(ots) -
Die Zahl der Privatinsolvenzen (Verbraucher und ehemals
Selbstständige) wird auch im Jahr 2015 weiter sinken. In den ersten
neun Monaten meldeten 80.744 Bundesbürger eine private Insolvenz an.
Dies entspricht einem Rückgang um 7,2 Prozent im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum. Das sind die Ergebnisse aus dem
"Schuldenbarometer 1.-3. Quartal 2015" der Wirtschaftsauskunftei
Bürgel. "2015 werden die Privatinsolvenzen das fünfte Mal in Folge
sinken. Wir gehen für dieses Jahr von bis zu 105.000 Fällen aus. Dies
wäre der niedrigste Stand seit dem Jahr 2005. Allerdings liegen die
Fallzahlen in 10 Bundesländern über dem Durchschnitt von 99
Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner", fasst Bürgel Geschäftsführer
Dr. Norbert Sellin die Ergebnisse zusammen. Der Bürgel
Geschäftsführer begründet den Rückgang mit der positiven Konjunktur
und der weiterhin niedrigen Arbeitslosenquote. Hintergrund: Die
Arbeitslosigkeit gilt als Hauptursache für Privatinsolvenzen. "Die
Formel ist einfach. Wenn die Beschäftigtenzahlen steigen, sinkt die
Zahl der Privatinsolvenzen." Welchen Einfluss die Arbeitslosigkeit
auf die Zahl der Privatinsolvenzen hat, lässt sich gut an den Ländern
Bayern und Bremen belegen. In Bayern liegen sowohl die
Arbeitslosenquote (3,3 Prozent) und die Privatinsolvenzen (72
Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner) auf dem niedrigsten Niveau
bundesweit. Anders sieht die Situation in Bremen aus. Nicht nur bei
den Privatinsolvenzen (165 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner)
führt das Bundesland die Statistik an - mit 10,5 Prozent hat Bremen
auch die höchste Arbeitslosenquote.
In den ersten neun Monaten des Jahres setzt sich ein Trend der
vergangenen Jahre fort. Bei den Privatinsolvenzen in Deutschland
zeigt sich ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle. Am meisten
Privatinsolvenzen gab es demnach mit 165 Insolvenzen je 100.000
Einwohner in Bremen. Es folgen Niedersachsen und das Saarland mit 134
Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner. Auch Hamburg (132) und
Schleswig-Holstein (130) liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt
von 99 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner. Positiver ist die
Situation im Süden Deutschlands, der weniger von Privatinsolvenzen
betroffen ist. Hier schneiden Baden-Württemberg und Bayern (je 74)
und mit etwas Abstand Thüringen (78) am besten ab.
Der Trend sinkender Privatinsolvenzen vollzieht sich mit einer
Ausnahme durch alle Bundesländer. Einzig in Niedersachsen steigen die
Zahlen leicht um 0,4 Prozent an. Das Saarland befindet sich mit 1.321
Privatinsolvenzen exakt auf dem Niveau des Vorjahres. Die stärksten
Rückgänge gab es in den ersten neun Monaten in Thüringen (minus 15,9
Prozent), Nordrhein-Westfalen (minus 14,7 Prozent), Hamburg (minus
12,5 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (minus 10,9 Prozent). In
diesen Ländern sanken die Fallzahlen zweistellig.
Ein Blick auf die Altersklassen zeigt, dass Bürger im Alter
zwischen 31 und 40 Jahren am stärksten von einer Privatinsolvenz
betroffen sind. In dieser Altersgruppe entfallen auf 100.000
Einwohner 170 Insolvenzen. Ãœber dem Durchschnitt liegen auch die
Altersklassen der 51 bis 60-Jährigen (110) sowie die jüngeren
Bundesbürger im Alter zwischen 21 und 30 Jahren (106).
Wie in den letzten Jahren, meldeten von Januar bis September
wieder mehr Männer als Frauen Privatinsolvenz an. Diese Aussage
trifft sowohl bei den absoluten als auch bei den relativen Zahlen zu.
Während der relative Wert aller Bürger im Bundesdurchschnitt 99 Fälle
je 100.000 Einwohner ausmacht, verantworteten männliche Bundesbürger
im vergangenen Jahr sogar 119 Privatpleiten je 100.000 Einwohner
(absolut: 47. 521 Fälle). Der Grund dafür, dass vermehrt Männer eine
private Insolvenz anmelden, liegt darin, dass in vielen Familien der
Mann trotz der veränderten Lebensformen und Rollenbilder weiterhin
als Hauptverdiener und Haushaltsverantwortlicher gilt, der im Falle
einer Überschuldung innerhalb der Familie für die Verbindlichkeiten
aufkommen und die Privatinsolvenz anmelden muss.
Die wesentlichen Ursachen von Privatinsolvenzen sind eng verbunden
mit der Einkommenssituation der Personen. Vorrangig tragen
Arbeitslosigkeit und reduzierte Arbeitszeiten, aber auch
Veränderungen in der familiären Situation, etwa Scheidung oder
Trennung, zur Verschärfung der Privatverschuldung bei. Weitere
Faktoren sind gescheiterte Selbstständigkeit, Arbeitsunfähigkeit bzw.
Krankheit und ein zum Einkommen unpassendes Konsumverhalten. Der
überwiegende Teil der Privatpersonen in einer Insolvenz steht vor
allem bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen,
Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften in
der Kreide.
Die kompletten Ergebnisse finden Sie auf unserer Homepage unter:
http://ots.de/GTpjt
Pressekontakt:
Oliver Ollrogge, Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG
E-Mail: Oliver.Ollrogge(at)buergel.de , Tel.: 040 / 89 803 582