Zwei Drittel erkennen jedoch Notwendigkeit einer schnelleren Umsetzung / Bitkom-Studie zur digitalen Transformation in Kernbranchen / hub conference zeigt die Chancen des digitalen Wandels
(PresseBox) - Nahezu alle deutschen Unternehmen (96 Prozent) in wichtigen Branchen sehen die Digitalisierung fĂŒr sich als Chance ? nur fĂŒr die wenigsten stehen die Risiken im Vordergrund. Das hat eine Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 556 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern ergeben. Befragt wurden GeschĂ€ftsfĂŒhrer und VorstĂ€nde von Unternehmen aus den Bereichen Automobilbau, Banken, Medien, Pharmaindustrie und Touristik. Die untersuchten Branchen stehen fĂŒr 550 Milliarden Euro Umsatz und etwa 2,2 Millionen Mitarbeiter. In diesen fĂŒnf Wirtschaftszweigen betrachten sich im Schnitt 37 Prozent der Unternehmen als Vorreiter bei der Digitalisierung. Bei der Mehrheit hapert es dagegen noch bei der Umsetzung: 56 Prozent der Befragten sehen sich bei der Digitalisierung eher als NachzĂŒgler und weitere 8 Prozent halten sich sogar fĂŒr abgeschlagen. ?Die Unternehmen mĂŒssen bei der Digitalisierung ihres GeschĂ€fts Tempo aufnehmen?, sagte Bitkom-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Dr. Bernhard Rohleder bei der ?hub conference? in Berlin. ?In der digitalen Plattform-Ăkonomie ist Schnelligkeit ein ganz entscheidender Faktor.? Die Unternehmen sollten bei der digitalen Transformation ihres GeschĂ€fts gleichermaĂen schnell wie strategisch vorgehen. Dann könnten auch ArbeitsplĂ€tze gesichert und neue geschaffen werden.
Nach den Ergebnissen der Umfrage hat etwa die HĂ€lfte der Unternehmen ? zwischen 44 Prozent der Autohersteller und 57 Prozent der Touristik-Anbieter ? eine zentrale Strategie fĂŒr unterschiedliche Aspekte der Digitalisierung. ?Eine gute Digitalstrategie sollte ganzheitlich sein und VerĂ€nderungen bei Technologien, Wettbewerb und Personalbedarf berĂŒcksichtigen?, sagte Rohleder. Strategien fĂŒr den Einsatz digitaler Technologien in einzelnen Bereichen reichten nicht aus. Das ist laut Umfrage bei 23 Prozent der Pharma-Unternehmen oder 33 Prozent der Banken der Fall. ?Bei einer Verengung auf Einzelaspekte der Digitalisierung besteht die Gefahr, die Entwicklung grundsĂ€tzlich neuer GeschĂ€ftsmodelle zu vernachlĂ€ssigen?, sagte Rohleder. DarĂŒber hinaus hĂ€tten viele Unternehmen noch gar keine Digitalstrategie. In den Medien (34 Prozent) und in der Touristik (35 Prozent) sind es gut ein Drittel, in der Auto- und Pharma-Branche jeweils ein Viertel (25 bzw. 27 Prozent) sowie im Bankensektor 17 Prozent.
Laut der Studie verĂ€ndert sich fĂŒr viele Unternehmen die Wettbewerbssituation. Ăber die Branchen hinweg sagt etwa die HĂ€lfte, dass Wettbewerber aus der Digitalbranche in ihren Markt drĂ€ngen: Jeweils 45 Prozent der Auto- und Pharma-Produzenten, 53 Prozent der Banken und sogar 62 Prozent der Medienunternehmen. Fast zwei Drittel der Banken (65 Prozent) und gut die HĂ€lfte der der Fahrzeugbauer (54 Prozent) betrachten groĂe Unternehmen der Digitalbranche als Konkurrenz bei disruptiven Neuentwicklungen. Dabei handelt es sich um Innovationen, die MĂ€rkte grundlegend verĂ€ndern, indem sie bestehende Produkte oder Dienste ersetzen. Gleichzeitig haben viele Unternehmen erkannt, dass ihnen Wettbewerber aus ihrer Branche voraus sind, die schon frĂŒhzeitig auf die Digitalisierung gesetzt haben.
Die Auswirkungen der Digitalisierung zeigen sich auch in Personalfragen. Je nach Branche erwarten zwei Drittel bis drei Viertel der Unternehmen, dass es kĂŒnftig mehr spezialisierte TĂ€tigkeiten geben wird. Gleichzeitig sagt etwa die HĂ€lfte aller Befragten, dass einfache TĂ€tigkeiten wegfallen werden. Etwa ein Viertel (23 Prozent) der Touristik-Manager, ein Drittel der Fahrzeugbauer (32 Prozent) und die HĂ€lfte der Finanzmanager (51 Prozent) erwarten, dass in ihren Unternehmen unter dem Strich ArbeitsplĂ€tze abgebaut werden. ?Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass die BeschĂ€ftigung infolge der Digitalisierung stabil bleibt oder sogar zusĂ€tzliche ArbeitsplĂ€tze geschaffen werden?, sagte Rohleder. ?Digitale Technologien steigern die ProduktivitĂ€t und die WettbewerbsfĂ€higkeit unserer Wirtschaft. Die Digitalisierung ist eine Grundvoraussetzung dafĂŒr, dass ArbeitsplĂ€tze erhalten und geschaffen werden.? Klar sei, dass der Bedarf an IT-Spezialisten steigen wird, in den untersuchten Branchen am stĂ€rksten bei Banken, Autobauern und Pharma-Unternehmen. Rohleder: ?Die Unternehmen brauchen nicht nur IT-Experten fĂŒr den Betrieb ihrer IT-Systeme, sondern um ihre Kernkompetenzen weiterzuentwickeln.?
