PresseKat - Zinspolitk: Gefangen in der "Japan-Falle"

Zinspolitk: Gefangen in der "Japan-Falle"

ID: 1280263

(ots) - Ist ein Anheben des Zinssatzes überhaupt noch
möglich und welche Konsequenzen erwachsen aus der Fortsetzung der
EZB-Zinspolitik? In seiner neusten Ausgabe geht der Marktreport der
Degussa Goldhandel GmbH unter anderem diesen Fragen nach.

Die Frage, ob und wenn, wann die US-Zentralbank Fed die Zinssätze
anheben könnte, wird heiß diskutiert. Eine Antwort könnte ein Blick
nach Japan liefern. Dort liegen die Zinsen seit 1999 nahe null. Im
Zuge dieser Zinspolitik stieg die Staatsverschuldung im Verhältnis zu
Wirtschaftsleistung dramatisch an. Den Japanern ist es nicht mehr
möglich, die Zinsen anzuheben, ohne dass in der Folge nicht ganz
erhebliche wirtschaftliche Verwerfungen bis hin zum Staatsbankrott
entstünden - zwei Versuche, einer im Sommer 2000 und einer im
Frühjahr 2006, wurden nach kurzer Zeit wieder abgebrochen.

Weltweit lässt sich dasselbe Muster feststellen. Die Schulden
steigen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Zeitgleich gehen die
Wirtschaftswachstumsraten zurück. Einer der Gründe hierfür ist im
ungedeckten Papiergeldsystem zu suchen. Es sorgt dafür, dass die
Verschuldung stärker und schneller steigt als die
Produktionsleistung. Denn hier muss die Kreditnachfrage wenigstens
konstant hochgehalten, wenn nicht sogar gesteigert werden, soll die
Konjunktur nicht einbrechen. Dafür ist ein immer niedrigerer Zins
nötig. Es stellt sich die Frage, ob die Verschuldung der USA
inzwischen so hoch ist, dass die Zinsen nicht mehr angehoben werden
können. Dass die Fed die angekündigte Erhöhung hinauszögert, könnte
darauf hindeuten. Möglicherweise ist das Land bereits in der
"Japan-Falle" gefangen.

Im Euroraum hat die Zinspolitik der EZB zu einem negativen
Einlagenzins für Banken geführt. Dies hat unmittelbare Folgen für die
Marktzinsen. Die Zinsen, insbesondere für kurzlaufende Anleihen,




werden dadurch ins Negative gezogen. Die Wachstums- und
Beschäftigungsprobleme im Euroraum erhöhen den politischen Druck auf
die EZB, noch "mehr" zu tun und noch "aggressiver" vorzugehen. Es ist
daher nicht auszuschließen, dass der Negativzins vergrößert wird.

Dies wird zu mannigfaltigen Problemen führen und tut es bereits
jetzt. Die Anleger müssen immer riskantere Anleihen wählen, um einen
noch positiven Zins zu verdienen. In den Unternehmensbilanzen steigen
die Barwerte der Pensionsverbindlichkeiten, ihr Eigenkapital schmilzt
dadurch ab. Die Kreditqualität verschlechtert sich, steigende
Finanzierungskosten verringern die Gewinne. Auch kommt es zum
Kapitalabfluss in attraktivere "Zinsgebiete". Der Außenwert des Euro
wird sich dadurch (weiter) abschwächen. Sollte die EZB dann auch noch
den Ankauf von Staatsleihen ausweiten, entsteht ein explosives
Gemisch. Indem sie Anleihen kauft, drückt sie deren Renditen und
verschärft so die Probleme. Außerdem schafft sie hierdurch neues
Geld. Im Endeffekt wird sich die Abwertung des Euro durch die
Maßnahmen der EZB nur beschleunigen. Den Anlegern bleibt nur die
Flucht in Immobilien, Aktien, Fremdwährung und Gold.

Prof. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH,
bricht daher in seinem wirtschaftspolitischen Kommentar eine Lanze
für den Kapitalismus: "Kapitalismus steht für die freie
Marktwirtschaft - für den unbedingten Respekt vor dem Eigentum,
Freiheit, Frieden, Gleichheit vor dem Gesetz, für Arbeitsteilung und
freien Handel." Zwar würden fast alle herrschenden Probleme, von der
Massenarbeitslosigkeit über Umweltverschmutzung bis hin zur
Geldentwertung, dem Kapitalismus angelastet, tatsächlich aber seien
sie "die unabwendbare Folge von interventionistisch-sozialistischen
Eingriffen in das Marktgeschehen." Der Sozialismus scheitere aufgrund
der Unmöglichkeit einer Wirtschaftsrechnung, der Interventionismus
wiederum verschärft Probleme anstatt sie zu lösen und produziert
zusätzlich neue. Polleit stellt fest: "Der Kapitalismus - nicht der
Interventionismus oder gar Sozialismus - hält die Lösung der
drängenden Probleme bereit."

http://news.degussa-goldhandel.de/newsletter/4XGE9566U6.pdf



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Datum: 26.10.2015 - 11:23 Uhr
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