(ots) - Islamforscher Uçar: Flüchtlinge wollen Freiheit
und Demokratie
"Menschen haben am eigenen Leib erfahren, wozu religiöser
Extremismus und Wahn führt"
Osnabrück. Der Islamwissenschaftler Bülent Uçar hat Befürchtungen
vor einer wachsenden islamischen Prägung Deutschlands durch die
gegenwärtige Flüchtlingswelle zurückgewiesen. In einem Interview mit
der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) sagte er mit Blick auf die
Zuwanderer, "diese Menschen haben am eigenen Leib erfahren, wozu
religiöser Extremismus und Wahn führt". Die Freiheiten in Deutschland
würden sie daher honorieren und nicht anfechten, führte der Direktor
des Instituts für Islamwissenschaft der Universität Osnabrück aus.
"Das Grundgesetz richtet sich nicht gegen die Religionen, sondern
will für beide Seiten neue Freiräume schaffen und wechselseitige
Abhängigkeiten minimieren", sagte Uçar. Vor diesem Hintergrund sei er
sich sicher, "dass für die große Mehrheit keine große
Überzeugungsarbeit bedürfe, um die Vorzüge der Demokratie zu sehen.
Viele Muslime seien auch weit weniger gläubig als man meine. "Die
Fassade erscheint islamisch, der Kern aber ist durch und durch
verweltlicht", sagte Uçar. Daher dürfe man sich nicht von bestimmten
religiös erscheinenden Gruppen blenden lassen. "Muslime in
Deutschland sind genauso Säkularisierungsprozessen ausgesetzt wie
Christen", gab der Wissenschaftler zu Bedenken.
Damit Rechtspopulisten die Zuwanderung nicht zu ihrem Thema machen
könnten, gelte es, die Bevölkerung sensibel aufklären,
Wirtschaftsflüchtlinge konsequent und zügig zurückzuführen und
europäische Solidarität einzufordern. "Zugleich ist ernsthaft und
nicht, weil es opportun erscheint, darüber nachzudenken, warum der
Nato-Partner Türkei nicht ein sicheres Herkunftsland sein soll",
ergänzte der Institutsleiter.
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