PresseKat - Deutsche Umwelthilfe stellt stark erhöhte Stickoxid-Emissionen bei einem getesteten Mercedes C 200

Deutsche Umwelthilfe stellt stark erhöhte Stickoxid-Emissionen bei einem getesteten Mercedes C 200 CDI fest

ID: 1300510

(ots) - DUH veröffentlicht Ergebnisse von Abgasmessungen an
einem Euro 5 Diesel-Pkw der Daimler AG sowie ihr vorliegende
Messprotokolle eines BMW 320d und eines VW Passat 2.0 TDI Blue Motion
- DUH wirft Bundesverkehrsminister Dobrindt vor, die Aufklärung des
Diesel-Abgasskandals zu behindern

Die Abgasprüfstelle der Berner Fachhochschule in der Schweiz hat
im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) die Stickoxid
(NOx)-Emissionen eines Mercedes C 200 CDI (Euro 5, EZ 2011, 66.560 km
Laufleistung) untersucht. Dabei hielt das Fahrzeug die NOx-Grenzwerte
mit 149 mg NOx/km ein, wenn das Fahrzeug am Vortag entsprechend
konditioniert wurde. Zwei weitere NEFZ-Zyklen mit warmem Motor
ergaben hingegen mehr als doppelt so hohe Werte mit 337 und 352 mg
NOx/km. Um dieses ungewöhnliche Verhalten näher zu analysieren wurden
schließlich zwei NEFZ-Zyklen (kalt/warm) unmittelbar hintereinander
durchgeführt. Die Messungen zeigten während der Dauer des ersten NEFZ
(kalt) ein regelkonformes Emissionsverhalten. Bei der unmittelbaren
Wiederholung des NEFZ stiegen die kumulierten NOx-Emissionen erneut
um mehr als das Doppelte an. Mängel des getesteten Fahrzeugs sind
nicht bekannt.

Die festgestellten Abweichungen zeigen ähnliche Abweichungen wie
die Straßenmessungen der frontal21-Redaktion in der Sendung vom
15.12.2015 (ly.zdf.de/6mXY/). Die entsprechende Pressemitteilung des
ZDF finden Sie unter http://l.duh.de/vyz2w.

"Es ist für die Deutsche Umwelthilfe nicht akzeptabel, wenn die
Stickoxid-Emissionen von Diesel-Pkw bei geringfügig geänderten
Rahmenbedingungen im Labor oder gar beim Nachfahren des Prüfzyklus
auf der Straße stark ansteigen. Nach neuesten Berechnungen der EU
sterben jedes Jahr über 10.000 Menschen in Deutschland vorzeitig an
den Folgen des Dieselgiftes NO2. Erneut werden wir versuchen, durch




die Übermittlung der Prüfprotokolle die zuständigen Bundesbehörden zu
einer herstellerunabhängigen Überprüfung zu bewegen", sagt Jürgen
Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Erneut haben betroffene Autohersteller der DUH bereits vor der
Veröffentlichung ihrer Prüfergebnisse mit juristischen Schritten
gedroht. Daimler forderte sogar deren Nichtveröffentlichung und
drohte mit einer separaten Klage. Die Anwaltsschreiben von Daimler
und BMW vom 15.12.2015 finden Sie unter http://l.duh.de/326wp.

"Ich bin der Meinung, dass das heutige Zulassungsverfahren nicht
funktioniert", so der international tätige Verkehrsexperte Axel
Friedrich. "Wir brauchen die Überprüfung der Einhaltung der
Abgasvorschriften auf der Straße mit portablen Messsystemen (PEMS).
Laborgrenzwerte sind völlig überflüssig, nur das Emissionsverhalten
im realen Leben zählt."

Die DUH hat am 23. Oktober 2015 Messungen eines Opel Zafira 1.6
CDTi (Frontantrieb, Laufleistung 6.000 km, Euro 6b) veröffentlicht.
Die von der DUH an die Adam Opel AG gerichteten Fragen zum
Zustandekommen der bis zu 17-fachen Ãœberschreitungen des
NOx-Grenzwertes bzw. Ãœbermittlung angeblich entlastender
Opel-Eigenmessungen beantwortet das Unternehmen bis heute nicht. In
der Zwischenzeit fanden unterschiedliche Nachmessungen mit
verschiedenen weiteren Opel Zafira Fahrzeugen statt, veranlasst unter
anderem durch BBC London, des ARD Magazins Monitor gemeinsam mit der
DUH sowie zusätzliche eigene Messungen der DUH in der Schweiz und in
einem Messlabor in Prag. Unter anderem bei einer Variierung der
Vorkonditionierung wurden wiederholt hohe Ãœberschreitungen des
NOx-Grenzwertes bei diesen Messungen festgestellt.

