(ots) - Am Freitagabend stand der Mediengipfel in Lech ganz
im Zeichen des Themas Flucht. Manfred Nowak von der Universität Wien
und Leiter des Boltzmann Instituts für Menschenrechte, referierte die
schockierenden Zahlen und Fakten, Journalist Karim El-Gawhary stellte
sein bedrückendes Buch "Auf der Flucht" vor. Mit Muhammad Kasem war
auch ein aus Syrien geflohener Betriebswirt am Podium, der aus erster
Hand über Gründe und Realität eines Flüchtlings berichtete.
Der 9. Europäische Mediengipfel in Lech stand am Freitag ganz im
Zeichen des derzeit allgegenwärtigen Themas: die Flüchtlingskrise.
Den Auftakt machten ORF-Journalist Karim El-Gawhary und Mathilde
Schwabeneder, die ihr Buch "Auf der Flucht" präsentierten. Die beiden
berichteten von bedrückenden Einzelschicksalen. Der Leiter des Ludwig
Boltzmann Institutes für Menschenrechte, Manfred Nowak, untermauerte
diese persönlichen Biographien mit Zahlen und Fakten zum Thema
Flucht. Rechtspopulistische Demagogen, die nicht müde werden von
einer "Flüchtlingsflut" zu phantasieren strafte Nowak mit blanken
Zahlen Lügen: "Weltweit sind es die armen, südlichen Länder, die die
Hauptlast der Flüchtlingsbewegungen tragen. 86 Prozent aller
Flüchtlinge werden im Süden aufgenommen, nur 14 Prozent im reichen
industrialisierten Norden." Zugleich, so Nowak, reagieren die
westlichen Regierungen mit offensichtlich menschenrechtswidrigen
Strategien: "Um eine dauerhafte Lösung für die Betroffenen zu
vermeiden, wird vielen Kriegsflüchtlingen nur mehr subsidiärer
Schutz, also Asyl auf Zeit, gewährt." Dies widerspreche den
Prinzipien der Flüchtlingskonvention. Nowak nahm sich kein Blatt vor
den Mund und forderte ganz klar, dass "die Dublin-Verordnung
auszusetzen ist", weil sie unmenschlich und sinnlos sei. Er erntete
dafür spontanen Szenenapplaus im Saal.
Zwtl.: "Wollte nie Flüchtling werden"
Besonders beeindruckend waren die Schilderungen von Muhammad
Kasem, einem Betriebswirt aus Damaskus, der vor anderthalb Jahren
selbst aus Syrien geflohen ist und heute mit seiner Familie in
Innsbruck lebt. Seine Schilderungen der lebensgefährlichen Route, die
ihn via Türkei, Griechenland, den Balkan und Ungarn nach Österreich
führte, sowie die persönlichen Einblicke, die er gewährte, berührten
das Publikum nachhaltig. Kasem machte deutlich, dass Flucht nichts
mit Kalkül, sondern einer extremen Notsituation zu tun hat: "Ich
wollte nie Flüchtling in Europa werden. Ich hatte in Syrien ein
schönes Leben, aber ich hatte am Ende keine andere Wahl, als zu
fliehen." Die folgende Podiumsdiskussion stand unter dem Eindruck
dieser emotionalen Erfahrungsberichte. Ulrike Guérot, Direktorin des
European Democracy Labs in Berlin, hielt mit klaren Aussagen nicht
hinter dem Zaun: "Wir erleben derzeit eine komplette Erosion der
Genfer Flüchtlingskonvention." Die aktuelle Flüchtlingsdebatte nennt
sie einen "philosophischen Unfug". Ali Mahlodji, Unternehmer und
selbst aus dem Iran geflüchtet, plädierte darauf, "endlich das Hirn
einzuschalten und nicht mehr über Dinge diskutieren, die wir uns
nicht ausgesucht haben". Weil sich niemand seine Herkunft ausgesucht
habe. Die Ängste, die derzeit kursieren und von Populisten verstärkt
werden, seien Konstrukte und leicht zu widerlegen. Denn der Mensch
sei grundsätzlich gut und offen, alles andere sei anerzogen. Die
Fluchtbewegungen werden in absehbarer Zeit nicht stoppen, darüber war
man sich einig. Daher seien Lösungen und Konzepte unbedingt nötig.
Gefordert sei die Politik, aber auch die Gesellschaft, so der
Konsens. Peter Rásonyi, Leiter der Auslandsredaktion der NZZ, spricht
von einer Vision, einer europäischen Debatte, der sich alle zugehörig
fühlen und bei der alle mitreden: "Nur im Moment passiert leider
genau das Gegenteil." Guérot pflichtete dem bei: "In nationalen
Containern werden keine europäischen Lösungen geschaffen." Letztlich,
so die Konklusion, sollten wir nicht länger von einer
Flüchtlingskrise sprechen, sondern von einer Krise der europäischen
Flüchtlingspolitik.
Kostenlose Bilder von der Veranstaltung stehen unter folgendem
Link zum
Download zur Verfügung:
http://www.apa-fotoservice.at/galerie/7319/
Zwtl.: Der Mediengipfel - eine Erfolgsgeschichte mit vielen
Partnern
Seit dem Gründungsjahr 2007 bildet der Europäische Mediengipfel in
Lech am Arlberg einen außergewöhnlichen Rahmen für Diskussionen, in
denen ungefilterte Einblicke und fundierte Ausblicke in die anhaltend
turbulente Welt der Medien, die europäische Politik und die
wirtschaftlichen wie gesellschaftspolitischen Zusammenhänge der
europäischen Lebensrealität geboten werden. Der unter der
Schirmherrschaft des österreichischen Außenministeriums stehende
Europäische Mediengipfel - von der Kommunikationsagentur pro.media
kommunikation initiiert und seither federführend mit dem Verband der
Auslandspresse in Österreich organisiert - wird neben der Lech Zürs
Tourismus GmbH, der Gemeinde Lech und dem Land Vorarlberg vor allem
von der D. Swarovski Tourism Services Gmbh, der Telekom Austria
Group, Mercedes Benz sowie der IV - Industriellenvereinigung
unterstützt. Als Medienpartner der Veranstaltung fungieren neben dem
Verband der Auslandspresse in Österreich und Deutschland, dem Verband
der Europäischen Journalisten, die APA - Austria Presse Agentur,
news-aktuell, Der Standard, NZZ-Neue Zürcher Zeitung, das
Handelsblatt, der Presseclub Concordia sowie das Vorarlberger
Medienhaus.
Video unter:
http://www.ots-video.at/v/9-mediengipfel-lech-fluch-der-flucht/
Rückfragehinweis:
pro.media kommunikation
c/o mag. stefan kröll
maximilianstr. 9
a-6020 innsbruck
t: +43 512 214004 11
f: +43 512 214004 21
m: +43 664 5258868
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