(ots) - Kanzler Kohl empfing 1987 Honecker mit militärischen
Ehren. Trotz der Mauertoten. Der Westen unterstützte Anfang der
achtziger Jahre Saddam Hussein gegen Iran. Im Kampf gegen den IS
koaliert der Westen mit Putin, der auf der Krim und in der Ukraine
für Tote und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist, und mit
Erdogan, der im eigenen Land Unsägliches tut. Und selbst innerhalb
der EU muss mit Regierungen in Budapest und seit Neuestem auch in
Warschau ausgekommen werden, die nicht wissen wollen, wie man
Meinungsfreiheit buchstabiert. Der Satz, wonach Politik die Kunst des
Möglichen sei, ist ebenso banal wie unumgänglich. Weiße Ritter gibt
es nicht, es hat sie nie gegeben. Niemand kommt mit sauberen Händen
aus einer Situation heraus, die - das ist stets im Blick zu halten -
der IS verursacht hat und nicht etwa die USA mit ihren Irak-Kriegen.
Das alles ist, mit Blick auf Syrien, kein Trost. Das alles heißt,
dass es manchmal - wie es auch Helmut Schmidt formulierte -
tatsächlich nur die Wahl zwischen zwei unerträglichen Möglichkeiten
gibt, die Wahl zwischen Pest und Cholera. Das alles heißt trotzdem
nicht, dass sich Staaten, die ernst genommen werden wollen, der
Prinzipien- und Ehrlosigkeit hingeben dürfen. Ein extrem schmaler
Grat. Assad zu akzeptieren wäre Verrat vor allem an denen, die er mit
Giftgas angegriffen hat. Die Hoffnung muss dahin gehen, eine Trennung
herbeizuführen zwischen Assad und "seiner" Armee, die vielleicht gar
nicht mehr seine ist, um mit dieser Armee eine Allianz gegen den IS
zu versuchen. Das ist die einzige Chance des Westens, wenn er keine
eigenen Bodentruppen schicken will. Und das will er derzeit unter gar
keinen Umständen.
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