Auch von Seiten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) ist bislang keine
Aufklärung erfolgt. Die bereits vor Wochen abgeschlossenen Messungen
durch die Behörde werden hinter den Kulissen mit den Herstellern
erörtert, ohne die Öffentlichkeit über die Ergebnisse zu informieren.
Unklar sind ebenfalls die technischen Vorgaben und die zu erwartenden
Verbesserungen im Abgasverhalten beim vom KBA angeordneten Rückruf
der von den illegalen Manipulationen betroffenen VW-Dieselfahrzeuge.
Die einzig konkrete, bislang bekannt gewordene technische Maßnahme,
der Einbau eines schwarzen Plastikrohrs, wird hinsichtlich ihrer
Wirksamkeit bezweifelt. Anfragen der DUH nach Ãœberlassung eines
Bauteils beziehungsweise nachgerüsteten Fahrzeugs für unabhängige
Abgastests blieben unbeantwortet.

"Wir haben am 19. Oktober 2015 beim KBA beantragt, uns
Akteneinsicht in die gegenüber VW verfügte Rückrufanordnung zu
gewähren. In der vergangenen Woche teilte uns das Amt mit, dass mit
einer Entscheidung erst im nächsten Jahr zu rechnen sei, da man VW
eine Stellungnahmefrist bis zum 31. Dezember eingeräumt habe. Erst
auf meine Klageandrohung teilte man mir telefonisch mit, dass man
dies nun schneller bearbeiten werde", so Rechtsanwalt Remo Klinger,
der die DUH in den verwaltungsgerichtlichen Auseinandersetzungen
vertritt.

Eine empfindliche Niederlage erlitt die Autolobby und damit auch
die Bundesregierung an diesem Montag (14.12.2015) im Umweltausschuss
des Europäischen Parlaments. Mit 40 zu 9 Stimmen lehnte der
EU-Ausschuss den Versuch der Autolobby ab, sich für die Zukunft einen
offiziellen "Verschmutzungsfaktor" von 110 Prozent genehmigen zu
lassen. Die deutsche Bundesregierung hatte im November dieses
Verschmutzungs-Privileg erfolgreich für die Diesel-Pkw Hersteller
erkämpft und gegen den Widerstand der EU-Kommission durchgesetzt.

"Die deutschen Autobauer fahren derzeit die Dieseltechnik an die
Wand. Unsere hochbelasteten Innenstädte vertragen keine weiteren
schmutzigen Diesel-Pkw. Diesel-Pkws zu entwickeln und zu verkaufen,
die in unseren Städten stark erhöhte Stickoxid-Emissionen haben,
werten wir als vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge in vielen
tausend Fällen. Ich fordere Daimler, BMW & VW dazu auf, sich zu
erklären, ab 2016 nur noch Diesel-Pkw auszuliefern, die die
amerikanischen beziehungsweise kalifornischen Abgasstandards
einhalten. Andernfalls hat der Diesel keine Zukunft mehr bei Pkw", so
Jürgen Resch.

Für den Inhalt der Pressemitteilung ist die Deutsche Umwelthilfe
e.V. verantwortlich.

Links:

Den von der DUH beauftragten Prüfbericht zu NOx-Messungen an einem
Mercedes-Benz C 200 CDI sowie einen Auszug daraus in einer
zusammenfassenden Präsentation finden Sie unter
http://l.duh.de/326wp. Dort finden Sie auch Pressefotos vom
getesteten Mercedes-Benz C 200 CDI auf dem Prüfstand sowie die
Schreiben der Daimler AG und der BMW AG an die DUH.

Hier finden Sie die Prüfberichte zum BMW 320d (ly.zdf.de/76Lyv/),
zum Mercedes C200 CDI (ly.zdf.de/GJQ/) und zum VW Passat 2.0 TDI
(ly.zdf.de/XRzT/), die von frontal 21 (ZDF) in Auftrag gegeben
wurden. Die frontal 21-Sendung vom 15.12.2015: ly.zdf.de/6mXY/. Die
ZDF-Pressemitteilung: http://l.duh.de/vyz2w.



Kontakt zu den Zitatgebern:

Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer
Mobil: 0171 3649170, E-Mail: resch(at)duh.de

Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsberater
Mobil: 0152 29483857, E-Mail: axel.friedrich.berlin(at)gmail.com

Prof. Dr. Remo Klinger, Rechtsanwalt in der Kanzlei Geulen & Klinger
- Rechtsanwälte
(Berlin), Mobil: 0171 2435458, E-Mail: klinger(at)geulen.com
 
DUH-Pressestelle:

Daniel Hufeisen, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 030 2400867-22, Mobil: 0151 55017009, E-Mail: hufeisen(at)duh.de

Ann-Kathrin Marggraf, Pressereferentin
Tel.: 030 2400867-21, Mobil: 0151 26749133, E-Mail: marggraf(at)duh.de

DUH im Internet: www.duh.de, Twitter: https://twitter.com/Umwelthilfe


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