(ots) - Ein Pekinger Gericht hat sich heute unter
Ausschluss der Öffentlichkeit mit dem Berufungsantrag der
inhaftierten Deutsche-Welle-Autorin Gao Yu beschäftigt. Ihre Anwälte
Mo Shaoping und Shang Baojun erwarten das Urteil für Donnerstag
dieser Woche (26. November). Gao Yu wurde im April wegen
vermeintlichen Verrats von Staatsgeheimnissen zu einer siebenjährigen
Gefängnisstrafe verurteilt. Die Polizei wies Journalisten und
Diplomaten ab, die an der heutigen Anhörung teilnehmen wollten.
Gao Yu bekräftigte heute nach Angaben ihrer Anwälte ihre Unschuld
und beantwortete die Fragen des Gerichts. Mehr ist aus der Anhörung
nicht bekannt. (http://t1p.de/jdy0)
"Wir fordern die chinesische Regierung erneut auf, die
Journalistin Gao Yu freizulassen. (http://t1p.de/tyot) Sie hat nichts
von dem getan, was ihr vorgeworfen wird, und das ganze Verfahren ist
ein Schauprozess", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Ihr
schwieriger Gesundheitszustand ist ein Grund mehr für ihre sofortige
Freilassung."
SIEBEN JAHRE HAFT AUFGRUND VON GESTÄNDNIS UNTER ZWANG
Gao Yu war Ende April 2014 kurz vor dem 25. Jahrestag der
Niederschlagung der Studentenproteste von 1989 verschwunden. Zwei
Wochen später präsentierte der staatliche Fernsehsender CCTV ein
Video eines in Polizeigewahrsam entstandenen, offensichtlich mit
Drohungen gegen ihren Sohn erzwungenen Geständnisses der bekannten
Journalistin und Regimekritikerin. Aufgrund dieser später
widerrufenen Aussage wurde Gao vergangenen April zu sieben Jahren
Haft verurteilt, weil sie sich ein geheimes Dokument der
Kommunistischen Partei verschafft und an das Ausland weitergegeben
habe. (http://t1p.de/igz9)
Gao leidet seit ihrer Verhaftung während der Niederschlagung der
Studentenproteste von 1989 an Herzproblemen, die sich jedoch in
jüngster Zeit verschlimmert haben (http://t1p.de/dxxe). Selbst lange
nach ihrer jüngsten Verurteilung wurde sie ungeachtet ihres
Gesundheitszustands fast täglich verhört und unter Druck gesetzt,
ihren Verteidigern das Mandat zu entziehen. Der Beginn von Gaos
Berufungsprozess wurde mittlerweile drei Mal verschoben - zunächst um
zwei Monate, dann um einen und vor rund zwei Wochen um weitere drei
Monate, diesmal nach Angaben von Gaos Anwälten mit Zustimmung des
obersten chinesischen Gerichts (http://dw.com/p/1GnED).
In keinem anderen Land der Welt sitzen so viele professionelle
Journalisten und Bürger-Journalisten wegen ihrer journalistischen
Arbeit im Gefängnis wie in China, wo sich diese Zahl derzeit auf
mindestens 107 beläuft.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht China auf Platz 176 von
180 Staaten.
Weitere Informationen zur Situation der Journalisten in China
finden Sie unter https://www.reporter-ohne-grenzen.de/china/.
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