(ots) - Ein alte und gleichzeitig moderne Erkenntnis ist:
"Ohne gute Mitarbeiter gibt es keine erfolgreichen Unternehmen".
Menschen gestalten Prozesse, Kulturen, Ideen - Mitarbeiter sind
entscheidend für die Leistungsfähigkeit von Unternehmen. Das gilt
auch für Banken, Sparkassen und Volksbanken. Wachstum mit weniger
Mitarbeitern fordert eine immer höhere Leistungsfähigkeit der
Kollegen. Gleichzeitig sinkt die Attraktivität der Branche für
Nachwuchskräfte. Während laut Statistischem Bundesamt "Bankkaufmann"
im Jahr 1993 noch auf Platz 5 der beliebtesten Ausbildungsplätze in
Deutschland war, schafft der Beruf es im Jahr 2014 so gerade unter
die Top 10. Die Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation schafft
es in der gleichen Zeit von Platz 20 der beliebtesten
Ausbildungsberufe auf Platz 2. Hinzu kommt, dass sich, laut
Marketagent, nur 14% zwischen 14 und 65 Jahren generell vorstellen
können als Angestellter einer Bank zu arbeiten. Gleichzeitig ist eine
Karriere als Beamter für über 21% vorstellbar. Bei
Wirtschaftswissenschaftlern sieht die Situation noch prekärer aus.
Nur 1,8% der vom trendence Institut befragten Studenten können sich
vorstellen in einer Bank zu arbeiten. Zudem hört man immer wieder von
Personalern, die enttäuscht sind, wenn Auszubildende oder Mitarbeiter
zu Wettbewerbern wechseln. Der Wechsel ist normal, wann akzeptieren
dies die Personalabteilungen?
Ãœberholte Konzepte
Die Ausgangssituation wird erst recht dramatisch, schaut man sich
die Rolle der Personalabteilungen in Kreditinstituten an - die
meisten Personalabteilungen führen ein Aschenputtel-Dasein!
Personalabteilungen werden selten in Strategierunden eingeladen
oder prägen die Entwicklungen in den Unternehmen. Eher werden
Konzepte entwickelt, die sich an überholten Idealen der
hierarchischen Karriere oder Bindung richten. Beispiele wie Konzepte
zu 50+, zur Mitarbeiterbindung oder zur Wiedereinbindung von Müttern
in den Berufsalltag funktionieren oft nur auf dem Papier. Die
Realität schreibt inzwischen selten gerade Lebensläufe. Der Wunsch
nach Flexibilität und Selbstbestimmtheit wird bei Arbeitnehmern immer
wichtiger. Inzwischen wählen über 35% der erwerbstätigen Personen
eine Tätigkeit, die nicht ihrer Ausbildung entspricht (Statistischen
Bundesamt 2010). Ein bis fünf Arbeitgeberwechsel sind laut
Eurobarometer 2009 Normalität. Von der Ausbildung bis zur Rente bei
einem Unternehmen zu bleiben, ist heutzutage die Ausnahme. Was tun
die Personalabteilungen? Sie schreiben ein Konzept nach dem anderen
und fordern höhere Akzeptanz bei Vorständen ein. Das reicht nicht. In
den Personalabteilungen ist radikales Umdenken nötig. Die
Personalabteilungen dürfen sich nicht länger als Erfüllungsgehilfen
aufführen. In erfolgreichen Unternehmen sollte die Personalabteilung
aktiv die Rolle eines Unternehmensgestalters erfüllen. Stattdessen
rationalisieren Unternehmensberatungen Personalabteilungen lieber weg
- welchen Beitrag leisten sie schon noch?
Unternehmerischen Beitrag steigern
Doch welchen Beitrag kann ein Personalbereich leisten, ja muss
eine erfolgreiche Personalarbeit leisten? Der wesentliche Beitrag ist
die unternehmerische Anpassungsfähigkeit und damit die
Geschwindigkeit bei der Umsetzung von Veränderungen zu steigern. Die
unternehmerische Energie freizusetzen und zu nutzen heißt das
psychologische Kapital des Unternehmens zu steigern. Das
psychologische Kapital lässt sich steigern, indem vernetztes Arbeiten
gefördert, die Flexibilität und Geschwindigkeit von Lösungen erhöht
und die Bereitschaft Verluste hinzunehmen gesteigert wird. Es ist
entscheidend, Mitarbeiter zu gewinnen, die mit Hoffnung gesegnet sind
und entschlossen an der Erreichung ihrer Ziele arbeiten, die
überzeugt von ihrer Selbstwirksamkeit sind und Herausforderungen
mutig angehen, die Niederlagen wegstecken und optimistisch in die
Zukunft schauen. Um Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu erzielen,
ist ein wichtiger Beitrag der Personalarbeit die richtigen Personen,
mit den notwendigen Stärken zum richtigen Zeitpunkt an den relevanten
Aufgaben des Unternehmens arbeiten zu lassen. Aufgabenbezogene
Leistungsteams, die kurzfristig zusammengestellt werden, sind
sinnvoll. Die Zusammensetzung von Teams darf nicht länger von
Hierarchien, Stelleninhabern oder Bereichsproporz beeinflusst werden,
sondern von den Talenten und Fähigkeiten der Mitarbeiter, die für die
anstehenden Aufgaben notwendig sind.
