(ots) - Die heute getroffenen geldpolitischen
Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht der
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)
kritisch. BVR-Chefvolkswirt Dr. Andreas Bley: "Die erneute Lockerung
der Geldpolitik ist geldpolitisch unnötig, verunsichert die
Bürgerinnen und Bürger und ist schädlich für die Finanzstabilität."
Der EZB-Rat hatte heute beschlossen, den Einlagenzins von -0,2
Prozent auf -0,3 Prozent und damit noch stärker in den negativen
Bereich hinein zu senken. Gleichzeitig wurde eine Verlängerung des
Anleihekaufprogramms und damit einhergehend eine Ausweitung des
gesamten Kaufvolumens beschlossen. Die Wirtschaft des Euroraums
benötige keinen neuen geldpolitischen Impuls. Die Erholung der
Konjunktur schreite voran, eine Deflationsgefahr sei trotz der
aktuell sehr niedrigen Inflation nicht zu erkennen. Gleichzeitig habe
sich der Finanzzugang in den geschwächten Ländern deutlich
verbessert, wie die am Dienstag veröffentlichten Ergebnisse der
halbjährlichen Umfrage der EZB zur Mittelstandsfinanzierung zeigten.
"Durch ihr ungeduldiges Agieren verstärkt die EZB die
Liquiditätsschwemme ohne Not. Mehr Gelassenheit wäre das bessere
Rezept", so Bley. Die verkehrte Welt negativer Zinsen beeinträchtige
bereits jetzt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger. Zudem seien
die extrem niedrigen Zinsen für die Finanzstabilität eine zunehmende
Belastung. Mit steigender Dauer der extrem expansiven Geldpolitik
erhöht sich die Gefahr einer Blasenbildung an den Kapitalmärkten,
aber auch am Immobilienmarkt.
Unabhängig von den aktuellen geldpolitischen Maßnahmen werde sich
die Inflation 2016 spürbar normalisieren. Die um Energie bereinigte
Kernrate der Inflation liege bereits jetzt bei 1,0 Prozent. Dies
zeigten auch die heute veröffentlichten Projektionen zur
Wirtschaftsentwicklung der EZB, die von einem Anstieg der Teuerung
auf 1,6 Prozent 2017 ausgingen. Auch wenn die EZB mit Blick auf eine
weitere Abwertung des Euro gehandelt haben sollte, erscheint die
Entscheidung wenig überzeugend. Mit der anstehenden Zinswende in den
USA ist ohnehin mit einem weiteren Abwärtsdruck auf den Euro zu
rechnen.
Pressekontakt:
Bundesverband der
Deutschen Volksbanken und
Raiffeisenbanken - BVR
Pressesprecherin:
Melanie Schmergal
Schellingstraße 4
10785 Berlin
Telefon: (030) 20 21-13 00
Telefax: (030) 20 21-19 05
Internet: www.bvr.de
E-Mail: presse(at)bvr.de