(ots) - Umfrage zu Flüchtlingen: An der eigenen Haustür
hört die Solidarität zumeist auf
Nur jeder dritte Europäer würde Zimmer zur Verfügung stellen
Osnabrück. An der eigenen Haustür hört die Solidarität zumeist
auf: Nur jeder dritte Europäer (35 Prozent) würde einem Flüchtling
für kurze Zeit ein leer stehendes Zimmer im eigenen Heim anbieten,
bis dessen Papiere und Anträge abschließend bearbeitet sind. Zwei
Drittel der Europäer (65 Prozent) würden dagegen kein Zimmer
anbieten. Das ist das Ergebnis einer neuen Umfrage des Netzwerkes
WIN/Gallup International in 14 westeuropäischen Staaten, die der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) vorliegt.
Bulgaren (86 Prozent), Briten (80 Prozent) und Niederländer (73
Prozent) verweigern demnach eine Notunterkunft am ehesten. Spanier
(62 Prozent), Griechen (48 Prozent) und Deutsche (48 Prozent)
signalisierten dagegen am häufigsten Bereitschaft, einen Schlafplatz
zur Verfügung zu stellen.
Mit Blick auf die EU ist eine Mehrheit von 57 Prozent der
Befragten der Ansicht, der Kontinent könnte Flüchtlingen mehr Hilfe
anbieten. Doch gibt es auf der nationalen Ebene erhebliche
Unterschiede: Vor allem Italiener (83 Prozent) und Griechen (87
Prozent) fordern, Europa solle mehr Unterstützung leisten. In Belgien
(41 Prozent) und Frankreich (37 Prozent) unterstützen deutlich
weniger Menschen diese Forderung.
In Deutschland, wo das Marktforschungsinstitut "Produkt und Markt"
für die internationale Umfrage 1000 Personen interviewt hat, spricht
sich mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) dafür aus, dass
die EU mehr Hilfe leisten sollte. Lediglich jeder Fünfte (19 Prozent)
meint, Europa sollte weniger tun. Anders sieht das Ergebnis beim
Blick auf Deutschlands Engagement aus. Hier halten nur noch 21
Prozent der Bundesbürger eine Steigerung der Hilfen für angemessen.
Jeweils knapp 40 Prozent meinen, das Engagement der Bundesrepublik
sei genau richtig beziehungsweise solle eingeschränkt werden.
Die Umfrage erfasste auch persönliche Einstellungen und hier
besonders die Haltung zu Wirtschaftsflüchtlingen. 59 Prozent der
Befragten in den 14 untersuchten Ländern bejahten die Aussage, solche
Flüchtlinge seien "eine Belastung für ihr Land, da sie Jobs und
Wohnraum belegen und das Gesundheitssystem belasten". Nur 41 Prozent
entschieden sich an dieser Stelle für die Aussage: "Sie stärken unser
Land durch ihre harte Arbeit und ihre Fähigkeiten". In wichtigen
Zielländern von Migranten wie Italien (42 Prozent) und Deutschland
(35 Prozent) war dieser Wert besonders niedrig.
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