(ots) -
Die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer in Deutschland fühlt
sich in ihrem Job wohl. Gleichzeitig sind die Berufstätigen aber
stark gestresst - und das nicht nur vor Weihnachten. Laut der Orizon
Arbeitsmarktstudie 2015 klagt knapp die Hälfte der Arbeitnehmer über
körperliche Belastungen am Arbeitsplatz. Zudem sehen sich 66 Prozent
'hohen' oder 'sehr hohen' psychischen Belastungen ausgesetzt.
Besonders gestresst sind die Generation Y (30-39 Jahre) und die Best
Ager (50-59 Jahre). Die Gründe für den Stress sind schnell
identifiziert: Vor allem das hohe Arbeitspensum sowie Konflikte mit
Vorgesetzten und Kollegen machen den Menschen zu schaffen. Strategien
zu Stressvermeidung und -abbau gibt es viele, wie etwa bewusste
Erholungsphasen oder offene Kommunikation im Team. Doch sowohl
Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber greifen nur selten auf die
bewährten Strategien zurück, um die Belastungen einzudämmen.
Im Stress zufrieden?
Immerhin fühlen sich 79,1 Prozent der befragten Arbeitnehmer an
ihrer Arbeitsstelle wohl. Zu diesem Ergebnis kommt die Orizon
Arbeitsmarktstudie 2015 mit über 2.000 Teilnehmern (1.872 davon
Arbeitnehmer, der Rest sind Auszubildende und Arbeitssuchende).
Dennoch registrieren in der gleichen Befragung 48,9 Prozent der
befragten Arbeitnehmer eine 'hohe' oder 'sehr hohe' körperliche
Belastung und sogar 66 Prozent eine 'hohe' oder 'sehr hohe'
psychische Belastung. Für Dr. Dieter Traub, CEO des
Personalunternehmens Orizon GmbH, nicht unbedingt ein Widerspruch:
"Auch stressige Jobs können zufrieden stellen, so lange die Leistung
entsprechend honoriert wird und ein Ausgleich stattfindet."
Lebensstau und Altersspitzen
Insbesondere die 30- bis 39-jährigen Arbeitnehmer fühlen sich
starken Belastungen ausgesetzt: 51,2 Prozent von ihnen sehen sich
'hohen' oder 'sehr hohen' körperlichen und 71,1 Prozent 'hohen' oder
'sehr hohen' psychischen Belastungen ausgesetzt. "In diesem aktiven
Lebensabschnitt sind die Arbeitnehmer zwar besonders leistungsfähig,
aber auch besonders gefordert", erklärt Traub die Eigenwahrnehmung
der Altersgruppe. "In diesem Zeitabschnitt wird von Berufstätigen
erwartet, zwei oder drei Sprossen auf der Karriereleiter zu erklimmen
und Verantwortung zu übernehmen. Außerdem werden auch im privaten
Bereich, beispielsweise in der Partnerschaft und der Familienplanung,
wichtige Weichen gestellt." Interessanterweise sehen sich die
sogenannten Best Ager (50 bis 59 Jahre) in noch höherem Maße
körperlichen Belastungen ausgesetzt (55,2 Prozent spüren 'hohe' oder
'sehr hohe' körperliche Belastung). Jenseits des 60. Lebensjahres
sinkt die Belastung in der Eigenwahrnehmung dann wieder deutlich (36
Prozent). Die 'sehr hohe' Belastung nimmt isoliert betrachtet relativ
konstant mit steigendem Alter ab, während 23,5 Prozent der 18 und 19
Jährigen eine extreme Belastung verspüren, sind es bei den über
60-Jährigen nur noch 9,9 Prozent.
Die Trägheit der Dinge
Als zentrale Ursachen für den Stress machen die Arbeitnehmer vor
allem das hohe Arbeitspensum (72,5 Prozent) sowie Konflikte mit
Vorgesetzten (45,8 Prozent) und Kollegen (43,5 Prozent) aus.
Erstaunlich ist: Sowohl die Arbeitnehmer als auch die Arbeitgeber tun
relativ wenig, um Belastungen zu vermeiden oder abzubauen. Nur etwa
die Hälfte der Arbeitnehmer sucht bewusste Erholungsphasen in der
Freizeit. Die offene Kommunikation mit den Vorgesetzten pflegen nur
38 Prozent. Ein Drittel der Arbeitnehmer versucht über gute Ernährung
oder Sport einen Ausgleich zu schaffen. Knapp die Hälfte der
Arbeitgeber ergreift aus Sicht der befragten Arbeitnehmer gar keine
Maßnahmen, um Stress zu vermeiden. Immerhin 24,3 Prozent bieten
flexible Arbeitszeiten an. "Bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern gibt
es großen Nachholbedarf im Stressmanagement. Hier kann man mit wenig
Aufwand viel erreichen", so Traub.
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