(ots) - Kinderschutzbund empört über Aussetzen des
Familiennachzugs für syrische Frauen und Kinder
Präsident Hilgers spricht vom Bruch aller Menschen- und
Kinderrechte - Auch Zentralrat der Muslime warnt
Osnabrück. Mit Empörung hat der Deutsche Kinderschutzbund auf
Forderungen aus Unionskreisen reagiert, den Familiennachzug für
syrische Frauen und Kinder für zwei Jahre auszusetzen. In einem
Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) sprach
Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers von einem "glatten Bruch
aller Menschen- und Kinderrechte". Hilgers bezog sich damit auf
entsprechende Forderungen von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere,
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) und vom
bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU). Der Präsident
des Kinderschutzbundes nannte es "unfassbar", wenn diese versuchten,
mit einem "wirklich schäbigen Trick" das internationale Recht und das
Grundgesetz auszuhebeln. Konkret gehe es etwa um Artikel 10, 18 und
22 der UN-Kinderrechtskonvention, die Kindern unter anderem das Recht
auf Familienzusammenführung gebe. Ausgehebelt würden auch
Bestimmungen aus der UN-Frauenrechtskonvention, der
UN-Menschenrechtskonvention, der UN-Flüchtlingskonvention. Tangiert
sei auch Artikel 6 des Grundgesetzes, der nicht allein für Deutsche
gelte. Hilgers widersprach der Behauptung, Frauen und Kinder in
Syrien wären nur in Einzelfällen gefährdet. "Jeder weiß, was die
Terrormiliz IS mit Frauen und Kindern in Syrien macht", sagte der
Präsident des Kinderschutzbundes. Durch die Entscheidungen werde eine
gelungene Integration erschwert. "Für Kinder sind zwei Jahre eine
unglaubliche Zeitspanne im Leben." Die Schäden einer
Entwicklungsverzögerung könne man im Leben kaum noch aufholen. Wenn
Kinder über einen so langen Zeitraum von einem Elternteil mit Gewalt
getrennt werden, führe das zu Bindungsstörungen. Dies sei dann auch
schädlich für die Integrationspolitik.
Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland warnte die
Bundesregierung davor, den Nachzug von Familien syrischer Flüchtlinge
zu unterbinden. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Dienstag) sagte Zentralrats-Vorsitzender Aiman Mazyek, ein solcher
Schritt sei "Gift für eine schnellere Integration" und stehe im
eklatanten Widerspruch zu den Werten des Grundgesetzes. Das Fehlen
eines familiären Umfeldes erhöhe zudem soziale Spannungen, so Mazyek.
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