(ots) - Der Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland
bietet aktuell keinen wesentlichen Beitrag zur Lösung des
Fachkräftemangels. Diese Aussage ergibt sich aus einer
repräsentativen Befragung des Bundesverbands mittelständische
Wirtschaft (BVMW), an der über 3.000 Mitgliedsunternehmen in dieser
Woche teilnahmen. Mehr als 78 Prozent aller befragten Inhaber und
Geschäftsführer kleiner und mittlerer Betriebe gehen davon aus, dass
noch nicht einmal jeder zehnte Flüchtling direkt in Arbeit oder
Ausbildung vermittelbar ist. Dabei besteht bei den Betrieben
konkreter Bedarf: Mehr als 48 Prozent der Entscheider gaben an, dass
sie aktuell weitere Mitarbeiter suchen.
Auch die Beschäftigungsentwicklung steht in einem schlechten
Licht, bis Ende 2017 erwarten die Befragten eine deutliche Abkühlung
des Arbeitsmarktes: Mehr als 64 Prozent gehen davon aus, dass die
Arbeitslosenquote steigen wird, lediglich etwas mehr als 3 Prozent
erwarten ein weiteres Absinken.
Besonders groß sind die Befürchtungen der Unternehmen, wenn sich
die Zahl der einreisenden Flüchtlinge z.B. durch Familiennachzug
verdreifachen würde: 60 Prozent der Befragten stimmen der
Seehofer-Aussage "Mehr geht nicht" zu, nur 35 Prozent schließen sich
dem "Wir schaffen das" der Kanzlerin voll oder teilweise an.
Der Mittelstand hat konkrete Erwartungen an die Bundesregierung:
Mehr als 85 Prozent erwarten eine Beschleunigung bei der Bearbeitung
von Asylanträgen, fast 77 Prozent fordern eine schnellere und
konsequentere Abschiebung von Asylbewerbern und 68 Prozent sprechen
sich für ein gemeinsames Vorgehen mit EU-Partnern, z.B. Angleichung
der Geldleistungen, aus.
Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Integration der
Flüchtlinge in Gesellschaft und Arbeitsmarkt ist für den Mittelstand
die Sprachkompetenz: Für mehr als 83 Prozent ist es ein
Ausschlusskriterium für eine Einstellung, wenn Flüchtlinge oder
anerkannte Asylbewerber kein Deutsch sprechen. Erst danach ist mit
fast 67 Prozent die fachliche Qualifikation wichtig. Vor diesem
Hintergrund halten mehr als 89 Prozent die Einführung verpflichtender
Sprachkurse für die wichtigste politische Maßnahme, gefolgt von
beschleunigten Asylverfahren (mehr als 85 Prozent) und Einführung
einer verpflichtenden Voraberklärung der Flüchtlinge, deutsche Gesetz
und Kultur anzuerkennen (fast 57 Prozent).
Der unternehmerische Mittelstand sieht sich aber auch selbst in
der Pflicht: Unternehmen können die wirtschaftliche Integration nach
Ansicht der Befragten vor allem durch die Bereitstellung von
Ausbildungsplätzen (fast 62 Prozent), Arbeitsplätzen (beinahe 56
Prozent) und unbezahlten Praktikumsplätzen (mehr als 47 Prozent)
unterstützen.
Bei der Frage, durch welche Partei sich die Unternehmer beim
Flüchtlingsthema am ehesten vertreten fühlen, zeigt sich kein gutes
Bild für die bisherige Regierungspolitik: Nur ca. 27 Prozent fühlen
sich von der CDU gut vertreten, und gerade einmal knapp 10 Prozent
sehen die Lösungen bei der SPD. Die CSU kann mit knapp 22 Prozent die
zweihöchste Zustimmung verbuchen, gefolgt von der AfD (mehr als 9
Prozent) und der FDP (8 Prozent). Wenig Kompetenz wird den Grünen (6
Prozent) und den Linken (etwas mehr als 3 Prozent) zugestanden.
An der Befragung beteiligten sich in nur drei Tagen mehr als 3.000
Unternehmer. Fast 40 Prozent der Befragten beschäftigen mindestens 20
Mitarbeiter und mehr, 23 Prozent der Unternehmen gehören dem
produzierenden Gewerbe, der Industrie oder dem Baugewerbe an, 76
Prozent zählen zum Dienstleistungssektor oder dem Handel. Dies
entspricht in etwa der tatsächlichen Verteilung der Unternehmen in
Deutschland auf Wirtschaftsbereich im Jahr 2015.
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BVMW Pressesprecher
Eberhard Vogt
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