(ots) - Die sehr hohe Zahl eintreffender
Flüchtlinge stellt Städte und Kommunen in ganz Deutschland derzeit
vor erhebliche Probleme. Der Bundesverband öffentlich bestellter und
vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger (BVS) warnt davor,
angesichts der akuten Knappheit provisorischer Notunterkünfte aus den
Blick zu verlieren, dass auf mittlere und längere Sicht eine noch
größere Herausforderung bevorsteht: Die Integration der dauerhaft im
Land bleibenden Menschen in den hiesigen Wohnungsmarkt. Dafür braucht
es in den kommenden Jahren Hunderttausende neue Wohnungen für
Menschen mit geringem Einkommen. Zusätzliche Nettowohnfläche muss vor
allem dort geschaffen werden, wo Zuzügler Arbeitsmöglichkeiten
vorfinden, also in den wirtschaftlichen Zentren. Gerade dort
generiert der freie Markt bislang zu wenig preiswerten Wohnraum. Der
regulative, staatlich geförderte soziale Wohnungsbau wurde in der
Vergangenheit ebenfalls stark reduziert.
Zur Vermeidung von Obdachlosigkeit und sozialen Verwerfungen ist
jetzt ein Umdenken notwendig. Die Politik muss der
Wohnungsbauwirtschaft Anreize und Rahmenbedingungen für die schnelle
Schaffung preiswerter Immobilien bieten. Dafür muss Bauen wieder
billiger werden.
"In den vergangenen Jahren ging die Entwicklung immer nur in die
entgegengesetzte Richtung", beklagt BVS-Vizepräsident
Diplom-Ingenieur Helge-Lorenz Ubbelohde, öffentlich bestellter und
vereidigter Bausachverständiger der IHK Berlin und Leiter des
Bundesfachbereichs Bauwesen im BVS. "Die beispielsweise mehrmals,
zuletzt 2014, verschärfte Energieeinsparverordnung (EnEV) sowie
ausufernde Schallschutznormen und die Einführung von Eurocodes haben
das Bauen immer weiter verteuert. Wer preiswerten Wohnraum schaffen
will, für den ist das alles nicht mehr bezahlbar und wirtschaftlich
darstellbar."
"Wir müssen jetzt darüber nachdenken, Überregulierungen
abzuschaffen und überzogene Standards auf ein bezahlbares Niveau
wieder abzusenken. Normen sollen das Bauen nicht verkomplizieren,
sondern vereinfachen und einen angemessenen Standard definieren", so
Helge-Lorenz Ubbelohde.
Der Bundesfachbereich Bauwesen des BVS wird sich im Rahmen des
Deutschen Sachverständigentages vom 12. bis zum 13. November in den
Tagungsräumen des Westin Leipzig explizit mit der Frage beschäftigen,
ob die Baukostensteigerungen durch die Anhebung des
Anforderungsniveaus der EnEV effizientes Bauen überhaupt noch
zulassen. Auch die Sinnhaftigkeit von Dämm-Maßnahmen als Mittel des
Energiesparens kommt auf den Prüfstand. Die Ergebnisse der
Fachdiskussionen zu diesen Themen werden in die Abschluss-Resolution
des DST mit einfließen.
Pressekontakt und Akkreditierung:
Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter
sowie qualifizierter Sachverständiger e.V. (BVS)
Willi Schmidbauer, BVS-Präsident
André Ricci, BVS-Pressereferent
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