(ots) - "Eines hat die heutige Anhörung zum
Pflegeberufsgesetz deutlich gemacht. Im Referentenentwurf ist nichts
drin außer viel Ungewissheit. Er gleicht einem potemkinschen Dorf mit
einer schön bemalten Fassade. Die wichtigen inhaltlichen Regelungen
werden formal der Beurteilung entzogen, weil die Verordnung, in der
die Ausbildungsinhalte und ihr Umfang, die Praxisanteile, die
Praxisorte und alles weitere von Relevanz genannt werden sollen,
nicht vorliegt. Das Gesetz ohne die Verordnung zu beraten, ist eine
Farce. Ich kann den Abgeordneten im Deutschen Bundestag und den
Ländern im Bundesrat nur raten: Kaufen sie nicht die Katze im Sack",
sagte bpa-Präsident Bernd Meurer.
Das Thema der Generalistik werde seit geraumer Zeit diskutiert,
aber die Beteiligten gerade einmal 14 Tage nach der Vorlage des
Gesetzentwurfes zu einer Stellungnahme zu einer so wichtigen und
weitreichenden Entscheidung aufzufordern, sei nicht nur unzumutbar,
sondern lasse auch vermuten, dass eine Diskussion und fachliche
Auseinandersetzung insbesondere mit der Praxis nicht gewünscht sei,
so Meurer.
"Aus drei Ausbildungen mit einer jeweiligen Dauer von drei Jahren
soll eine mit drei Jahren werden. Breite statt Tiefe ist die Devise.
Am Ende der Ausbildung sind die Grundlagen für das Berufsfeld nicht
vorhanden und der Auszubildende muss auf eigene Kosten und auf Kosten
der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen qualifiziert werden. Die
Pflegesätze werden dadurch erheblich steigen", machte der
bpa-Präsident deutlich.
"Wir fordern die Erhaltung und Weiterentwicklung der dringend
benötigten Spezialisierung der einzelnen Berufsabschlüsse. Eine
integrierte Ausbildung wäre nur vorstellbar, wenn die in den drei
Abschlüssen identischen Ausbildungsinhalte zusammengeführt würden und
dabei die spezialisierten sowie weiterentwickelten einzelnen
Abschlüsse erhalten blieben", so Meurer.
Interessant sei, dass selbst diejenigen, die bisher behauptet
hätten, die Generalistik trage zu mehr Auszubildenden bei, nur noch
davon sprechen, es ginge um die Erhöhung der Qualität und nicht mehr
auch der Quantität. "Selbst die Befürworter der Generalistik machen
sich langsam vom Acker. Denn auch ihnen wird klar, dass dieses Gesetz
nicht zum Anstieg der Auszubildendenzahlen führen wird. Auch sie
haben keine Antwort auf die Quadratur des Kreises", erklärte Meurer.
Und weiter: "Die Attraktivität der einzelnen Berufsfelder ist
unmittelbar verknüpft mit ihren Rahmenbedingungen und die sind
unzulänglich, wie z.B. eine unzureichende Personalausstattung und die
mangelnde Refinanzierung."
Die vorgesehene Finanzierung sei unzureichend und bürde den
Einrichtungen zusätzliche Kosten auf. Pflegebedürftige Menschen
würden zusätzlich mit Beträgen für ein kompliziertes Umlagesystem,
auf Kosten ihrer ohnehin gedeckelten Teilleistungen aus der
Pflegeversicherung, belastet. Obendrein sollen die pflegebedürftigen
Menschen auch noch Schulkosten für "Berufsschulen" mit zahlen, so
Meurer.
"Insbesondere in der Altenpflege werden tausende von
Ausbildungsträgern nicht mehr ausbilden. Die bürokratischen
Anforderungen an die Ausbildungsbetriebe sind enorm, sie sollen
zukünftig für alles, auch für alle übrigen Praxisorte die
Verantwortung, Koordination und die Finanzierung übernehmen. Zudem
gibt es keinerlei verträgliche Übergangslösung. Faktisch wird eine
Ausbildung als Altenpfleger ab September 2017 nicht mehr möglich
sein. Denn offiziell wird es ab dem 1.1.2018 keine Refinanzierung
durch die Pflegeversicherung mehr für die Altenpflegeausbildung
geben. Auch den Altenpflegeumlagen in den Ländern wird die Grundlage
entzogen", so Meurer abschließend.
Die Stellungnahme des bpa finden Sie unter: http://www.bpa.de/Fach
informationen-Positionen.19.0.html?&no_cache=1&tx_bpadocumentlist_pi1
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Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa)
bildet mit mehr als 9.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen die größte
Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in
Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären
Pflege, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in
privater Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa
tragen die Verantwortung für rund 275.000 Arbeitsplätze und circa
21.000 Ausbildungsplätze (siehe www.youngpropflege.de oder auch
www.facebook.com/Youngpropflege). Das investierte Kapital liegt bei
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