(ots) - Salafismus-Experte fordert mehr
Präventionsstellen gegen IS-Terror
Ceylan: "Größte Terrorgefahr ist, dass Deutschland so gut wie
nichts über radikale Jugendliche weiß"
Osnabrück. Nach den Attentaten von Paris sieht der Osnabrücker
Salafismus-Experte Rauf Ceylan als größte terroristische Gefahr in
Deutschland, dass "bislang so gut wie nichts" über Jugendliche
bekannt sei, die sich zu IS-Terroristen radikalisieren. "Das ist ein
Armutszeugnis", sagte der Wissenschaftler des Osnabrücker
Islam-Instituts der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) und
forderte mehr Präventionsstellen gegen den Terror des Islamischen
Staates (IS).
Ceylan verwies darauf, dass mehrere Jugendliche aus Dinslaken sich
dem IS anschlossen und nach Syrien reisten. "In der Stadt muss es ein
Netzwerk geben", konstatierte Ceylan. "Man muss dort, wo die Probleme
am stärksten sind, Präventionsstellen aufbauen, die vernetzt sind mit
Schulen, Gemeinden, Jugendeinrichtungen, Vereinen und Kirchen." Ein
Radikalisierungsprozess beginne nicht von heute auf morgen. "Wenn
sich jemand auffällig in seinem Aussehen oder seiner Rhetorik ändert,
dann muss man sich an jemanden wenden können", sagte der
Religionssoziologe und betonte: "Lehrer oder Eltern können da oft
sehr wenig mit anfangen." Ceylan arbeitet in Hannover und
Braunschweig zusammen mit anderen Experten daran, erste
Präventionsstellen aufzubauen.
Ceylan kritisierte die französische Regierung für die mangelnde
Präventionsarbeit: "Frankreich ist in dieser Hinsicht besonders
problematisch, weil in diesem Bereich fast gar nichts gemacht wurde."
Die Frage sei, warum so junge Menschen wie die Attentäter von Paris,
die zwischen 15 und 25 Jahre alt sind, für sich beschließen, nach
Syrien zu gehen. "Ich glaube, wir haben lange Zeit nicht verstanden,
dass wir Präventionsarbeit betreiben müssen, sondern abgewartet bis
das Kind in den Brunnen gefallen ist. Dann kommt immer wieder die
Frage: Wie können wir das wieder herausholen?", monierte der
Islam-Experte.
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