(ots) - Patientenschützer warnen vor Ablehnung einer
Reform zur Suizidbeihilfe
Brysch: Historische Chance nutzen - "Auch Enthaltung kann
verantwortungsvoll sein"
Osnabrück. Vor der heutigen Bundestagsdebatte zur Suizidbeihilfe
warnt die Deutsche Stiftung Patientenschutz vor der Ablehnung einer
Reform. In einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte Vorstand Eugen
Brysch: "Es wäre naiv zu glauben, dass mit einem Nein zur Neuregelung
der Status Quo einzufrieren wäre." Allen Abgeordneten müsse klar
sein, dass dann die organisierte Suizidbeihilfe erst richtig Fahrt
aufnehmen werde.
Brysch erklärte, der Bundestag habe nach zehnjähriger Diskussion
die historische Chance, dem Treiben der organisierten Suizidhelfer
endlich ein Ende zu setzen. "Eine solche ethische Diskussion kann nur
ohne Fraktionszwang geführt werden", sagte der Patientenschützer.
Deshalb sei er erschrocken, dass es den Parlamentariern in den
vergangenen Tagen nur noch um Taktik und nicht mehr um Ethik gegangen
sei, erklärte Brysch. Er bezog sich damit auf Forderungen von
Abgeordneten, sich nicht zu enthalten. Im parlamentarischen Alltag
gehöre aber die Enthaltung genauso dazu wie ein Ja oder Nein. Sie
könne ebenso verantwortungsvoll sein.
Brysch kritisierte damit die Lagerbildung der Parlamentarier.
"Diese Haltung ist dem Thema unwürdig", sagte der Patientenschützer.
Auch sei die Perspektive der Betroffenen aus dem Blick geraten.
"Stattdessen diskutieren wir nur noch über die vermeintliche
Rechtssicherheit der Ärzteschaft".
So würde insbesondere Palliativmedizinern unterstellt, dass sie
regelmäßig Suizidbeihilfe leisten. Somit kämen sie bei einer
Strafrechtsregelung mit dem Gesetz in Konflikt. Doch das Risiko für
ein Menschenleben müsse ein Arzt im Alltag immer tragen. Das gelte
für die palliative Behandlung von Schwerstkranken genauso wie für
eine Blinddarm- oder Zahn-Operation. Jedoch käme niemand bei der
Palliativmedizin auf den Gedanken wie aktuell, vor dem Staatsanwalt
am Krankenbett zu warnen. "Das ist reine Stimmungsmache", sagte
Brysch.
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