(ots) -
Nachdem die optimistische Anfangshaltung der Deutschen in Hinblick
auf die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland Anfang Oktober von
einer eher skeptischen Einschätzung abgelöst wurde, hat sich die
Stimmung im Vergleich zu vor zwei Wochen stabilisiert: Jetzt glauben
46 Prozent (+1), dass Deutschland die vielen Flüchtlinge, die zu uns
kommen, verkraften kann, und unverändert 51 Prozent glauben das nicht
(Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").
Für die Einrichtung so genannter Transitzonen für Flüchtlinge,
also Aufnahmeeinrichtungen, in denen geprüft wird, ob Flüchtlinge
eine Chance auf ein Bleiberecht in Deutschland haben und dann
andernfalls schnell zurückgeschickt werden, sprechen sich 71 Prozent
aller Befragten aus. 25 Prozent sind gegen solche Einrichtungen. In
allen Parteianhänger-Gruppen gibt es dabei eine - wenn auch
unterschiedlich große - Mehrheit für die Einrichtung solcher
Transitzonen.
Massiver Rückhalt für Seehofers Flüchtlingspolitik nur bei
AfD-Anhängern
Während relativ unverändert 45 Prozent der Meinung sind, dass
Angela Merkel ihre Arbeit im Bereich Flüchtlinge und Asyl eher gut
macht und 48 Prozent das nicht so sehen, finden 41 Prozent die
Politik des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer bei diesen
Themen eher gut und 49 Prozent eher schlecht. Auffällig ist dabei,
dass er mit 97 Prozent lediglich bei den Anhängern der AfD eine
mehrheitliche Unterstützung findet (Ablehnung: 3 Prozent). Selbst bei
den Anhängern der CDU/CSU halten Seehofers Politik nur 43 Prozent für
eher gut (eher schlecht: 46 Prozent). Merkels Positionen hingegen
finden bei 61 Prozent der CDU/CSU-Anhänger Unterstützung (Ablehnung:
30 Prozent), aber nur bei einem Prozent der AfD-Anhänger (Ablehnung:
98 Prozent).
TOP TEN
Weiterhin auf Platz eins der nach Ansicht der Befragten
wichtigsten zehn Politiker/innen liegt Wolfgang Schäuble. Er erreicht
auf der Skala von +5 bis -5 einen unveränderten Durchschnittswert von
2,2. Auf Platz zwei folgt Frank-Walter Steinmeier mit unveränderten
2,1 knapp vor Wolfgang Bosbach mit 2,0 (Okt. I: 1,9). Auf Platz vier
liegt Bundeskanzlerin Angela Merkel, die in der Gesamtheit aller
Befragten auf 1,5 kommt (Okt. I: 1,6). Sie wird von den Anhängern der
CDU/CSU mit sehr positiven 3,5, von den AfD-Anhängern hingegen mit
minus 2,1 bewertet. Mit Abstand folgen Manuela Schwesig mit 1,0 (Okt.
I: 0,9), Sigmar Gabriel mit nur noch 0,9 (Okt. I: 1,1), Gregor Gysi
mit 0,8 (Okt. I: 0,7), Ursula von der Leyen mit 0,7 (Okt. I: 0,8),
Thomas de Maizière mit lediglich 0,5 (Okt. I: 0,8). Schlusslicht
bleibt Horst Seehofer, der deutlich verliert und jetzt auf einen Wert
von 0,4 kommt (Okt. I: 0,7). Er erhält von den Anhängern der CDU/CSU
lediglich 1,3, von den AfD-Anhängern hingegen sehr gute 3,2.
Projektion
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die
CDU/CSU nur noch auf 39 Prozent (minus 2), die SPD auf unveränderte
25 Prozent und die Linke auf 9 Prozent (unverändert). Die Grünen
könnten sich auf 10 Prozent (plus 1) und die FDP auf 5 Prozent (plus
1) verbessern. Die AfD würde 6 Prozent (unverändert) erreichen. Die
anderen Parteien erzielten zusammen 6 Prozent (unverändert). Neben
Schwarz-Rot würde es damit auch für Schwarz-Grün reichen.
Rot-Rot-Grün oder Schwarz-Gelb hingegen hätten keine Mehrheit.
Unterstützung für Pegida eher im Osten
Seit einem Jahr gibt es die Pegida-Bewegung, die vor allem in
Dresden regen Zuspruch findet. Während nur 8 Prozent in den alten
Bundesländern die Pegida-Bewegung gut finden und 87 Prozent schlecht,
unterstützt im Osten gut jeder Fünfte (21 Prozent) Pegida (Ablehnung:
71 Prozent).
Fremdenfeindlichkeit in Deutschland
Relativ unverändert meinen 51 Prozent aller Befragten, dass
Fremdenfeindlichkeit in Deutschland sehr stark oder stark verbreitet
ist, lediglich 46 Prozent gehen davon aus, dass diese nicht so stark
verbreitet ist, und ein Prozent sieht überhaupt keine
Fremdenfeindlichkeit in unserem Land.
Türkei: Finanzielle Unterstützung und EU-Beitritt
Bei der Lösung der Flüchtlingskrise kommt der Türkei eine
Schlüsselrolle zu. 62 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass
die Türkei finanziell stärker unterstützt werden sollte, damit dort
weitere Flüchtlingslager eingerichtet werden und so mehr Flüchtlinge
dort bleiben können. 30 Prozent sprechen sich gegen eine solche
Finanzierung aus. Weiterhin unverändert deutlich wird eine
EU-Mitgliedschaft der Türkei abgelehnt: Lediglich 29 Prozent sind
dafür, dass die Türkei in den nächsten Jahren in die EU aufgenommen
wird, 60 Prozent sind dagegen.
Vergabe der Fußball WM 2006
Dass es im Zusammenhang mit der Vergabe der
Fußballweltmeisterschaft 2006 an Deutschland zu Bestechungen durch
den Deutschen Fußballbund (DFB) gekommen ist, glauben 57 Prozent der
Deutschen, lediglich 30 Prozent glauben das nicht.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 20. bis 22. Oktober 2015 bei 1258 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ
für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich
beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei
Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei
Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 40 Prozent,
SPD: 26 Prozent, Linke: 8 Prozent, Grüne: 13 Prozent, FDP: 4 Prozent,
AfD: 5 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag,
13. November 2015.
Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage auf
www.forschungsgruppe.de
http://heute.de
http://twitter.com/ZDF
Ansprechpartner: Presse-Desk, Telefon: 06131 - 70-12108,
pressedesk(at)zdf.de
Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon:
06131 - 70-16100, und über http://pressefoto.zdf.de/politbarometer
Pressekontakt:
ZDF Presse und Information
Telefon: +49-6131-70-12121