Die Weltwirtschaftet wartet gespannt auf die nächste Konferenz der OPEC, die am 4. Dezember in Wien stattfinden wird. Von dem Treffen könnten wichtige Signale für einen Wiederanstieg der Ölpreise ausgehen, die seit einem Jahr künstlich niedrig gehalten werden.
(firmenpresse) - Im Vorfeld der Konferenz am kommenden Freitag riefen Äußerungen aus Saudi-Arabien, der Nummer 1 unter den Öl-Exporteuren, weltweit Aufmerksamkeit hervor. Der saudische Erdölminister kündigte am 23. November auf einem internationalen Seminar in Bahrain an, dass sein Land „beharrliche Anstrengungen“ unternehmen werde, mit allen erdölfördernden und -exportierenden Ländern innerhalb und außerhalb der OPEC zusammenzuarbeiten, „um Markt- und Preisstabilität aufrechtzuerhalten“. Obwohl der Minister nicht erläuterte, wie diese Aussage zu verstehen sei, wurde sie von Politikern, Öl-Experten und Medien überwiegend als Bereitschaft der saudischen Regierung zur Abkehr von ihrer Niedrigpreis-Politik interpretiert. Kurzzeitig kam es sogar zu einem spekulativen Preisanstieg an den Börsen, der sich allerdings nicht stabilisierte.
Auf die zwölf Mitglieder der 1960 gegründeten Organisation Erdölproduzierender Staaten entfallen ungefähr 35 bis 40 Prozeit der weltweiten Förderung und schätzungsweise mehr als drei Viertel der globalen Reserven. Die OPEC-Mitglieder Saudi-Arabien, Iran, Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören zu den Top Ten der Erdöl fördernden Länder. Nicht in der OPEC sind andere führende Produzenten wie die USA, Russland, Kanada und China. Von diesen ist allerdings gegenwärtig nur Russland als Exporteur auf dem Weltmarkt relevant.
Niedriger Ölpreis für die meisten OPEC-Mitglieder existenzbedrohend
Ob auf der bevorstehenden Konferenz schon konkrete Beschlüsse in diesem Sinn gefasst werden, bleibt abzuwarten. Eher ist wohl damit zu rechnen, dass zunächst Arbeitssitzungen der Ressortleiter und Experten der OPEC-Staaten stattfinden werden, um Einzelheiten zu beraten und Meinungsverschiedenheiten auszuräumen. Die Unzufriedenheit mit der derzeitigen Preisgestaltung hat unter den Mitgliedern der Organisation schon seit Monaten zugenommen. Vor allem Venezuela macht sich nicht nur intern, sondern auch öffentlich für eine Korrektur stark. Nur wenige OPEC-Mitglieder, nämlich Katar, die Emirate, Kuwait und vermutlich auch Iran, verfügen über genug finanzielle Reserven und alternative Exportressourcen, um die aktuellen Preise notfalls noch über einen längeren Zeitraum durchzuhalten.
Unvernünftig wäre das selbstverständlich aber auch für diese Länder, und äußerst negativ ist die Prognose für Saudi-Arabien: Der International Monetary Fund (IMF), der Weltwährungsfonds – eine der wichtigsten globalen Finanzinstitutionen – prognostiziert, dass die Saudis bei den gegenwärtigen Ölpreisen schon in fünf Jahren ihre Finanzreserven aufgebraucht hätten. Nach unterschiedlichen Schätzungen haben die Erdöl exportierenden Ländern aufgrund der absurd niedrigen Ölpreise in den vergangenen zwölf Monaten zwischen 500 Milliarden und einer Billion Dollar verloren. Davon entfallen mindestens 300 Milliarden allein auf die Staaten der arabischen Halbinsel.
Nahezu alle auf dem Weltmarkt agierenden Förderstaaten produzieren gegenwärtig bereits an der Obergrenze ihrer Kapazität. Daraus ergibt sich, dass ihre Machtposition bei der Preisgestaltung erheblich stärker ist als es derzeit den Anschein hat. Außerdem wäre ein Ölpreis, der so niedrig ist, dass dringend erforderliche Zukunftsinvestitionen und Innovationen nicht mehr finanziert werden können, auf längere Sicht auch aus Sicht der Verbraucher unvernünftig.
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Dr. Sönke Harrsen
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