(ots) -
- Digitale Abschlussmöglichkeiten werden bisher nur für einfache
Bankprodukte angeboten
- Wenig Austausch von Kundendaten zwischen den Kanälen
- Digitalisierung verbessert die Cost-Income-Ratio, ist aber
kein zusätzlicher Umsatztreiber
- Sieben Empfehlungen für eine erfolgreiche Transformation
Deutsche Banken bieten einfache Bankgeschäfte schon heute online
oder mobil an. Schwieriger wird es bei der Abwicklung komplexer
Finanzprodukte - hier hinken viele Banken noch hinterher. In ihrer
neuen Retail Banking-Studie "Executive Retail Banking Survey: Digital
Transformation" erklären die Roland Berger-Experten, warum deutsche
Banken ihre Digitalisierung schnell vorantreiben müssen, wenn sie den
Anschluss an die dynamischen digitalen Wettbewerber nicht verlieren
wollen. Die Studie basiert auf einer Umfrage von 65 europäischen
Banken, darunter neun deutsche Finanzinstitute.
"Wenn es um Kontoeröffnungen oder Kreditkartenanträge über Online-
oder Mobile-Kanäle geht, haben deutsche Banken ein besseres
Leistungsspektrum als europäische Banken", sagt Wolfgang Hach,
Partner von Roland Berger. Hohe regulatorische Anforderungen,
manuelle Prozesse und veraltete Systeme erschweren allerdings eine
schnelle Abwicklung oder den Abschluss von komplexeren
Finanzgeschäften, wie Versicherungsabschlüsse oder Kreditverträge.
"Die Banken kommen unter Druck, denn Kunden erwarten die gleiche
schnelle, flexible und zuverlässige Abwicklung ihrer Geschäfte wie
bei Online-Händlern", ergänzt Co-Autor Sebastian Steger.
Kundendaten nur unzureichend genutzt
In der ersten Welle der Digitalisierung haben sich deutsche Banken
vor allem auf einfache Produkte fokussiert. Allerdings nutzen sie die
daraus gesammelten Kundendaten nur unzureichend, um ihre Produkte
oder ihren Service weiter zu verbessern. So analysieren nur rund 45
Prozent der deutschen Banken permanent das Online-Verhalten ihrer
Kunden. Wechselt ein Kunde von der Filiale zum Online-Banking, werden
seine historischen Daten kaum weiterverwendet. "Der Zugang zu
digitalen Technologien ist nicht das Problem. Die Banken kämpfen
vielmehr mit Widerständen innerhalb der Organisation, Bestehendes zu
verändern", sagt Hach. Deutsche Banken haben viel Nachholbedarf, wenn
es darum geht, vorhandene Kundendaten systematisch auszuwerten und
die Organisation für neue, digitale Produkte fit zu machen.
Digitalisierung ist kein Umsatztreiber
Um die Digitalisierung dennoch voranzutreiben, gründen Banken
digitale Innovationszentren oder beteiligen sich an Unternehmen mit
digitalen Geschäftsmodellen. Deutsche Banken sind allerdings im
Vergleich zu anderen europäischen Banken zurückhaltender und haben
erst spät mit solchen Initiativen begonnen. Sie können daher noch
nicht einschätzen, ob sich solche Investitionen wirklich lohnen. Ein
Drittel der befragten Banken investiert derzeit bis zu 20 Prozent
ihres IT-Budgets in Digitalisierung. Verglichen mit anderen Branchen
ist der Anteil noch gering. Dies liegt auch an den steigenden
regulatorischen Anforderungen, die hohe Investitionen in bestehende
oder neue IT-Systeme erforderlich machen. Zudem sehen die
Studienteilnehmer in der Digitalisierung weniger einen zusätzlichen
Umsatztreiber als vielmehr eine Ergänzung zum traditionellen
Geschäft.
Ein Drittel der befragten deutschen Banken rechnet mit
Umsatzzuwächsen von weniger als zwei Prozent. "Ohne innovative
Angebote geht es aber nicht. Die Kunden wandern früher oder später zu
digitalen Wettbewerbern ab. Das zieht die Umsätze nach unten",
erklärt Hach. Die befragten Banken sehen die Vorteile der
Digitalisierung vielmehr auf der Ertragsseite. Denn im derzeitigen
Niedrigzinsumfeld mit sinkenden Margen können durch Digitalisierung
der Prozesse Kosten gesenkt und somit die Cost-Income-Ratio
verbessert werden.
Sieben Empfehlungen für eine erfolgreiche Transformation
Die Banken stehen aber vor der Herausforderung, ihr
Geschäftsmodell schnell anpassen zu müssen. Denn neue, branchenfremde
Wettbewerber bieten innovative Angebote aus einer Hand. Das globale
Investitionsvolumen in FinTech-Unternehmen lag Ende 2014 bei über 10
Milliarden Dollar und hat sich damit innerhalb eines Jahres fast
verdreifacht. "Durch die digitalen Geschäftsmodelle der neuen
Wettbewerber könnten europäische Banken zwischen 20 bis 30 Prozent
ihrer Erträge sowie den Zugang zu online-affinene Kunden verlieren,
wenn sie nicht reagieren", warnt Hach. Für eine erfolgreiche
Transformation geben die Roland Berger-Experten sieben Empfehlungen:
Gezieltere Kundenansprache: Durch Auswertung des Kundenverhaltens
über alle Kanäle (Online, Mobil, Filiale) können Kundenbedürfnisse
besser gefiltert werden und so der ideale Zeitpunkt für eine
individuelle Kundenansprache identifiziert werden.
Entwicklung alternativer Wege zur Kundengewinnung: Die
Neukundengewinnung ist in den letzten Jahren sehr schwierig geworden.
Banken müssen daher innovative Ideen entwickeln, um Neukunden mit
einfachen und digitalisierten Produkten zu überzeugen.
Identifikation neuer Umsatzquellen: Es reicht nicht aus,
Geschäftsmodelle zu optimieren. Banken müssen auch ihr Wachstum
vorantreiben und neue Geschäftsfelder erschließen.
Aufbau eines digitalen Ökosystems: Durch Kooperationen mit
branchenfremden digitalen Playern oder FinTech-Unternehmen bekommen
Banken direkten Zugang zu innovativen Ideen und lernen die Denkweise
der "Digital Natives".
Fehler als Chance begreifen: Fehler müssen erlaubt sein, denn nur
so können sich Organisationen in dem sich ständig ändernden digitalen
Umfeld weiterentwickeln.
Neudefinition des Kundenservice: Digitalisierung ermöglicht eine
neue Art des Kundenservice. Um diese Chancen nutzen zu können, muss
ein radikaler Kulturwandel in den Banken stattfinden.
Digitalisierung aller Prozesse: Die Digitalisierung muss entlang
der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zum Back Office stattfinden,
damit auch komplexe Finanzprodukte schnell und zuverlässig
abgewickelt werden können.
Die Studie können Sie bestellen unter
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