(ots) -
Mittwoch, 11. November 2015, 22.45 Uhr
ZDFzoom
Spur nach Moskau: Warum Litwinenko sterben musste
Film von Egmont R. Koch
Kamera: Matthias Kind
Deutschland 2015
Programmtext:
2006 starb in London der ehemalige KGB-Offizier Alexander Litwinenko
an einer Vergiftung durch radioaktives Polonium. Indizien deuten auf
den russischen Geheimdienst als Auftraggeber. In einem öffentlichen
Anhörungsverfahren in London wurden in den letzten Monaten viele
Details des Polonium-Mordes bekannt. Russland weigert sich bis heute,
die beiden mutmaßlichen Mörder Andrei Lugowoi und Dmitri Kowtun nach
England auszuliefern.
Alexander Litwinenko starb am 23. November 2006 in der Londoner
Universitätsklinik. Drei Wochen zuvor war er mit radioaktivem
Polonium vergiftet worden, das seinen Körper von innen zerfraß. Die
mutmaßlichen Mörder waren schnell identifiziert: Andrei Lugowoi und
Dmitri Kowtun, zwei Geschäftsleute mit Verbindungen zum russischen
Geheimdienst. Die britische Justiz erließ internationale Haftbefehle,
doch der Kreml weigert sich, Lugowoi und Kowtun auszuliefern. In
einem öffentlichen Anhörungsverfahren vor den Courts of Justice in
London, für das die Witwe Marina Litwinenko jahrelang gekämpft hatte,
wurden viele Einzelheiten und Umstände der Tat bekannt. Und die
Indizien deuten darauf hin, dass Präsident Putin zumindest davon
wusste.
Egmont R. Koch geht in seiner Reportage diesen Vorwürfen nach. Er
trifft in Moskau, Sankt Petersburg und an der amerikanischen Ostküste
Freunde und ehemalige Kollegen von Litwinenko. Sie sind davon
überzeugt, dass es sich bei dem Giftanschlag um einen Staatsmord
handelte. Litwinenko und Putin trafen sich ein einziges Mal
persönlich, im August 1998. Damals versuchte der Offizier des FSB
(vormals KGB), seinen obersten Chef, den gerade ernannten
FSB-Direktor Wladimir Putin, von der grassierenden Korruption im
Geheimdienst zu überzeugen. Putin wollte davon nichts wissen, befahl
stattdessen, Litwinenkos Privattelefon anzuzapfen und ihn zu
überwachen.
Seit diesem Ereignis herrschte eine erbitterte Feindschaft zwischen
den beiden. Und blanker Hass. 2000 floh Litwinenko mit seiner Familie
nach London, wo er seine Vorwürfe Richtung Kreml verschärfte. Er
behauptete, Putin habe in seiner Vergangenheit mit der Russenmafia
kooperiert und am Drogenschmuggel partizipiert. Aber waren diese
Beschuldigungen gerechtfertigt? Oder hatte er sie erfunden, um dem
Präsidenten zu schaden? "Litwinenko war besessen von der Idee, Putin
als Präsident stürzen zu können", erinnert sich sein Freund, der
Historiker Juri Felshtinsky. Irgendwann habe der FSB offenbar
geglaubt, ihn zum Schweigen bringen zu müssen.
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