(ots) -
- Roland Berger und der chinesische Verband der Verkehrsflughäfen
analysieren Chinas Airport-Branche
- Unter den weltweiten Top 100 Airports sind inzwischen 13
chinesische, Peking rückt auf Rang 2 vor
- Nicht verkehrsbezogene Umsätze steigen dank kontinuierlicher
Strukturverbesserungen, doch oft fehlt eine klare Strategie zum
Ausbau der Flughafenwirtschaft
- Strategische Themen für Flughäfen aus dem 13. Fünfjahresplan:
Erweiterung großer Luftfahrt-Drehkreuze, differenzierte
Positionierung, stärkere Innovation, Basisversorgung für
entlegene Regionen
Die zivile Luftfahrtbranche in China ist während der Laufzeit des
12. Fünfjahresplans der Regierung rapide gewachsen und hat sich
sowohl im Passagier- als auch im Frachtgeschäft einen Platz an der
Spitze des Weltmarkts erobert. Dieser Trend soll sich auch im 13.
Fünfjahresplan fortsetzen. Für die chinesischen Flughäfen, aber auch
für Zulieferer, Logistikunternehmen und Airlines, die in China tätig
sind, ergeben sich daraus je nach individueller Situation
verschiedene strategische Themen: Dazu gehört vor allem eine bessere
und längerfristige Planung, die zum Beispiel die Größe eines
Flughafens und seine Ausstattung am tatsächlichen Bedarf und nicht am
politisch gewünschten Prestige ausrichtet. Dabei spielt auch die
Finanzierbarkeit zunehmend eine Rolle, denn die Regierung achtet
vermehrt auf die Rentabilität. Auch eine realistische Positionierung
ist wichtig - nicht alle Flughäfen können zum internationalen
Drehkreuz mit Airport City werden.
Die Luftfahrtexperten von Roland Berger und dem chinesischen
Verband der Verkehrsflughäfen haben die Situation der bisher in Bezug
auf Ausbaustufe und Standards sehr unterschiedlich aufgestellten
chinesischen Flughäfen analysiert. "Wir haben zehn wichtige Trends
identifiziert, die die Branche in den vergangenen Jahren geprägt
haben", sagt Martin Streichfuss, Partner von Roland Berger. "Aus
diesen und aus den Vorgaben des 13. Fünfjahresplans haben wir die
strategischen Themen abgeleitet, mit denen sich Flughafenbetreiber,
Zulieferer und andere Beteiligte im Blick auf den zukünftigen Erfolg
befassen sollten."
Rapides Wachstum als zentraler Trend
Zu den Trends, die die Experten aufführen, gehört vor allem das
beeindruckende Wachstum der vergangenen Jahre: Heute finden sich
bereits 13 chinesische Flughäfen in der Liga der weltweiten Top 100
Airports. Peking hat es sogar auf Rang zwei geschafft, Hong Kong
liegt auf Platz 9, während Guangzhou und Pudong International Airport
(Shanghai) in die Top 20 vorgerückt sind. Hongkong und Shanghai
besetzen zudem den ersten und dritten Platz im Frachtaufkommen.
Besonders die drei Großflughäfen und Luftfahrt-Drehkreuze Peking,
Shanghai Pudong und Guangzhou haben an Bedeutung enorm zugenommen.
Sie ermöglichen einen Ausbau des chinesischen Flugliniennetzes und
verbessern die Infrastruktur sowie den Service für den kombinierten
Verkehr Luft/Land und Luft/Schiene. Alle drei Hubs planen, ihre
Fluggast-Kapazität bis 2020 weiter zu erhöhen: Peking auf 150
Millionen, Guangzhou auf 130-150 Millionen und Shanghai auf 120
Millionen Passagiere.
Doch nicht nur die großen Airports wachsen: Der Ausbau des
heimischen Luftverkehrs hat auch bei den bereits bestehenden kleinen
und mittleren Flughäfen für eine deutliche Zunahme der Auslastung
gesorgt. Und er schafft auch Bedarf für neue Flughäfen, vor allem im
Landesinneren. "Die Einkommen in den Städten um die kleinen und
mittleren Flughäfen herum steigen inzwischen schneller als in den
großen Ballungszentren", sagt Sarna Yeung, Partner von Roland Berger.
"Dadurch steigt dort auch die Nachfrage für Luftfracht und
Personenverkehr; kleine und mittlere Flughäfen werden so für die
gesellschaftliche Entwicklung und das Wirtschaftswachstum in China
immer wichtiger."
