(ots) - Freitag, 30. Oktober 2015 (Woche
44)/28.10.2015
22.00Nachtcafé
Die SWR Talkshow Gäste bei Michael Steinbrecher Wenn Medizin uns
krank macht
Wer krank ist, geht davon aus, dass er bei seinem Arzt in den
besten Händen ist. Doch nicht jede Behandlung ist im Sinne des
Patienten. Denn Mediziner sind nicht nur Heiler, sondern auch ein Rad
in einem Gesundheitssystem, hinter dem ein Milliardenetat steht. Im
Vordergrund steht nicht immer das Patienteninteresse, häufig aber die
Rendite. So sorgt die Medizinindustrie zwar für viel Fortschritt und
mehr Lebensqualität, aber auch dafür, dass zahlreiche überflüssige
Untersuchungen und unnötige Operationen gemacht werden. Gesunde
werden so zu neuen Kunden. Doch jeder Arzt ist verpflichtet, ohne
Einfluss ökonomischer Interessen zu behandeln. Er sollte deshalb auch
Heilmethoden anwenden, die eine wissenschaftlich bewiesene Wirkung
haben. Die Anhänger von Globuli sind überzeugt, dass der Königsweg
zur Gesundung die Homöopathie ist. Inwiefern seriöse
wissenschaftliche Studien dies untermauern oder doch eher der
Placebo-Effekt großen Anteil hat, an dieser Frage entzünden sich
medizinische Glaubenskriege. Auch Vorsorgeuntersuchungen, die auf den
ersten Blick dem Patienten ausschließlich nützen, haben ihre Tücken,
können fehlinterpretiert werden und machen so oft Gesunde voreilig zu
Kranken. Auf wen kann man sich verlassen, damit man als Patient vom
Arztbesuch profitiert und nicht nur dessen Kontostand? Wie erkennt
man, dass man eventuell Opfer unnötiger Behandlungen wird? Welche
Heilmethoden sind gefährlich? Antworten bei Michael Steinbrecher im
Nachtcafé.
2009 wurde Schauspieler Uwe Fellensiek an der Bandscheibe
operiert. Keine große Sache, beruhigten ihn seine Ärzte. Doch nach
dem Eingriff hatte der Serienstar aus "Notruf Hafenkante" wochenlang
höllische Schmerzen. Nach einer weiteren OP saß er im Rollstuhl und
erhielt die niederschmetternde Diagnose: Krankenhauskeime. Es folgte
ein Leidensweg, der ihn auch die Serienhauptrolle kostete: "Ich
dachte immer, ich bin unverwundbar. Aber diese Erfahrung brachte mich
an meine Grenzen."
Ums Krankenhaus macht Barbara Rütting schon ihr ganzes Leben einen
großen Bogen. Auch von Vorsorgeuntersuchungen hält die
Bestsellerautorin wenig. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters und
einer vererbten Rheumaerkrankung geht es der Gesundheitsberaterin
besser denn je: "Es wird viel zu schnell mit der chemischen Keule
zugeschlagen. Dabei ist gesunde Ernährung entscheidend. Dieser ganzen
Apparatemedizin vertraue ich überhaupt nicht."
Johannes Bruns glaubt an den hohen Leistungsstandard und an die
Qualität der modernen Medizin. Die aktuelle Kritik, in Deutschland
werde aus reiner Profitgier zu viel und unnötig operiert, weist der
Chirurg zurück und macht sich für ein besseres Vertrauensverhältnis
zwischen Arzt und Patient stark. Der Generalsekretär der Deutschen
Krebsgesellschaft ist überzeugt: "Krebs-Früherkennung kann in vielen
Fällen Leben retten. Wir haben viele vernünftige Maßnahmen, die man
auch nutzen sollte."
Edith Schuligoi nahm regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen bei ihrem
Gynäkologen wahr. Zysten am Eierstock stellte der Arzt fest und riet
ihr dringend zur Operation. Und so unterzog sich die Österreicherin
einer Eierstockentfernung, die aufgrund des abrupten Hormonverlusts
fatale Folgen hatte. "Nach diesem Eingriff konnte ich kaum noch
arbeiten, meine Familie und Ehe litt extrem. Wie sich später zeigte,
war die OP völlig unnötig, da mein Krebsrisiko bei unter einem
Prozent lag", so die Lehrerin.
In solchen Maßnahmen sieht SWR-Filmemacher Frank Wittig reine
Profitgier. Der preisgekrönte Medizinjournalist legt mit seinen
Recherchen den Finger in die Wunde, kritisiert Ärzte und
Pharmaindustrie: "Der Nutzen ist bei fast allen
Früherkennungsmaßnahmen sehr klein, dafür wird aber viel Schaden
angerichtet. Beschwerdefreie Menschen werden zu Kranken gemacht und
nehmen sinnlos Medikamente, etwa weil ihre Blutwerte von Normen
abweichen."
Jahrelang war Natalie Grams felsenfest überzeugt, dass Homöopathie
der Schlüssel zur sanften Krankheitsbekämpfung ist. In Heidelberg
führte sie eine Praxis für Alternativmedizin und war lange
uneingeschränkte Naturheilkundlerin. Doch umso intensiver sie sich
mit Studien über die Wirksamkeit von Homöopathie beschäftigte, desto
mehr kamen ihr Zweifel. Vor gut einem Jahr zog sie die Reißleine und
schloss ihre Praxis: "Ich konnte doch meine Patienten nicht länger
betrügen".
