(ots) - Pflanzenforscher bemühen sich schon
lange darum, Pflanzen fit zu machen für den Klimawandel. Welche
Anstrengungen sie unternehmen, präsentierten Experten heute während
des Saatgutkongresses, der alle zwei Jahre von der agrarzeitung (dfv
Mediengruppe) und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG)
ausgerichtet wird. Die Veranstaltung fand im Rahmen der
Landtechnikmesse Agritechnica in Hannover statt - 2015 unter dem
Titel "Züchten statt zweifeln".
Zu den Rednern gehörte Dr. Horst Gömann, der am Thünen-Institut im
Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums die
Anpassungsstrategien der Landwirte erforscht hat: Mit dem Klimawandel
kommen auf unsere Nahrungspflanzen völlig neue Bedingungen zu. Selbst
in unseren gemäßigten Breiten rechnen Wetterbeobachter mit einem
Anstieg der extremen Hitzetage in den Sommermonaten und mit weniger
Regen. Solche Wetterbedingungen beeinträchtigen das Wachstum. Dennoch
sollen unsere Ackerkulturen eine sichere Nahrungsgrundlage liefern.
"Darauf stellen sich Landwirte ein", so Gömann. Sie wählen Kulturen
oder Sorten, die mit den schwierigen Bedingungen zurechtkommen und
dennoch unseren Konsumgewohnheiten entsprechen.
Die Pflanzenzüchtung arbeitet mit einem großen zeitlichen Vorlauf
daran, den Landwirten rechtzeitig die passenden Sorten anzubieten.
Zielstrebig suchen Züchter nach Pflanzen, die mit ihren speziellen
Eigenschaften Extremwetterlagen besser überstehen. Die Pflanzen der
Zukunft müssen mit dem verfügbaren Wasser haushalten können. Sparsam
und effizient sollen Nährstoffe in Ertrag umgesetzt werden. "Schon
heute tragen moderne Sorten wesentlich zu einer nachhaltigen
Landwirtschaft bei", betonte Andreas Stahl auf dem Kongress. Er
forscht am Institut für Pflanzenbau und -züchtung der
Justus-Liebig-Universität Gießen daran, dass Rapspflanzen weniger
klimaschädlichen Stickstoffdünger benötigen und mit weniger Wasser
auskommen. Es gibt noch viele Pflanzeneigenschaften, über die wenig
bekannt ist, lautete eine seiner Thesen. Mit mehr Informationen
darüber sei eine wesentliche Verbesserung von Trockentoleranz und
Nährstoffeffizienz künftiger Sorten zu erwarten.
Die Erhebung solider Daten ist die Basis, um die Eigenschaften der
Pflanzen genau zu beschreiben. Doch ist das exakte Erfassen des
Pflanzenwachstums auf dem Feld eine mühsame Arbeit. Hier eröffnet
moderne Ingenieurstechnik gepaart mit computergestützter
Datenverarbeitung ein völlig neues Potenzial. Wie bildgebende
Sensoren unter Feldbedingungen arbeiten und Pflanzeneigenschaften in
Daten verwandeln, beschrieb Prof. Arno Ruckelshausen von der
Hochschule Osnabrück. "Was nicht messbar ist, kann nicht verwertet
werden", so der Wissenschaftler. Die voll- und halbautomatischen
Lösungen der Techniker kämen erst in Zusammenarbeit zwischen Firmen
und Hochschulen zur Vollendung, wenn erfasste Felddaten sinnvoll mit
Genotypisierungsdaten verknüpft würden.
Unter veränderten Klimabedingungen sei auch mit neuen Schädlingen
und Krankheiten zu rechnen, mit denen Kulturpflanzen fertig werden
müssen. Darauf wies Dr. Ulrich von Wulffen hin, der das Zentrum für
Acker- und Pflanzenbau in Sachsen-Anhalt leitet und Landwirtschaft in
einer regelmäßig von Trockenheit betroffenen Region aus nächster Nähe
kennt. Die Landespolitik unterstützte die Landwirtschaft vor allem in
der Erarbeitung neuer Strategien im Ackerbau und Wassermanagement.
Außerdem würden die Länder Züchtungsforschung an alten und neuen
Kulturpflanzen fördern, die zurzeit für Unternehmen wirtschaftlich
nicht interessant erscheinen.
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