Die digitale Integration der Flughafendienste
Das starke Wachstum schafft für viele chinesische Flughäfen
Bedarf, ihre Geschäftsmodelle zu erweitern und neue digitale
Technologien zu integrieren. "Investitionen in die IT dienen nicht
nur der Optimierung von Abläufen und Services", sagt Kai-Marcus
Peschl, Experte von Roland Berger. "Sie sind auch unverzichtbar, weil
die Flughäfen nur so das große Potenzial nutzen können, das sich aus
einer Verknüpfung des Online- und Offlinegeschäfts von Flughafen,
Flughafenshops und Airlines ergibt." In diesem Zuge werden aller
Voraussicht nach auch innovative Geschäftsmodelle entstehen, die sich
auf neue Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette der
Reisebranche stützen.
Im 12. Fünfjahresplan der chinesischen Regierung stand die
Flughafenwirtschaft stark im Blickpunkt. Bereits jetzt steigen die
nicht verkehrsbezogenen Umsätze der chinesischen Flughäfen dank
kontinuierlicher Strukturverbesserungen rasant. Am stärksten tragen
dazu die Flughäfen der zweiten und dritten Ordnung bei: Dies sind
laut der Klassifizierung von Roland Berger 24 große und mittlere
Flughäfen, die im Fracht- und Passagieraufkommen hinter Peking,
Shanghai Pudong und Guangzhou gereiht sind. "Diese Flughäfen
profitieren vor allem von politischen Reformen im Bereich der
staatseigenen Betriebe", sagt Yeung. "Dadurch kommt es auch hier
langsam zu einer stärkeren Marktorientierung und professionellerem
Management." Allerdings müssten viele chinesische Flughäfen erst noch
eine klare Strategie zum Ausbau der Flughafenwirtschaft entwerfen.
Strategische Themen des 13. Fünfjahresplans für Flughäfen
Insgesamt erwarten die Experten von Roland Berger für den 13.
Fünfjahresplan folgende politische Hauptziele für die
Flughafenwirtschaft: Den Ausbau großer Luftfahrt-Drehkreuze; die
differenzierte Positionierung von Flughäfen in Ballungsgebieten (z.B.
einer auf Inlandsflüge spezialisiert, einer auf Billigflieger etc.);
eine stärkere Innovation an Großflughäfen; und eine Basisversorgung
für die entlegenen Regionen Chinas. Dies wird unterschiedliche
Auswirkungen auf verschiedene Flughafen-Typen haben:
Die internationalen Luftfahrt-Drehkreuze könnten das
Frachtgeschäft ausbauen und Bereiche suchen, in denen innovative
Entwicklungen vorangetrieben werden können. Da das bisherige
zentralistisch-planwirtschaftliche Management die
Wettbewerbsfähigkeit erheblich beeinträchtigt, sollten sie außerdem
die politischen Reformen nutzen und ihre Geschäftsmodelle und ihre
Organisation stärker am Markt orientieren.
Bei Großflughäfen ohne Drehkreuzfunktion sind die
Entwicklungspfade nicht so klar abgesteckt. Um sich dennoch
weiterzuentwickeln und Marktpotenziale voll auszuschöpfen, sollten
sie Geschäftsmodelle entwickeln, mit denen sie sich von Wettbewerbern
absetzen können. Dabei sollten sie ihre individuellen Voraussetzungen
berücksichtigen, etwa die Lage in einem touristisch interessanten
Gebiet, an Knotenpunkten des Autobahn- oder
Hochgeschwindigkeitseisenbahnnetzes oder auch in einem stark
verstädterten Umfeld.
Für mittelgroße Flughäfen wird im kommenden 13. Fünfjahresplan die
Frage entscheidend sein, wie sie ihre geografische Lage nutzen
können, um zu wachsen und profitabel zu wirtschaften, auch im nicht
verkehrsbezogenen Bereich. Bisher haben zwar viele den - oft
politisch vorgegebenen - Anspruch, ein regionales Drehkreuz zu sein.
Doch tatsächlich bedienen sie oft nicht einmal ihr engeres Umfeld
befriedigend und verausgaben sich stattdessen im Wettbewerb
gegeneinander. Hier gilt es den Bedarf genau zu analysieren und
politische Ansprüche an das Management soweit möglich zugunsten einer
Marktorientierung zurückzudrängen.
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