(ots) - Nach der Aussage Beate Zschäpes im NSU-Prosess am
Mittwoch erklärte Yavuz Narin, Nebenklage-Anwalt der Hinterbliebenen
des NSU-Opfers Theodoros Boulgarides live bei stern TV: "Meine
Mandantinnen und ich haben uns mehr erwartet als die Show, die Frau
Zschäpe am Ende tatsächlich geliefert hat. Zschäpe hat einen
hilflosen Versuch unternommen, das Strafmaß zu mildern. Das ist ihr
definitiv nicht gelungen." Er sei überzeugt, dass Beate Zschäpe mit
einer Verurteilung zu lebenslanger Freiheitsstrafe rechnen müsse. Die
durch ihren Anwalt verlesene Teileinlassung sei handwerklich
schlecht, juristisch geförmelt und gekünstelt gewesen. Auch die
Entschuldigung, die an die Opfer und Hinterbliebenen gerichtet war,
könne nicht ernst genommen werden - in Anbetracht dessen, dass
Zschäpe Fragen der Nebenkläger und der Nebenkläger-Vertreter nicht
beantworten werde.
Autor und Prozessbeobachter Dirk Laabs bemängelte unter anderem,
dass sich Zschäpe kaum zum Umfeld des NSU geäußert habe. "Die
Beweisaufnahme hat ja bis jetzt schon zahlreiche potenzielle
Unterstützer, Mittäter, Helfer und Helfershelfer zu Tage gefördert.
Auch der Tatbeitrag von Beate Zschäpe stellt sich als erheblich
größer dar, als sie heute versucht hat der Öffentlichkeit
weiszumachen." Dass Zschäpe erst im Nachhinein von den Morden
erfahren habe, sei extrem unglaubwürdig, so Laabs.
Zuvor hatte stern TV über Beate Zschäpes Aussage im NSU-Prozess
berichtet. Die Hauptangeklagte und mutmaßliche rechtsextreme
Terroristin soll laut Anklage unter anderem an zehn Morden, zwei
Sprengstoffanschlägen und 15 Raubüberfällen beteiligt gewesen sein.
Am Mittwoch verlas Zschäpes Anwalt Mathias Grasel im Namen seiner
Mandantin eine 53-seitige Erklärung. Darin äußerte Beate Zschäpe, sie
sei weder an den Anschlägen noch den Morden beteiligt gewesen.
Nebenklage-Anwalt Yavuz Narin hält Zschäpes Aussage für eine "billige
Schmierenkomödie". Das zeige, dass sie gegenüber den Angehörigen
nicht das geringste Maß an Reue oder Schuld empfinde, so der Anwalt.
"Sie scheint den Senat, sie scheint die Prozessbeteiligten, sie
scheint die Öffentlichkeit für noch dümmer zu halten, als sie es
selbst offenbar ist." Eine Mitgliedschaft im NSU stritt Beate Zschäpe
ebenfalls ab. Im Anschluss entschuldigte sie sich bei den Opfern und
den Hinterbliebenen: "Ich fühle mich moralisch schuldig, zehn Morde
nicht verhindert zu haben."
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