(ots) - Während in Paris der Klimagipfel tagt, laufen in
Deutschland die Kettensägen. Um Platz für Windenergieanlagen zu
schaffen, werden immer häufiger geschützte Horstbäume illegal gefällt
und Vögel getötet. Einen rasanten Anstieg solcher Straftaten belegen
Recherchen von Deutscher Wildtier Stiftung, Naturschutzbund
Deutschland e.V. (NABU) und Komitee gegen den Vogelmord. Bisher
wurden mindestens 40 Fälle illegaler Verfolgung von Großvögeln im
Umfeld von neuen oder geplanten Windparks registriert. Meistens
wurden die Nester (Horste) zerstört oder die Bäume samt Horst
gefällt. In mindestens einem Fall wurden Jungvögel im Nest
erschlagen. Mit Abstand häufigstes Opfer ist der Rotmilan. Aber auch
beim extrem seltenen Schreiadlers wurden Nester mehrfach zerstört.
"Das sind keine Dummejungenstreiche sondern Straftaten gegen
streng geschützte Arten. Darauf stehen bis zu fünf Jahre Gefängnis",
betont Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen
Wildtier Stiftung. "Die Tötungen und Horstzerstörungen sind eine
völlig neue Dimension der Gefährdung von Tierarten durch
Windkraftanlagen", so Prof. Vahrenholt. "Biodiversität und
Artenschutz werden unter dem Deckmantel der Windenergie und des
Klimaschutzes gnadenlos geopfert".
In bisher zehn Bundesländern wurden solche Straftaten registriert.
Skrupellose Geschäftemacher schaffen Tatsachen mit der Kettensäge!
Denn geltende Abstandsregelungen würden in den meisten Fällen den Bau
von Windenergieanlagen verbieten. Der Wert eines Grundstücks, auf dem
ein Windpark errichtet werden soll, lässt sich mit der Kettensäge
über Nacht enorm steigern: Pro Anlage kann ein Eigentümer mit
Pachteinnahmen von rund 1, 6 Millionen - 80 000 Euro pro Jahr für 20
Jahre - rechnen.
Die Rechercheergebnisse der Naturschützer zeigen eine
erschreckende Tendenz auf: Wurden vor zwei Jahren bundesweit sechs
Fälle registriert, waren es 2014 bereits zehn. Im laufenden Jahr 2015
kam es bis November zu 19 Zerstörungen von Horsten und
Vogel-Tötungen. Betroffen sind neben Rotmilan und Schreiadler auch
andere windkraftsensible Arten wie Seeadler, Schwarzstorch, Baumfalke
und Fledermäuse. Fast alle Fälle wurden zur Anzeige gebracht.
Die Deutsche Wildtier Stiftung rechnet in den kommenden Monaten
mit weiteren Straftaten, denn Bäume werden meistens im Winterhalbjahr
gefällt. "Auch der Ausbau der Windenergie geht ungebremst voran -
deshalb ist eine erneute Welle von Horstzerstörungen zu befürchten",
sagt Prof. Vahrenholt. Die Deutsche Wildtier Stiftung erneuert ihre
Forderungen nach einem Moratorium für Windkraftanlagen im Wald.
Wer solche Fälle feststellt sollte diese dokumentieren und
anzeigen sowie die Deutsche Wildtier Stiftung informieren.
Mehr dazu unter http://ots.de/1XwVN
Für Rückfragen:
Dr. Jochen Bellebaum, 040 9707869-25