Täglich Psychopharmaka, damit die Pfleger problemlos arbeiten
können. So erging es dem Vater von Hartfried Pietz. Als der
84-Jährige ins Altenheim kam, musste der Sohn feststellen: "Er war
wie ausgewechselt, nur noch im Dämmerzustand, nahm extrem viel ab."
Erst nach seinem Tod brachte ein Blick in die Heimakte Licht ins
Dunkel. Darin stand, welcher Medikamentencocktail mit heftigen
Wechsel- und Nebenwirkungen seinem Vater verabreicht wurde.
Sonntag, 08. November 2015 (Woche 46)/28.10.2015
09.45(VPS 09.44) Deutschland, deine Künstler Matthias Brandt
Erstsendung:25.07.2012 in Das Erste
Schauspieler zu sein ist für ihn sein Traumberuf. Und das, obwohl
sich Matthias Brandt selbst nicht so wichtig nimmt. In seinen
Blicken, Gesten und in seiner Sprache schwingt etwas Verstörendes
mit, ein Rest Geheimnis, das nachhaltig in Erinnerung bleibt.
Eindringlich verkörpert er die Figur des Kommissars Hanns von
Meuffels im Münchner "Polizeiruf 110" als jemand, der an Werte
glaubt, gute Manieren hat und dabei trotzdem lässig ist. Für diese
Rolle wurde er 2012 mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet und
vom Publikum frenetisch bejubelt, und die Presse bezeichnet ihn als
"extrem humorbegabten, aber eher leisen und störrischen"
Schauspieler. Dass Matthias Brandt im wirklichen Leben auf der Straße
nicht gleich erkannt wird, ist dem gebürtigen Berliner ganz recht,
weil er lieber ungestört durch seine Heimatstadt radelt. Was es
heißt, bekannt zu sein, weiß er als jüngster Sohn der Eltern Willy
und Rut Brandt nur zu gut. Kurz vor dem Mauerbau 1961 im Westen der
Stadt geboren, ist er erst zwölf, als sein Vater 1974 als Kanzler
zurücktreten muss. Damals ist der Sohn mehr an der
Fußball-Weltmeisterschaft als am politischen Schicksal des Vaters
interessiert.
Brandt studiert Schauspiel in Hannover, und als er ab 1986 auf den
deutschsprachigen Bühnen von Bochum bis Zürich auftritt, ist oft auch
seine Mutter Rut unter den Zuschauern. Als große Inszenierung hat er
schon als Kind den Kanzlervater, Wehner, den er "Onkel Herbert"
nannte, und die Bonner Politprominenz erlebt. Er selbst war Teil
dieser Inszenierung. Ironie der Geschichte ist, dass er seinen
Durchbruch als Filmschauspieler ausgerechnet seinem Vater verdankt,
als er in "Schatten der Macht" (2002) die Rolle des Kanzler-Verräters
Günter Guillaume übernimmt, ganz gegen den Willen der Genossen. Aber
Matthias Brandt will, muss denjenigen spielen, der den Vater so
glaubwürdig getäuscht hat. Eine Entscheidung, die er heute als Akt
der Selbstbefreiung bezeichnet. "Mein Vater ist vor zwanzig Jahren
gegangen und ich bin auf der Welt geblieben. Mir ist mein Leben
genug, ich bin Schauspieler geworden und ein glücklicher Mensch."
Seitdem kommt ein Rollenangebot nach dem anderen und immer mehr
ist von dem Schauspieler und immer weniger von dem Sohn von Willy
Brandt die Rede. Er spielt häufig Figuren, die Täter und Opfer
zugleich sind, immer als komplexe Charaktere mit Abgründen. Nicht
selten sind es emotional abhängige Ehemänner zwischen Unsicherheit
und Hilflosigkeit, aber so intensiv und zugleich zurückgenommen
gespielt, wie es in deutschen Kino- und Fernsehfilmen selten ist.
Wenn im Interview mit der Filmautorin Inga Wolfram von seinem
unverwechselbaren Blick die Rede ist, dann klärt der Schauspieler
über sein blindes Auge auf und verschweigt den Anteil seiner
Schauspielkunst, der bei den Beobachtungen während der Dreharbeiten
für eine neue Polizeiruf-Folge nicht mehr zu übersehen ist.
Matthias Brandt liebt das Experiment auch jenseits des Films, etwa
wenn er mit dem Musiker Jens Thomas eine musikalische Lesung von
Hitchcocks "Psycho" aufführt. Der Film zeigt, wie Matthias Brandt,
Träger des deutschen Hörbuchpreises, sich in Vorlesestimmung bringt,
um ein Hörbuch zum Thema Glück mit Roger Willemsen einzusprechen.
Dass Humor durchaus auch seine Sache ist, beweist er neben der
Kabarettistin Cordula Stratmann in dem Zweipersonenstück "Zwischen
Himmel und Hölle". Zu Wort kommen sein Bruder, der Historiker Peter
Brandt, sein Schauspiellehrer Peter Meinhardt, der Regisseur Hans
Steinbichler, die Schauspielerin Senta Berger und die Kabarettistin
Cordula Stratmann.
Donnerstag, 26. November 2015 (Woche 48)/28.10.2015
Korrektur Schreibweise Hitzelsperger!
23.15lesenswert
mit Denis Scheck Gäste: Michael Martin und Thomas Hitzelsperger
Montag, 30. November 2015 (Woche 49)/28.10.2015
Beitrag wird mit Videotext-Untertitel ausgestrahlt!
08.50BW+RP: Unsere schönsten Naturparks Erstsendung:09.05.2014
in SWR/SR
SWR Pressekontakt: Johanna Leinemann, Tel 07221/929-22285,
johanna.leinemann(at)swr.de