(ots) - Publizist Sascha Lobo: "Herausragende Stellvertreter
zweier Medienwelten"
Am Abend des 28. Oktober 2015 wurde im Westdeutschen Rundfunk Köln
der Hanns-Joachim Friedrichs Preis für Fernsehjournalismus an die
ZDF-Journalistin und Moderatorin des "heute journals" Marietta Slomka
verliehen. Ein Sonderpreis ging an den britischen Journalisten Eliot
Higgins und das Team des Recherche-Netzwerks Bellingcat.
Der Publizist Sascha Lobo hielt die Laudatio auf die Preisträger:
"In Marietta Slomka und Eliot Higgins sehe ich herausragende
Stellvertretende zweier Medienwelten, die auf den ersten Blick kaum
unterschiedlicher sein könnten. Auf der einen Seite
öffentlich-rechtliches Fernsehen, entstanden im 20. Jahrhundert und
noch viel wichtiger: wegen des 20. Jahrhunderts. Auf der anderen
Seite steht etwas, was man "Recherche-Netzwerk" oder
"crowdfinanzierten Bürgerjournalismus" nennt, ein digitales Kind des
21. Jahrhunderts. Den einen wird ihr journalistisches Schaffen in
Gesetzen und umfangreichen Staatsverträgen - aber natürlich absolut
staatsfern! - aufgetragen. Die anderen beauftragen sich im Normalfall
einfach selbst, mit allen Vor- und Nachteilen, die sich daraus
ergeben. Zwischen diesen beiden aus meiner Sicht unersetzbaren Polen
spannt sich der Journalismus der Zukunft auf, samt der vielen
essentiellen Facetten dazwischen wie die klassischen privaten Medien
oder journalistische Plattformen und neue publizistischen
Technologien."
Der ehemalige WDR-Intendant und Gründungsmitglied des Vereins
hielt anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der renommierten
Auszeichnung eine Rückschau auf den Preis und seinen Namensgeber:
"Hanns Joachim Friedrichs brachte es cool auf den Punkt, was zum
Leitmotiv für den Preis seines Namens wurde: der Respekt vor der
Urteilsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger. Sie sollten bestmöglich
ins Bild gesetzt werden, um sich souverän ihre eigene Meinung bilden
zu können. Keine Bevormundung durch parteiliche Berichterstattung!
Dies gilt besonders, wenn es um emotionsgeladene Konflikte und
Ereignisse geht." 20 Jahre Hanns Joachim Friedrichs-Preis bedeute
auch 20 Jahre Programm-Beobachtung. "Ist der Fernsehjournalismus im
Laufe dieser zwei Jahrzehnte schlechter oder besser geworden? Anders
ist er geworden, schneller, gehetzter. Getrieben durch die
echtzeitnahe Geschwindigkeit des Internets. ... Umso mehr kommt es
auf die Redaktionen an. Sie müssen den Überblick behalten, ohne sich
abhängen zu lassen; sie müssen den Kolleginnen und Kollegen draußen
Zeit verschaffen für eigene Recherche und eigene Bildbeschaffung", so
Pleitgen weiter.
Die Preisverleihung wird am 28. Oktober 2015 um 23.45 Uhr im WDR
Fernsehen gesendet.
www.hanns-joachim-friedrichs.de/
www.ard-foto.de
Pressekontakt:
WDR Presse und Information, Annette Metzinger
E-Mail: wdrpressedesk(at)wdr.de
Telefon 0221 220 7100