
Gesellschaft" gibt es in der Bevölkerung freilich auch deutliche
Akzeptanz-Unterschiede: so zeigen Männer im Vergleich hierfür eine
größere Affinität als Frauen (37% vs. 25%). Zudem sind
einkommensstärkere, gebildetere und jüngere Bundesbürger
überdurchschnittlich aufgeschlossen für bargeldlose Zahlungsmittel.
Bei der tatsächlichen Nutzung von Bargeld und bargeldlosen
Bezahlformen im Alltag zeigt sich in unterschiedlichen Altersgruppen
jedoch kein nennenswerter Unterschied.
"Wallet Apps" bleiben Nischenprodukt
Trotz eines signifikanten Anstiegs der Bekanntheit von "Wallet
Apps" (digitale Geldbörse via Handy und NFC) auf aktuell 32 Prozent
(2014: 19%), nutzen diese neue Bezahlform bisher nur etwa zwei
Prozent aller Bundesbürger; mit nur leicht steigender Tendenz. Die
Mehrheit lehnt das Konzept - wie schon 2014 - als weitgehend
unattraktiv ab. Dem Bezahlmodell "Wallet App" in Deutschland zu einem
gewissen Durchbruch zu verhelfen, trauen die Bundesbürger am ehesten
den IT-Giganten Google (29%) und Apple (25%) zu sowie der Deutschen
Telekom (16%). Jeder Zweite (50%) gibt dem Bezahlen per Handy in
Deutschland derzeit jedoch keine nennenswerte Chance.
Ende der Sparnation Deutschland?
Weitere interessante Erkenntnisse liefert der aktuelle
"Trendmonitor Finanzdienstleistungen" von Nordlight Research - der
bereits seit 2007 wichtige Entwicklungen im Finanzverhalten
untersucht - auch zum aktuellen Spar- und Anlageverhalten der
Bundesbürger in der anhaltenden Niedrigzinsphase. Jeder Zweite (51%)
spart demnach aktuell weniger als noch in Zeiten höherer Zinsen. Das
verringerte Sparverhalten der Deutschen liegt eigenen Angaben zufolge
allerdings nicht primär in der geringeren Rendite (36%) begründet,
sondern schlicht im weniger verfügbaren Geld zum Sparen (53%).
Vom deutlichen Rückgang des Sparverhaltens in Deutschland sind
alle Finanzprodukte betroffen; allen voran Festgeld und das
klassische Sparbuch. Auch von einer durch den historischen
Niedrigzins induzierten Belebung der Aktienkultur in Deutschland kann
daher keinerlei Rede sein. Auch in Aktien wird derzeit in der
Gesamtbevölkerung weniger investiert als zuvor, auch wenn dieser
Anlageklasse nach Immobilien die höchste Renditeerwartung
zugeschrieben wird. Als für sie persönlich besonders attraktive
Anlageformen sehen die Bundesbürger aktuell insbesondere Immobilien
an, gefolgt von Edelmetallen und Fonds. Neuere Anlageformen, wie
insbesondere "Privat-zu-Privat-Kredite" und "Crowdinvesting", sind
den Bundesbürgern zwar vielfach bereits bekannt, werden allerdings
nur selten genutzt, da das Chance-Risiko-Verhältnis zumeist deutlich
negativer als bei anderen Finanzprodukten eingeschätzt wird.
"Das aktuelle Spar- und Anlageverhalten ist von einer hohen
Rendite-Unzufriedenheit geprägt. Noch fehlt vielen die Bereitschaft,
zur Erzielung höherer Renditen, in gewissem Umfang auch höhere
Risiken einzugehen", resümiert Dr. Torsten Melles. "Eine Aufgabe der
Finanzdienstleister ist es daher, den Bundesbürgern die Scheu vor
bisher nicht praktizierten Anlageformen behutsam, zielgruppengerecht
und verantwortlich zu nehmen, und sie an jenseits klassischen Sparens
liegende Anlageformen heranzuführen - ohne diese jedoch zu
überfordern.
Dass die Deutschen in näherer Zukunft von einer Nation eher
behäbiger Sparer zu dynamischen und mutigen Anlegern, oder gar zu
"Zockern" werden, ist - auch bei weiter anhaltenden Niedrigzinsen -
wenig wahrscheinlich. Ebenso wie das Bezahlverhalten ändert sich das
Spar- und Anlageverhalten nicht abrupt über Nacht.
Weitere Studieninformationen
Die komplette rund 50-seitige Studie "Trendmonitor
Finanzdienstleistungen 2015" mit zahlreichen weiteren Ergebnissen zu
den diesjährigen Schwerpunktthemen "Bargeldloses Bezahlen",
"Akzeptanz von Wallet Apps" und "Spar- und Anlageverhalten in der
Niedrigzinsphase" kann über die Nordlight Research GmbH bezogen
werden. Die Studie liefert umfangreiche Differenzierungen nach
Bankverbindungen, soziodemographischen Merkmalen und einzelnen
Finanzprodukten.
Pressekontakt:
Dr. Torsten Melles
Geschäftsführer
Nordlight Research GmbH
Elb 21
40721 Hilden
Tel.: +49 2103 258 19-0
E-Mail: t.melles(at)nordlight-research.com
www.nordlight-research.com