(ots) - Die Handelskette Real hat auf einen foodwatch-Test
reagiert und den Spitzen-Langkornreis der Marke "reis-fit"
ausgelistet.
- Hersteller und Handel reagieren auf nachgewiesene
Mineralölrückstände
- Metro fordert Erklärungen von Kellogg's wegen belasteter
Cornflakes
- Rewe vergrätzt Kunden durch Verweis auf Stellungnahme eines
Lobbyverbandes
+++ ACHTUNG REDAKTIONEN: foodwatch-Aktion am Donnerstag, 10.
Dezember um 14 Uhr am Rewe-Markt in Berlin-Prenzlauer Berg,
Schivelbeiner Str. / Ecke Seelower Str. +++
Die Handelskette Real hat auf einen foodwatch-Test reagiert und
den Spitzen-Langkornreis der Marke "reis-fit" ausgelistet. Sie werde
"das Produkt erst wieder verkaufen, wenn uns von dem Lieferanten
überzeugend nachgewiesen werden konnte, dass Maßnahmen eingeleitet
wurden, um Mineralölgehalte auf ein Minimum zu reduzieren", schrieben
Qualitätsmanager des Unternehmens in einem Brief an die
Verbraucherorganisation. In einer Laboranalyse hatte foodwatch in
einer Charge des reis-fit-Produkts Rückstände aromatischer Mineralöle
nachgewiesen, die die EU-Lebensmittelbehörde EFSA als potenziell
krebserregend und erbgutverändernd einstuft. Real ist nach dem
Reisproduzenten Curti bereits das zweite Unternehmen, das nach dem
foodwatch-Test einen Verkaufsstopp veranlasst.
Der Großhändler Metro ist zudem nach eigenen Angaben auf den
Cerealienproduzenten Kellogg's zugegangen und fordert von diesem eine
Erklärung für die Rückstände in dessen Cornflakes (alle Quellen siehe
unten). Dagegen hält das Handelsunternehmen Rewe bislang am Verkauf
seiner ebenfalls belasteten Eigenmarke "Rewe Bio Weichweizengrieß"
fest - und erntete dafür erboste Reaktionen von Verbraucherinnen und
Verbrauchern im Internet.
"Es ist unverantwortlich, dass Rewe Gesundheitsrisiken in Kauf
nimmt und eine Marke, die noch dazu von vielen kleinen Kindern
verzehrt wird, einfach weiter verkauft", kritisierte Luise Molling
von foodwatch. "Rewe steht bei seiner Eigenmarke in der vollen
Verantwortung - es wäre an der Zeit, dass das Unternehmen endlich die
Gesundheit seiner Kundschaft an die oberste Stelle rückt." Auch das
reis-fit-Produkt wird bei Rewe weiterhin angeboten. foodwatch
kündigte daher eine Protestaktion an einem Berliner Rewe-Markt für
den kommenden Donnerstag an.
foodwatch warnte erneut vor dem Verzehr aller Produkte, in denen
aromatische Mineralöle nachgewiesen wurden, und forderte Hersteller
und Handel auf, Rückrufe zu veranlassen. Dies gelte insbesondere auch
für reis-fit-Hersteller Euryza, dessen belastete Reis-Marke bei
anderen Händlern weiterhin im Regal steht.
Ende Oktober bereits hatte foodwatch die Ergebnisse des
umfangreichen Labortests mit 120 Produkten aus Deutschland,
Frankreich und den Niederlanden veröffentlicht. In Deutschland war
demnach jedes fünfte getestete Lebensmittel (9 von 42 Produkten -
Liste siehe unten) mit den besonders kritischen aromatischen
Mineralölrückständen belastet. Die Rückstände gelangen aufgrund
ungeeigneter Materialien für Verpackung oder Umverpackung oder
aufgrund von unsauberen Produktionsprozessen in die Lebensmittel -
daher gilt: Sind Rückstände in einer Charge nachgewiesen, ist die
Belastung weiterer Chargen zumindest naheliegend. foodwatch schrieb
daraufhin zunächst alle Hersteller, später auch die größten
Handelsketten an und fragte nach Konsequenzen aus dem Testergebnis.
Mit unterschiedlichen Reaktionen:
- Der Cerealienproduzent Hahne sagte zu, die Verpackung seiner
Haferflocken zu überarbeiten, um Rückstände künftig zu
vermeiden.
- Der italienische Hersteller Curti nahm den in Deutschland bei
Kaufland vertriebenen "Curtiriso Natur Langkorn Parboiled Reis"
aus dem Verkauf. Kaufland lehnte zunächst auch auf Anraten des
Lobbyverbandes BLL eine Information der Kundschaft ab - nachdem
foodwatch jedoch selbst einen "Rückruf" publiziert hatte,
verbreiteten Curti, Kaufland und schließlich auch die Behörden
eine offizielle, öffentliche Produktwarnung.
- Real stoppte den Verkauf des "reis-fit Spitzen-Langkorn"-Reis'.
In einem Brief an foodwatch erklärte die Handelskette, dass die
von foodwatch getestete Charge zwar nicht an Real ausgeliefert
worden sei, forderte zunächst aber weitere "Maßnahmen" vom
Hersteller.
