(ots) - Weltweite Konsumentenbefragung zeigt, dass der
Preiskampf die deutschen Telekommunikations-Unternehmen bei digitalen
Diensten schwächt.
"Wenn die deutschen Telekommunikationsunternehmen nicht den
Anschluss in der digitalen Welt verpassen wollen, müssen sie viel
stärker als bisher auf attraktive Angebote wie exklusive Inhalte,
Qualität und Geschwindigkeit des Netzes und Sicherheit setzen", sagt
Dr. Florian Dickgreber, Partner bei A.T. Kearney. "Geht es für sie
weiterhin nur um den Preis, werden sie automatisch auf reine
Versorger für den Netzzugang reduziert - und das obwohl die deutschen
Konsumenten überdurchschnittlich netzaffin sind und digital viel
konsumieren." Den entscheidenden Umsatz im Internet würden dann
internationale Internetportale oder Medienkonzerne wie Amazon machen.
"Auf dem Spiel steht dabei nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit
deutscher Telekommunikationsanbieter, sondern auch die Qualität der
digitalen Infrastruktur in Deutschland", so Dickgreber.
In einer internationalen Studie hat A.T. Kearney rund 15.000
Verbraucher in Europa und USA zu ihren digitalen Nutzungsgewohnheiten
befragt: Die Studie zeigt, dass die deutschen User ihre
Telekommunikationsunternehmen überwiegend als kostengünstige
Datenvermittler sehen und gleichzeitig im internationalen Vergleich
sehr hohe Ausgaben für digitale Dienste bei anderen Anbietern
tätigen.
Der den deutschen Wettbewerb dominierende Preiskampf der
vergangenen Jahre hat der Studie zufolge dazu geführt, dass die
Kunden eine hohe Preissensibilität entwickelt haben. Gleichzeitig
zeigen sie wenig Bereitschaft, für Leistungen wie verbesserte
Netzqualität oder Netzsicherheit einen Aufpreis zu bezahlen: Qualität
und Preis gewichten sie als Kaufkriterium gleichwertig. In den
meisten anderen Ländern überwiegt dagegen die Qualität des Netzes, in
Spanien und den USA sogar um 20 Prozent.
Laut A.T. Kearney spiegelt sich die deutsche Preisfokussierung im
Markt mit gravierenden Folgen wider: Derzeit nehmen die Kunden bei
den deutschen Anbietern kaum Qualitätsunterschiede im Netz wahr. In
Ländern wie Spanien, der Schweiz und den USA, wo der Wettbewerb
stärker über die Netzperformance gespielt wird, werden
Qualitätsunterschiede dagegen stärker wahrgenommen und demzufolge ist
die Zahlungsbereitschaft für Qualität messbar höher. Die in
Deutschland fehlende Zahlungsbereitschaft führe mittelfristig zu
weniger Investitionen in Netzqualität und Geschwindigkeit, warnt
Dickgreber. Dies schwäche sowohl die Position der Telko-Unternehmen
als auch langfristig den digitalen Wirtschaftsstandort Deutschland.
Die Studie zeigt, dass deutsche User den reinen Netzzugang sehr
preiswert einkaufen wollen. Gleichzeitig sind sie aber bereit, 70
Prozent mehr für Anbieter zu zahlen, die ihnen sicher und einfach
digitale Angebote und Inhalte präsentieren - zusätzliche
Umsatzpotentiale also, die die Telekommunikationsanbieter gegenwärtig
nicht für sich zu nutzen wissen.
Für Video on Demand und PayTV zum Beispiel zeigen sich 37 Prozent
der User bereits entschlossen, bei Medienunternehmen wie Amazon Prime
oder Netflix, sogenannten "Over the top-Anbietern", einzukaufen. Da
die Mehrheit (53 Prozent) der noch unentschiedenen Konsumenten aber
zu Telekom- und Kabelanbietern tendiert, lohnt es sich für die
deutschen Unternehmen, den Wettbewerb um digitale Dienste und Inhalte
offensiver aufnehmen.
"Der Kampf ist noch nicht verloren", beschreibt Dickgreber die
schwierige Lage der deutschen Telekommunikationsbranche. "Die
Unternehmen müssen jetzt die Chance nutzen, die Wahrnehmung ihrer
Kunden für Qualität der Leistungen zu schärfen, indem sie digitaler
denken und ihre weltweiten und spezifischen regionale Angebote für
den gesamten digitalen Lebenswandel ausbauen. In ihrer Kommunikation
müssen sie weg vom Preis und hin zu attraktiven Inhalten,
Geschwindigkeit und Qualität im Netz und exzellentem Kundenservice.
In anderen Ländern sehen wir, dass eine klare strategische
Positionierung als umfassender digitaler Dienstleister und eine
konsequente Vermarktung dazu führen, dass Kunden dem Angebot gerne
folgen. Swisscom, Telia in Schweden, Orange in Frankreich oder O2 in
der Tschechischen Republik haben vorgemacht, dass die Kunden sich von
einem anderen Leistungsangebot durchaus überzeugen lassen."
Handlungsbedarf sieht der Telko-Experte auch auf Seiten der
Regulationsbehörde und der Politik: "Aktuell dürfen Medien- und
Internetunternehmen ihre Angebote bündeln und quer subventionieren:
Amazon zum Beispiel lockt seine Prime-Kunden mit Video on Demand, das
mit dem schnellen Versandservice Prime gebündelt wird. Deutschen
Telko-Unternehmen wird das aber von den Regulierungsbehörden
verboten. Wenn der Gesetzgeber hier keinen Rahmen für fairen
Wettbewerb und gleiche Spielregeln für alle schafft, droht die
deutsche Telekommunikationsbranche mitsamt Infrastruktur und
Arbeitsplätzen in eine Schieflage zu geraten."
Weitere Informationen zu der aktuellen Studie finden Sie hier:
http://www.atkearney.de/communications-media-technology
Ãœber A.T. Kearney
A.T. Kearney zählt zu den weltweit führenden
Unternehmensberatungen für das Top-Management und berät sowohl global
tätige Konzerne als auch führende mittelständische Unternehmen und
öffentliche Institutionen. Mit strategischer Weitsicht und operativer
Umsetzungsstärke unterstützt das Beratungsunternehmen seine Klienten
bei der Transformation ihres Geschäftes und ihrer Organisation. Im
Mittelpunkt stehen dabei die Themen Wachstum und Innovation,
Technologie und Nachhaltigkeit sowie die Optimierung der
Unternehmensperformance durch das Management von Komplexität in
globalen Produktions- und Lieferketten. A.T. Kearney wurde 1926 in
Chicago gegründet. 1964 eröffnete in Düsseldorf das erste Büro
außerhalb der USA. Heute beschäftigt A.T. Kearney rund 3.500
Mitarbeiter in über 40 Ländern der Welt. Seit 2010 berät das
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