(ots) - Das Thema:
Das Schicksalsjahr der Kanzlerin: Scheitert Merkel?
Sie galt im zehnten Jahr ihrer Kanzlerschaft als unangefochten: in
ihrer Partei, in Deutschland, in Europa - bis zur Flüchtlingskrise.
Jetzt scheint der Nimbus der souveränen Kanzlerin, die unaufgeregt
politische Lösungen sucht, zu schwinden. Die Front der
Merkel-Kritiker, auch in der Union, hat sich formiert. Steht die
"mächtigste Frau der Welt" ("Forbes") vor dem schwierigsten Parteitag
ihrer Karriere?
Gäste:
Julia Klöckner, CDU (Stellv. Parteivorsitzende) Jürgen Trittin,
B'90/Die Grünen (Ex-Fraktionschef) Hans-Hermann Tiedje (Journalist
und Politikberater) Markus Feldenkirchen ("Spiegel"-Autor) David
Bendels, CSU ("Konservativer Aufbruch")
Julia Klöckner
"Angela Merkel beweist Gradlinigkeit und Haltung in ihrem Amt",
sagt die rheinland-pfälzische CDU-Chefin. Die Kanzlerin habe es
geschafft, weltweit ein Deutschlandbild der Mitmenschlichkeit zu
prägen. Julia Klöckner verteidigt den Kurs Merkels in der
Flüchtlingskrise und fordert ein Gesetz zur Integrationsverpflichtung
für Asylbewerber. "Eine Diskriminierung von Frauen, Homosexuellen und
Andersgläubigen darf nicht als Ausdruck religiöser Vielfalt
akzeptiert werden", so die Vize-Chefin der CDU.
Jürgen Trittin
"Angela Merkel hat den eigenen Laden nicht mehr im Griff. Sie hat
die Richtlinienkompetenz verloren." Der Oppositionspolitiker der
Grünen sieht die Regierung in einem katastrophalen Zustand. Zeichnet
sich das Ende Merkels als Kanzlerin ab? "Solange sie nicht selbst
ihre Amtszeit beendet, wird sie Regierungschefin bleiben. In der
Union wird niemand aufstehen und sie stürzen. Denn in einem Punkt ist
die Union prinzipienfest: Sie will regieren. Wenn aber die CDU/CSU
Merkel stürzt, verliert sie die Macht", lautet die Analyse von Jürgen
Trittin.
Hans-Hermann Tiedje
"Aus der 'mächtigsten Frau der Welt' wurde über Nacht eine
internationale Bittstellerin", schrieb der ehemalige
"Bild"-Chefredakteur jüngst in einem Gastkommentar der "Neuen Zürcher
Zeitung". Die Bundeskanzlerin sei angezählt, die Stimmung kippe jeden
Tag mehr. Merkel, die zehn Jahre die Politik dominiert habe, erweise
sich als überfordert und blende die Realitäten aus. "Sie müsste
zugeben, dass sie in der Flüchtlingskrise einen Fehler gemacht hat.
Es wäre ihr politisches Ende, aber dieses rückt auch so näher",
glaubt der ehemalige persönliche Berater Helmut Kohls - es herrsche
"Merkeldämmerung".
Markus Feldenkirchen
"Zum ersten Mal in ihrer Karriere offenbart Angela Merkel eine
innere Überzeugung und Leidenschaft für ihre Politik", sagt der
Hauptstadtjournalist über die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin. "Es
ist möglich, dass sie damit ihre Wiederwahl aufs Spiel setzt. Aber
anders als ihre wütenden Gegner scheint sie dieser Tage sehr mit sich
im Reinen zu sein." Ihren Kurs hält Markus Feldenkirchen im Kern für
richtig, denn "das Deutschland, auf das ich stolz bin, verfolgt nicht
die Politik eines nationalistischen Hardliners wie Viktor Orbán".
David Bendels
"Die chaotische Flüchtlingspolitik der Kanzlerin schadet
Deutschland, Europa und nicht zuletzt auch der Union", sagt der
Mitbegründer des "Konservativen Aufbruchs", einer Basisbewegung
innerhalb der CSU. "Wenn Angela Merkel ihre Politik nicht ändert,
sollte die CSU ihre Minister aus der Bundesregierung abziehen." Sie
solle beim CDU-Parteitag endlich sagen: "Liebe Menschen, es geht
nicht mehr! Unsere Aufnahmekapazitäten sind einfach erschöpft",
fordert der frühere Mitarbeiter von CSU-Politikerin Monika Hohlmeier.
"Menschen bei Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der
ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.
Im Internet unter www.DasErste.de/maischberger
Redaktion: Klaus Michael Heinz (WDR)
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