(ots) - Bei der Premiere der OPEN!, Leitkonferenz zu
digitaler Offenheit am 2. Dezember 2015 in Stuttgart, trafen sich
Unternehmer, Denker, Forscher und Verwaltungsexperten aus ganz
Deutschland. Die knapp 300 Teilnehmer brachten sich in vier Panels zu
den Themen Open Source, Open Data, OER und Geschäftsmodelle ein. Ihre
Diskussionsergebnisse werden Teil der Stuttgarter Erklärung, die noch
Mitte Dezember veröffentlicht wird. Die MFG Innovationsagentur
Baden-Württemberg organisierte die Konferenz mit der OSB Alliance und
dem Wissenschaftsministerium des Landes.
Scheitern die "Next Big Things" in Deutschland und Europa am
Sicherheitsdenken? Mit gewohnt provokanten Thesen stieg
Internet-Vordenker Gunter Dueck in das Thema Offenheit ein. In seiner
Opening Keynote "Open to think big!" plädierte Dueck dafür, dass es
bei den großen Ideen und Erfindungen nicht nur darum geht, die
Menschheit zu retten, sondern auch darum, Spaß dabei zu haben - und
prophezeit, dass mit dem Internet of Things nach den Managern und
Nerds als nächstes die Ingenieure Träger des gesellschaftlichen
Wandels werden.
Von Managern, Nerds und Ingenieuren
Das Stichwort Kulturwandel durchzog wie ein roter Faden die erste
OPEN!-Konferenz, die am 2. Dezember im Stuttgarter Hospitalhof tagte.
Jürgen Walter, Staatssekretär im Wissenschaftsministerium
Baden-Württemberg, eröffnete die Konferenz zusammen mit
MFG-Geschäftsführer Prof. Carl Bergengruen und Peter Ganten, dem
Vorstandsvorsitzenden der Open Source Business Alliance.
"Offenes Wissen und offene Daten sind dazu da, genutzt zu werden",
unterstrich Ganten und stieß damit auf breite Zustimmung im Publikum,
wie ein Blick auf den Twitter-Stream verriet. Unter dem Hashtag
#OpenDigi machten die Teilnehmer rege von der Möglichkeit Gebrauch,
sich live zu den Vorträgen auszutauschen. Mit Erfolg: Mittags
avancierte die OPEN! zum Twitter-Trendthema Nummer 1 in Deutschland.
In den vier Panels Open Source, Open Data, Open Educational
Resources (OER) und Geschäftsmodelle setzten sich die rund 300
Teilnehmer mit aktuellen Fragestellungen auseinander, diskutierten
mit 40 Referenten und Impulsgebern die Zukunft der Open-Bewegungen.
Dabei wechselten sich Keynote Sessions mit Good Practices und
Podiumsdiskussionen ab.
Offene Daten leben vom digitalen Ehrenamt
Im Open-Source-Panel waren offene Standards ein großes Thema,
sowie die entsprechenden Plattformen und Geräte als Voraussetzung für
deren Verbreitung. Am Ende steht der Vorsatz, mehr Bewusstsein für
einen Mentalitätswandel hin zu mehr Offenheit zu schaffen und damit
einem Paradigmenwechsel den Weg zu bereiten. Und eine konkrete
Forderung: Was mit öffentlichem Geld gefördert wird, muss öffentlich
zugänglich sein. Die Impuls-Keynote steuerte Fachbuch-Autor Malte
Spitz bei, der Datenschutz als den Umweltschutz des 21. Jahrhunderts
betrachtet.
Das Open-Data-Panel tritt dafür ein, offene Daten nicht als
Ressource zu begreifen die sich durch Nutzung verbraucht, sondern als
Infrastruktur. Dabei bleibt die Finanzierung allerdings eine
schwierige Frage, da offene Daten bisher hauptsächlich von
ehrenamtlichen Akteuren und Initiativen weiterverarbeitet werden.
Auch hier sind Umdenken und eine stärkere infrastrukturelle
Verankerung gefragt. Entsprechend lautet der Appell an das Plenum:
"Werden Sie zu Open-Lobbyisten!"
Im Bildungs-Panel rund um Open Educational Resources (OER)
diskutierte man über Terminologien, um Missverständnissen begegnen zu
können. Offene Lernressourcen haben freie Lizenzen - das heißt nicht,
dass sie unbedingt online und kostenlos sind. Thema war auch der oft
privat finanzierte Weiterbildungsbereich, wo man sich teilweise noch
scheut, Materialien zu teilen. Die Botschaft an Bedenkenträger: Ein
Trainer ist mehr als sein Skript, bloße Unterlagen können auf Dauer
kein Geschäftsmodell sein.
Nachhaltiges Ergebnis: die Stuttgarter Erklärung
Geschäftsmodelle standen im Zentrum des vierten und größten
Panels, das sich den Herausforderungen der Monetarisierung offener
Ideen widmete. Die Leitfragen lauteten: Was können andere
Open-Bewegungen von Open Source lernen? Wie schlägt man eine Brücke
zwischen Community und Geld verdienen? Als Diskussionsbasis diente
die These von Jan Wildeboer, Red Hat, dass Software an sich keinen
Wert hat. Die Frage ist also, was man damit macht. Am Schluss warnen
die Panelisten: Muss alles, was offen ist, zwingend zu Geld gemacht
werden?
Alle Teilnehmer kamen am Ende des Tages zusammen, um die
wichtigsten Erkenntnisse zur digitalen Innovation für die Stuttgarter
Erklärung zusammenzufassen. Der Entwurf ist online und kann noch bis
zum 6. Dezember ergänzt und kommentiert werden, bevor die Erklärung
Mitte des Monats veröffentlicht wird.
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