(ots) - Um Schutzmaßnahmen für die seltene
Saiga-Antilope zu beschließen, trafen sich Ende Oktober Vertreter der
Saiga-Verbreitungsländer in Taschkent, Usbekistan. Der NABU
unterstützte die Veranstaltung, die von der UN-Konvention zum Schutz
der Wandernden Wildlebenden Tierarten (CMS) organisiert und von der
Usbekischen Regierung ausgerichtet worden war. Die Teilnehmer
einigten sich auf eine Reihe von Maßnahmen für die nächsten fünf
Jahre, die die Bestände der stark bedrohen Saiga-Antilope
wiederherstellen und langfristig sichern sollen.
NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt sagte: "Die Situation der
Saiga-Antilope ist nach dem Massensterben im Mai dieses Jahres und
aufgrund der anhaltenden Wilderei dramatischer denn je. Um die
verbliebenen Bestände zu retten und das Aussterben der besonderen Art
zu verhindern, müssen jetzt alle Verantwortlichen entschlossen an
einem Strang ziehen. Mit seiner Unterzeichnung des Saiga-Abkommens
bekräftigt der NABU sein langjähriges Engagement für den Schutz der
Saiga und unterstützt die Umsetzung der dringenden Schutzmaßnahmen,
die auf dem Treffen verabschiedet wurden."
Derzeit leben noch fünf separate Populationen von Saiga-Antilopen
in den Steppen und Wüsten der zentralasiatischen Länder Kasachstan,
Mongolei, Russland, Turkmenistan und Usbekistan. Mehr als 150.000
adulte Saiga-Antilopen fielen dem Massensterben in Zentralkasachstan
zum Opfer, das die globale Population der ohnehin stark bedrohten Art
um mehr als die Hälfte reduzierte. Neue Daten belegen zudem, dass die
grenzüberschreitende Ustjurd-Population zwischen Kasachstan und
Usbekistan, die einst mehrere Hunderttausend Tiere umfasste, aufgrund
exzessiver Wilderei und des Ausbaus von Infrastrukturprojekten auf
nur noch 1.270 Tiere geschrumpft ist und heute am Rande der
Ausrottung steht.
Diese Ergebnisse stellen einen großen Rückschlag für die
Schutzbemühungen um die Saiga-Antilope dar, deren Bestände gerade im
Begriff waren, sich von einem historischen Tiefstand zu erholen: Zu
Beginn des Jahrhunderts war die Zahl der Saigas aufgrund massiver
Wilderei um 95 Prozent auf nur noch 50.000 Tiere zurückgegangen. Ob
sich die Population jemals wieder erholt, ist unsicher, denn neben
der anhaltenden Wilderei gefährden Lebensraumzerschneidung und
illegaler Handel die kleinen Antilopen.
Maßnahmen, die auf dem Treffen in Taschkent beschlossen wurden,
und von allen Verbreitungsstaaten sowie den Konsumländern von
Saiga-Hörnern umgesetzt werden sollen, sind der Umbau von
Grenzzäunen, um sie für die Tiere durchlässiger zu machen,
Anti-Wilderei-Einsätze sowie ein verbessertes Gesundheitsmanagement
für die Tiere..
Das Thema Gesundheitsmanagement stand vor allem angesichts des
Massensterbens in der Betpak-dala-Population weit oben auf der
Agenda. Wissenschaftler bestätigten, dass Haemorraghic Septicaemia
Ursache dieser Katastrophe zu sein scheint, eine manchmal fatale
Krankheit, die in domestizierten Büffeln und Rindern sowie in
wildlebenden Wiederkäuern vorkommt. Zwei opportunistische Bakterien,
Pasteurella multocida Serotyp B und Clostridium perfringens, haben zu
dem rapiden Massensterben und damit zu dem Verlust der gesamten
Saiga-Population in den jeweiligen Kalbungsgebieten beigetragen. Es
wird jedoch angenommen, dass die Infektion sich nicht von Tier zu
Tier übertragen hat, da sie unabhängig voneinander in 13
verschiedenen Kalbungsgebieten auf einem Gebiet von über 250.000
Kilometer auftrat. Dieses nahezu gleichzeitig stattfindende Sterben
soll aufgrund weiterer Umweltfaktoren ausgelöst worden sein, die sich
zeitgleich in der ganzen Region ausgewirkt haben sollen. Die genauen
Faktoren und Ursachen bleiben jedoch weiterhin unklar. Wahrscheinlich
ist, dass plötzliche Wetterveränderungen eine Rolle gespielt haben,
die wiederum mit dem Klimawandel zusammenhängen. Weitere
Untersuchungen zu den genauen Ursachen des Massensterbens dauern an.
Im Anschluss an das Treffen in Taschkent ist ein NABU-Expertenteam
in die Ustjurd-Region aufgebrochen, um mögliche Sofortmaßnahmen zu
identifizieren und das Potenzial für gemeindebasierte
Schutzaktivitäten gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung zu eruieren.
Pressekontakt:
Christiane Röttger, NABU International, Tel. +49 (0)30.284 984-1713,
E-Mail: christiane.roettger(at)NABU.de