- Metro gab ebenfalls in einem Brief an foodwatch an, von
Kellogg's "weitere Informationen" einzufordern, bevor Metro
"weitere Maßnahmen einleiten" werde. Kellogg's sei mit einer
Untersuchung der Problematik befasst.
Andere Hersteller und Handelskonzerne ließen die
foodwatch-Anfragen unbeantwortet oder verwiesen lediglich auf eine
Stellungnahme des Lobbyverbandes BLL vom 2. Dezember. Dieser
bestätigte darin in Übereinstimmung mit behördlichen
Risikobewertungen, dass aromatische Mineralöle in Lebensmitteln
"unerwünscht" seien. Allerdings bezeichnete der BLL belastete
Produkte aufgrund ihrer angeblich niedrigen Rückstandsgehalte als
"unbedenklich". foodwatch kritisierte dies als grobe und
unwissenschaftliche Verharmlosung. Zur Einordnung der Werte zog der
BLL den veralteten Entwurf einer "Mineralölverordnung" heran, der von
der Bundesregierung niemals in Kraft gesetzt wurde. Die in diesem
Entwurf aufgeführten Werte beziehen sich zudem gar nicht auf die
Gesamtmenge der Mineralölrückstände im Produkt, sondern allein auf
die aus den Verpackungen auf Lebensmittel übergegangenen Mineralöle -
Rückstände aus anderen Quellen lassen sie außen vor. Ferner ignoriert
der BLL die Tatsache, dass es für potenziell krebserregende und
erbgutverändernde Substanzen überhaupt keinen unbedenklichen
Schwellenwert gibt. Solche Substanzen sollten, wie etwa das
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) feststellt, in Lebensmitteln
überhaupt nicht nachweisbar sein. Bei allen genannten Produkten hat
das von foodwatch beauftragte Labor die Rückstände zweifelsfrei
nachgewiesen und bestimmt.
Auch Rewe hatte zunächst Anfragen unbeantwortet gelassen,
schließlich dann seinen Bio-Weichweizengrieß unter Verweis auf die
BLL-Stellungnahme als "unbedenklich" eingestuft und foodwatch mit
"juristischen Schritten" gedroht, nachdem die Verbraucherorganisation
einen eigenen "Produktrückruf" für die Rewe-Marke veröffentlicht
hatte. Die Reaktion quittierten hunderte Verbraucherinnen und
Verbraucher mit Anfragen und verärgerten Kommentaren auf der
Facebook-Seite von Rewe. Der Link auf den von foodwatch verbreiteten
Rückruf wurde dort in kurzer Zeit so häufig gepostet, dass er
offenbar aufgrund eines Facebook-Algorithmus' automatisch geblockt
wurde.
Links:
- Testergebnisse foodwatch: www.mineraloel-test.foodwatch.de
- E-Mail-Aktion: www.mineraloel-aktion.foodwatch.de
+++ ACHTUNG REDAKTIONEN: foodwatch-Aktion am Donnerstag, 10.
Dezember um 14 Uhr am Rewe-Markt in Berlin-Prenzlauer Berg,
Schivelbeiner Str. / Ecke Seelower Str. +++
Liste der ausweislich des foodwatch-Tests mit aromatischen
Mineralölrückständen belasteten und weiter im Verkauf befindlichen
Marken: reis-fit Spitzen-Langkornreis, Müller's Mühle Minuten Spitzen
Langkorn Reis, Korn Mühle Weichweizen-Grieß, Rewe Bio
Weichweizengrieß, Kellogg's Cornflakes, Jonas Rote Linsen, Hahne
Haferflocken, Sweet Family Puder Zucker (Nordzucker). Messwerte und
Details zu den getesteten Chargen: www.mineraloel-test.foodwatch.de
Redaktionelle Hinweise:
- Produktfotos, weiteres Bildmaterial und O-Töne zum Download:
www.mineraloel-material.foodwatch.de
- Footage-Material zum Labortest: http://tinyurl.com/pwgyc7c
Quellen und weiterführende Informationen:
- Antwortschreiben von Real: www.tinyurl.com/real-antwort
- Antwortschreiben von Metro: www.tinyurl.com/metro-antwort
- Anschreiben von foodwatch an Rewe:
www.tinyurl.com/rewe-anschreiben
- Rewe behält sich rechtliche Schritte vor (Kommentar auf der
facebook-Seite vom 7.12.2015): www.tinyurl.com/rewe-fb
- foodwatch-Rückruf des Rewe-Produktes:
www.tinyurl.com/rewe-rueckruf
- Offizieller Rückruf des Curti-Produktes bei Kaufland:
www.tinyurl.com/kaufland-curti-rueckruf
- foodwatch-Hintergrundpapier Mineral-Öl:
www.mineraloel-hintergrund.foodwatch.de
- Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zu Mineralöl:
http://tinyurl.com/ovgvtkz
- EFSA Scientific Opinion: http://tinyurl.com/p9kausf
- Forschungsprojekt des BMELV 2012:
http://download.ble.de/09HS012.pdf
- Schreiben des Bundesernährungsministeriums an foodwatch:
http://tinyurl.com/pp77zat
- Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft BLL zu Mineralöl:
http://tinyurl.com/zhxc5zv
Pressekontakt:
- Martin Rücker, E-Mail: presse(at)foodwatch.de,
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 2 90
- Am Donnerstag vor Ort während der Aktion: +49(0)1 74 / 3 75 16 89