Stärken fokussieren
Personalabteilungen haben die Chance Unternehmen aktiv
mitzugestalten und in die Zukunft zu führen, wenn sie bei sich selbst
anfangen! Ein gründlicher gedanklicher Wandel vom Schwächenausgleich
und Entwicklungskarriere ist nötig. Konzepte und Mitarbeiterprofile
sollten auf Aufgaben und Stärken ausgerichtet werden. Der Weg von
morgen führt weg von starren Stellenprofilen. Es ist nicht mehr das
Ziel eine Stelle zu besetzen. Entscheidend ist es, Aufgaben zu
erfüllen und dafür den fähigen Personen Verantwortung zu übertragen,
wenn auch nur zeitlich befristet. Eine Umfrage des Corporate
Leadership Councils von 2002 zeigt bereits, dass durch einen
Stärken-basierten Ansatz ein durchschnittlicher Leistungsanstieg von
36,4% verzeichnet wurde. Ein Schwächen-basierter Ansatz führte zu
einem Leistungsabfall. Ein Wechsel vom Fokus auf Schwächen der
Mitarbeiter zum Fokus auf Stärken kann zu 2/3 besseren Leistungen
führen. Ein Traum, oder Wirklichkeit? Das wird sich in den nächsten
Jahren zeigen.
Neue Wege gehen
Für eine grundlegende und nachhaltige Veränderung wird die
Personalabteilung zuerst bei sich selbst ansetzen. Ein neuer Typ von
Personalmitarbeitern ist notwendig. Um die alte Aschenputtel-Rolle zu
überwinden, benötigen Personalmitarbeiter Stärken wie positive
Einstellung, Strategie, Vorstellungskraft, Tatkraft,
Kontaktfreudigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Zukunftsorientierung und
Selbstbewusstsein. Treffen diese Stärken auf neue
Aufgabenschwerpunkte, wird daraus eine Erfolgsgeschichte.
Personalabteilungen, die sich weiter auf Personalkosten und
Stellenplanung reduzieren lassen, werden bald selbst aussortiert
sein. Die Übernahme von kulturprägenden Aufgaben und die Gestaltung
von positiver Kommunikation im Unternehmen sind Teile der notwendigen
neuen Aufgaben. Hinzu kommen eine kontinuierliche Aufrechterhaltung
der Wertediskussion und die konstruktive Mitgestaltung von neuen
Arbeitswelten und -umgebungen. Dringendste Aufgaben werden sein ein
Arbeitsumfeld, eine Kultur zu schaffen, die es ermöglicht Teams
aufgabenspezifisch zusammenzustellen - schnell, flexibel und
erfolgreich.
Der Weg erfolgreicher Personalarbeit führt weg von der
Konzeptebene hin zum konkreten Leistungsbeitrag. Weg von schönen
Konzepten, die nur auf dem Papier funktionieren. Dem neuen Denken
folgt realistisches, wirkungsvolles Handeln.
Gelingt dieser Wandel im Denken und Handeln der Personalabteilung,
wird sie keine gute Fee brauchen, um Ihr Aschenputtel-Dasein zu
beenden. Sie wird sich durch harte Arbeit -Schritt für Schritt -
selbst in die Prinzessin verwandeln, an deren Tisch alle anderen
eingeladen werden wollen. Gelingt dieser Wandel nicht, wird die
Personalabteilung nicht nur weiterhin ihr Aschenputtel-Dasein
fristen, sie wird auch zur strategischen Schwachstelle der
Kreditinstitute. Gilt die Branche selbst schon nicht als besonders
innovativ, für die Personalabteilungen sieht die Zukunft noch
düsterer aus, machen sie weiter wie bisher. Sie haben einen weiten
Weg vor sich, wollen sie nicht weiter in Asche schlafen. Man kann nur
jedem raten sich auf den Weg zu machen, umzudenken und zu handeln.
Quellen:
- Corporate Leadership Council (2002): Performance Management Survey.
Building the High, zitiert nach Michael Tomoff (2015): Positive
Psychologie in Unternehmen - Für Führungskräfte. Wiesbaden: Springer
Fachmedien. S. 33f
- Eurobarometer (2009): Umfrage: "Wie oft haben Sie in Ihrem
Arbeitsleben bis jetzt den Arbeitgeber gewechselt? (ohne
Ferienjobs)", zitiert nach Zukunftsinstitut GmbH (Hrsg.) (2012):
work:design - DIE ZUKUNFT DER ARBEIT GESTALTEN. Kelkheim:
Zukunftsinstitut GmbH. S. 21.
- Marketagent (2011): Grundsätzlich vorstellbare Berufe, zitiert nach
de.statista.com, URL: http://ots.de/5Ofn4 , Abruf am 27.11.2015,
12.35 Uhr
- Statistisches Bundesamt (1993): Beliebteste Ausbildungsberufe in
Deutschland 1993, zitiert nach de.statista.com, URL:
http://ots.de/JZeSz , Abruf am 26.11.2015, 11.20 Uhr
- Statistisches Bundesamt (2010): Anteil atypischer Erwerbsformen an
ausgewählten Gruppen 2008, zitiert nach Zukunftsinstitut GmbH (Hrsg.)
(2010): Future Company - Die Zukunft der Unternehmenskulturen - Wie
Sie Ihr Business fit für die Ökonomie von morgen machen. Kelkheim:
Zukunftsinstitut GmbH. S. 18.
- Statistisches Bundesamt (2014): Beliebteste Ausbildungsberufe in
Deutschland 2014, zitiert nach de.statista.com, URL:
http://ots.de/4CeO1 , Abruf am 26.11.2015, 11.25 Uhr
- trendence Institut (2012): Attraktive Branchen als zukünftigen
Arbeitsplatz für Wirtschaftswissenschaftler, zitiert nach
de.statista.com, URL: http://ots.de/3DBS0 , Abruf am 26.11.2015,
11.30 Uhr
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Sabrina Kowling
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