PresseKat - NABU: Zahl der deutschen Vogelarten auf der Globalen Roten Liste verdoppelt sich

NABU: Zahl der deutschen Vogelarten auf der Globalen Roten Liste verdoppelt sich

ID: 1282182

(ots) - Elf regelmäßig in Deutschland vorkommende
Vogelarten stehen neu auf der weltweiten Roten Liste. Damit erhöht
sich ihre Zahl auf insgesamt 22 Arten, die vom Aussterben bedroht
sind. Zu diesem Ergebnis kommt die NABU-Dachorganisation BirdLife
International, die heute die jährliche Aktualisierung der Roten Liste
nach den Kriterien der Weltnaturschutzorganisation IUCN vorgestellt
hat.

Etwa ein Achtel der gut 10.000 weltweit vorkommenden Vogelarten
ist in der Liste enthalten und gilt damit als vom Aussterben bedroht.
Neu auf der Liste ist die in Deutschland weit verbreitete und ehemals
häufige Turteltaube. Ihr Bestand ist hierzulande in den letzten zwölf
Jahren um über 40 Prozent zurückgegangen. Ähnlich erging es ihr in
vielen anderen Ländern Europas und Westasiens. Obwohl bisher weltweit
nicht als gefährdet eingestuft, überspringt sie die Vorwarnstufe und
landet direkt in der Kategorie "gefährdet". Hauptgründe für ihren
Rückgang sind die Intensivierung der Landwirtschaft mit dem Verlust
von wildkrautreichen Brachflächen, aber auch der legale und illegale
Abschuss während ihres Zuges in den Süden.

"Die Aufnahme der Turteltaube in die Liste der global gefährdeten
Vogelarten ist ein Schock für alle Vogelschützer", sagte Lars
Lachmann, Vogelschutzexperte des NABU. "Umso unverständlicher
erscheint die Tatsache, dass Turteltauben in vielen Ländern Europas
auf dem Herbstzug noch immer in großen Zahlen abgeschossen werden
dürfen. Auf Malta gibt es sogar eine Ausnahmegenehmigung für den
Abschuss von jährlich 10.000 Turteltauben während des Frühjahrszugs
in die Brutgebiete. Das entspricht fast einem Viertel des deutschen
Brutbestandes."

Auch die Tafelente, die in Deutschland mit knapp 5.000 Paaren
brütet, aber in wesentlich größeren Zahlen überwintert, hat
international so stark abgenommen, dass sie nun weltweit als




"gefährdet" gilt. Über zehn Prozent des europäischen Bestandes dieser
Art verbringt den Winter in Deutschland. Weitere neun deutsche
Vogelarten wurden neu in die sogenannte Vorwarnliste aufgenommen.
Auch sie nehmen stark ab. Dazu gehören die Feuchtwiesenarten Kiebitz
und Wiesenpieper, der auf Helgoland brütende Hochseevogel Tordalk und
die Küstenvögel Eiderente, Austernfischer, Knutt, Pfuhlschnepfe und
Sichelstrandläufer. Die drei letztgenannten gehören zu den im
deutschen Wattenmeer rastenden Zugvögeln. Ihre Bestände sind vor
allem durch die Vernichtung von Wattflächen in Ostasien bedroht, aber
auch die deutschen Rastbestände gehen zurück.

Nur für eine deutsche Vogelart gibt es gute Nachrichten: Die
Samtente, eine Art von der etwa ein Viertel der Weltpopulation in der
deutschen Ostsee überwintert, nahm zuletzt weniger stark ab, sodass
sie von "stark gefährdet" auf "gefährdet" zurückgestuft werden
konnte. Sie ist jedoch weiterhin weltweit bedroht, genauso wie
Großtrappe, Seggenrohrsänger, Zwerggans und Eisente, die in den
höchsten Gefährdungskategorien verbleiben.

Insgesamt mussten in diesem Jahr weltweit 40 Vogelarten in eine
höhere Gefährdungsstufe eingeordnet werden, während nur 23 Arten
herabgestuft werden konnten. "Während früher vor allem Vogelarten
kleiner Inseln mit sehr kleinen Verbreitungsgebieten in der
weltweiten Roten Liste geführt wurden, kommen nun viele weit
verbreitete und vergleichsweise häufige Arten wie die Turteltaube und
der Kiebitz hinzu, weil ihre Bestände auf ganzen Kontinenten
kollabieren", so Lachmann. "Die Entwicklung effektiver
Schutzmaßnahmen ist damit eine noch viel größere Herausforderung
geworden. Sie bedarf neben der Arbeit von Naturschützern auch
grundsätzlicher Entscheidungen der Politik, zum Beispiel für eine
echte ökologische Wende in der Agrarpolitik."

Weitere Informationen unter: www.NABU.de/news/2015/10/19725.html

Zur englischen Pressemitteilung: www.birdlife.org/worldwide/news/2
015-red-list-vultures-shorebirds-and-other-iconic-species

Eine Zusammenfassung aller Neueinstufungen in der diesjährigen
Roten Liste: www.NABU.de/imperia/md/content/nabude/vogelschutz/151029
-irlfb-summarylistof2015changes.pdf

Einstufungen einzelner Arten können hier abgerufen werden:
www.birdlife.org/datazone/species/search

Kostenfreie Pressebilder: www.NABU.de/presse/fotos/#voegel

Für Rückfragen:

Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte, Mobil: 0172-9108275 ,
E-Mail: lars.lachmann(at)NABU.de



Pressekontakt:
NABU-Pressestelle
Kathrin Klinkusch | Iris Barthel | Britta Hennigs | Nicole Flöper
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1510 | -1952 | -1722 | -1958
Fax: +49 (0)30.28 49 84-2000 | E-Mail: presse(at)NABU.de


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Datum: 29.10.2015 - 12:51 Uhr
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Kategorie:

Umwelttechnologien



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