(ots) - Nicholas Müller: Mit Selbstachtung aus der
Angststörung
Der Ex-Sänger von "Jupiter Jones" ist nach selbstgewählter Auszeit
mit neuem Bandprojekt zurück - Mehr als 1000 Panikattacken
ausgestanden
Osnabrück. Sänger Nicholas Müller musste seine Panik in Trauer und
Selbstachtung umwandeln, um die alles lähmenden Angststörungen in den
Griff bekommen zu können. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag)
sagte der 34-jährige Ex-Frontmann der Band Jupiter Jones: "Fürsorge,
Selbstliebe, Achtsamkeit, dass man sich selber wieder lieben lernt,
so was ist wichtig."
Der Sänger, dessen neues Bandprojekt "Von Brücken" gerade das
erste Album veröffentlicht hat, fügte hinzu: "Irgendwann ist der
Punkt erreicht, an dem man dann sagen muss: Okay, alles klar, jetzt
muss ich mich auch wieder um den Rest kümmern, nicht immer nur um
mich. Und das ist eben gar nicht so einfach, wenn man so lange an
sich selber rumoperiert hat."
Dass er nicht müde wird, über seine Angsterkrankung zu reden, gibt
Nicholas Müller offen zu. Was bei Burnout und Depressionen schon
geschafft sei, nämlich, dass die Themen nicht mehr als schambesetzt
wahrgenommen werden, sei bei Angststörungen noch ein großes Problem:
"Dabei ist es eine der am häufigsten auftretenden psychischen
Erkrankung."
In seinen schlimmsten Zeiten hatte der Sänger sich einfach auf den
Boden gelegt, die Beine angewinkelt und gewartet, dass die Panik
vorübergeht. "Es war die pure Angst vor dem Sterben." Aber weil es
eben nur Angst war, habe die Therapeutin seine Frau angewiesen,
keinen Krankenwagen zu rufen "Und deswegen habe ich sie wirklich
angepflaumt - freundlich ausgedrückt", erinnert sich Müller. "Ich
hatte wirklich Zeiten, in denen ich mich so gestraft gefühlt habe,
dass ich mit sämtlichen Instanzen, mit Gott und allem, drüber
diskutiert habe: Warum denn gerade ich?"
Weit über 1000-mal haben die Panikattacken Müller heimgesucht.
Auslöser war der hautnah miterlebte Krebstod seiner Mutter, den der
Sänger in dem Lied "Still" von Jupiter Jones verarbeitet hatte. Erst
während eines zehnwöchigen Klinikaufenthalts wegen seiner
Angststörungen hatte Müller gelernt, sich ganz hemmungslos der Trauer
hinzugeben.
In seinem Heilungsprozess geholfen hat ihm nicht allein die
Tatsache, dass er sich konsequent aus aller Öffentlichkeit zurückzog,
sondern auch, dass parallel seine Tochter geboren wurde: "Das war
total wichtig. Ich kenne genug Menschen, die gerade mit einer solchen
Aufgabe in eine ähnliche Problematik gerutscht wären". Doch Kinder,
betont Nicholas Müller, könnten einen erden: "Von dem Moment an, an
dem sie zur Welt gekommen ist, war ich wirklich ruhiger, da wusste
ich, jetzt habe ich eine Aufgabe, die wirklich wichtig ist."
Das Album "Weit weg von fertig" der Rockband "Von Brücken", die
Müller gemeinsam mit dem Musiker Tobias Schmitz gegründet hat, stieg
schon kurz nach Veröffentlichung auf Platz 12 der Charts. Eine
Tournee ist für Februar/März geplant.
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