Bei der Frage nach den Hindernissen fĂŒr die Digitalisierung ist das Thema Regulierung in drei Branchen unter den beiden wichtigsten Hemmnissen gelandet. So sagen 81 Prozent der Banken, dass Innovationen im Finanzbereich durch eine zu starke Regulierung gebremst werden. Das Gleiche gilt aus Sicht der Pharma-Unternehmen (61 Prozent) fĂŒr das Gesundheitssystem. Nach Ansicht der Autobauer fehlt es beim autonomen Fahren noch an einem rechtlichen Rahmen, zum Beispiel bei Haftungsfragen. Die Medien-Manager beklagen an erster Stelle die mangelnde Zahlungsbereitschaft fĂŒr digitale Inhalte (88 Prozent) und die Touristik-Manager fehlende IT-Experten in ihren Unternehmen (58 Prozent).
Die wichtigsten Handlungsfelder fĂŒr die Politik sind ĂŒber die Branchen hinweg der Breitbandausbau (66 Prozent), MaĂnahmen gegen den FachkrĂ€ftemangel (50 Prozent) und mehr Engagement bei der IT-Sicherheit (47 Prozent). Ebenfalls hĂ€ufig genannt werden einheitliche Datenschutzgesetze in Europa (38 Prozent) und die Förderung von Industrie 4.0 (29 Prozent). ?Wir mĂŒssen die Digitalisierung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstehen. Start-ups mĂŒssen besser gefördert, der Breitbandausbau politisch flankiert, die Jugend muss fit fĂŒr die digitale Zukunft gemacht und BeschĂ€ftigte lebenslang weitergebildet werden?, sagte Rohleder. Zudem gelte es, digitale Technologien erfolgreich zu entwickeln und zu vermarkten. Rohleder: ?Dazu mĂŒssen wir Orte schaffen, an denen Global Player, Mittelstand und Start-ups mit Wissenschaftlern und Forschern gemeinsam an digitalen Lösungen arbeiten können.?
Eine Ăbersicht ĂŒber die wichtigsten Digitaltrends geben die vom Bitkom im Vorfeld der hub conference veröffentlichten Studien zu einzelnen Branchen:
Im Gesundheitswesen wird Big Data in zehn Jahren Medizinern dabei helfen, Krankheiten zu diagnostizieren und individuelle Therapien zu entwickeln. Die Telemedizin wird zum Alltag gehören. In vielen OperationssĂ€len werden Roboter eingesetzt, mit 3D-Druck-Verfahren Prothesen und Implantate gefertigt und Mikrochips eingesetzt, um die Funktionen von Organen zu ĂŒberprĂŒfen.
Im Finanzwesen entwickelt sich das Smartphone zum Dreh- und Angelpunkt fĂŒr BankgeschĂ€fte. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Filialen drastisch ab. Finanzberatung wird stĂ€rker online und intelligent automatisiert erfolgen. In GeschĂ€ften zahlen Kunden in zehn Jahren mit Smartphones und Wearables. In vielen LĂ€den ist dafĂŒr nicht mal mehr eine Kasse notwendig. Zudem sagen 61 Prozent der Finanzmanager, dass Bargeld nicht mehr das dominierende Zahlungsmittel sein wird.
Beim Thema Intelligente MobilitÀt rechnet die HÀlfte der befragten Manager aus der Fahrzeugbranche damit, dass sich selbstfahrende Autos spÀtestens in 15 Jahren in der Breite durchgesetzt haben. Die Vernetzung von Fahrzeugen und der Trend zur ElektromobilitÀt werden neue MobilitÀtskonzepte ermöglichen und viele neue GeschÀftsmodelle schaffen.
Methodik-Hinweis: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgefĂŒhrt hat. Befragt wurden 556 GeschĂ€ftsfĂŒhrer und VorstĂ€nde von Unternehmen ab 20 Mitarbeitern in den Branchen Fahrzeugbau, Medien, Touristik, Pharmaindustrie und Banking. Die Umfragen sind fĂŒr die jeweiligen Branchen reprĂ€sentativ.
Bitkom vertritt mehr als 2.300 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.500 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 BeschĂ€ftigten jĂ€hrlich InlandsumsĂ€tze von 140 Milliarden Euro und stehen fĂŒr Exporte von weiteren 50 Milliarden Euro. Zu den Mitgliedern zĂ€hlen 1.000 MittelstĂ€ndler, 300 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tĂ€tig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 78 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, 9 Prozent kommen aus Europa, 9 Prozent aus den USA und 4 Prozent aus anderen Regionen. Bitkom setzt sich insbesondere fĂŒr eine innovative Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.
Bitkom vertritt mehr als 2.300 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.500 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 BeschĂ€ftigten jĂ€hrlich InlandsumsĂ€tze von 140 Milliarden Euro und stehen fĂŒr Exporte von weiteren 50 Milliarden Euro. Zu den Mitgliedern zĂ€hlen 1.000 MittelstĂ€ndler, 300 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tĂ€tig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 78 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, 9 Prozent kommen aus Europa, 9 Prozent aus den USA und 4 Prozent aus anderen Regionen. Bitkom setzt sich insbesondere fĂŒr eine innovative Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.