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"In der Tierischen Veredelung stehen die Geschäftsfelder der
Genossenschaften vor tiefgreifenden Änderungen. Dafür verantwortlich
sind globalisierte Agrarmärkte, sich rasant ändernde
Verbrauchererwartungen, weitreichende Forderungen der Wissenschaft
sowie gesetzliche Vorgaben. Zusätzlich zur schwierigen Lage auf den
Rohstoffmärkten kämpft die gesamte Branche um gesellschaftliche
Akzeptanz. Daher stehen beim DRV-Forum spartenübergreifende
Lösungsansätze und marktpolitische Positionierungen im Fokus. Die
Genossenschaften der Futter-, Milch- sowie Vieh- und
Fleischwirtschaft bauen ihre Vernetzung entlang der
Wertschöpfungskette aus. Unser Forum setzt ein klares Signal:
Genossenschaften wollen den Dialog mit Politik, Gesellschaft und
Medien. Wir reden nicht übereinander, sondern miteinander",
bekräftigte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen
Raiffeisenverbandes (DRV), beim Zweiten Forum "Perspektiven in der
Tierischen Veredelung", an dem 200 Verantwortliche aus
genossenschaftlichen Unternehmen teilnehmen.
Sichere, gesunde und nachhaltig produzierte Lebensmittel haben
einen hohen Wert, der sich auch im Preis niederschlagen muss. "Wir
erwarten von der Politik ein klares Bekenntnis zur modernen
Nutztierhaltung "Made in Germany", denn unsere Standards in Sachen
Tierwohl und Haltung gehören weltweit zu den besten. Die deutsche
Agrarwirtschaft hat mit der Initiative Tierwohl ein vorbildliches
Projekt auf den Weg gebracht. Das darf nun nicht an der mangelhaften
Rückendeckung des Lebensmittelhandels scheitern", warnte Nüssel.
Der von der Politik vollzogene Kurs der Marktorientierung hat die
Preisvolatilität weiter befeuert. Milchgenossenschaften und Erzeuger
müssen sich auf diese neue Situation einstellen. "Vorausschauendes
und risikobewusstes Verhalten sind erforderlich. Deshalb startet der
DRV im Dezember die Seminarreihe "Milchpreisabsicherung über
Warenterminmärkte". Gemeinsam mit dem Kieler Informations- und
Forschungszentrum für Ernährungswirtschaft machen wir ehren- und
hauptamtliche Entscheidungsträger fit für volatile Märkte", so
Nüssel. Eine klare Absage erteilte er Forderungen, als Allheilmittel
die Mengensteuerung auf dem Milchmarkt wieder einzuführen.
Zur Diskussion über die Andienungspflicht in
Molkereigenossenschaften hob Nüssel hervor, dass hinter jeder
Vollanlieferungspflicht eine Vollannahmepflicht steht. In stürmischen
Zeiten mit großen Preisschwankungen bietet dieses
genossenschaftsspezifische Instrument ein hohes Maß an Sicherheit.
Das gilt sowohl für die Milch erzeugenden Mitglieder als auch die
Molkereigenossenschaften. Eine externe Einschränkung oder Abschaffung
der Vollablieferungspflicht lehnt Nüssel entschieden ab: "Die
Genossenschaftsmitglieder entscheiden selbst über die Ausgestaltung
ihrer Lieferbeziehungen in Satzung und Milchlieferungsordnung".
Hohen Stellenwert räumt Nüssel dem Umgang mit der grundsätzlich
kritischen Gesellschaft und den Medien ein. "Leider wird die
öffentliche Debatte immer wieder angeheizt: Waren es im letzten Jahr
der Antibiotikaeinsatz und die Schweinehaltung, so steht nun die
Rinderhaltung im medialen Brennpunkt. Neu ist allerdings die
vorsätzlich selektive Wahrnehmung wissenschaftlicher Erkenntnisse und
Sachargumente", bedauert der DRV-Präsident. Der gesellschaftliche und
politische Druck auf die Veredelungswirtschaft nimmt zu. Dabei wird
jedoch völlig ausgeblendet, dass die Agrarwirtschaft seit jeher offen
für Innovationen und Veränderungsprozesse ist. Doch Veränderungen und
Weiterentwicklungen benötigen klar formulierte Erwartungen der
Verbraucher und des Lebensmittelhandels, die auch mit einer
verbindlichen, höheren Zahlungsbereitschaft einhergeht. Die Politiker
in Berlin und insbesondere in Brüssel sind aufgefordert, für
praxisgerechte Rahmenbedingungen zu sorgen.
Ãœber den DRV
Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich
orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und
Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette
Lebensmittel erzielen die 2.316 DRV-Mitgliedsunternehmen im
Agrarhandel und in der Verarbeitung von Agrarerzeugnissen mit rund
82.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 66,4 Mrd. Euro. Landwirte,
Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit Eigentümer der
Genossenschaften.
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